Die Rakete

Divine Weapon (Blu-Ray)

Divine WeaponWunderwaffen tragen das Versprechen der Stärke in sich, das ihnen einerseits einen verheißungsvollen Charakter verleiht und andererseits auf drohende Zerstörung und Leid verweist. Sie eignen sich deswegen besonders gut als Schmierstoff für ein Epos, da sie die emotionale Wucht in idealer Weise reflektieren können. Wenn dann noch eine historische Geschichte aus dem Jahr 1448 um eine Art Raketen-Waffe vorliegt, ist der Stoff für ein Epos mit patriotischem Anstrich perfekt. Das auf koreanischem Gebiet befindliche Königreich Joseon steht unter dem Einfluss des benachbarten China mit dessen Ming-Dynastie. Der chinesische Kaiser übt herrschaftlichen Druck auf Joseon aus, der dort nicht gerne gesehen wird. Um die eigene Unabhängigkeit zu stärken, arbeitet ein Spitzengelehrter an einer besonders schlagkräftigen Waffe, mit der es möglich sein soll, auch eine zahlenmäßig überlegene Armee zu besiegen. Als die Chinesen Wind von der Sache bekommen, versuchen sie das nahezu fertig gestellte Projekt mit Gewalt zu beenden. Der Waffenentwickler kommt bei einem Angriff auf sein Anwesen ums Leben, dessen Tochter kann aber fliehen. Sie versteckt sich bei einem kampferprobten Kaufmann, der über seinen in Ungnade gefallenen Vater noch Verbindungen zum Königshaus Joseons besitzt. Der König selbst sorgt über seine Mittelsmänner dafür, dass der Kaufmann bei sich eine neue Geheimzentrale einrichtet, deren Ziel die Fertigstellung der Wunderwaffe ist. Die Tochter des getöteten Gelehrten soll dabei die wissenschaftliche Leitung übernehmen. Während fieberhaft an der Waffe gearbeitet wird, bewegt sich ein mächtiges chinesisches Heer auf die Grenze Joseons zu und kaiserliche Gesandte spionieren am Hofe Joseons, um die Entwicklung der Waffe verhindern zu können.

Die historisch belegte Waffe (http://de.wikipedia.org/wiki/Hwacha) hat den entscheidenden Vorteil, dass sie ein ungewöhnliches Element in das Kampfkunstepos einführt. Der schwarzpulverbasierte Raketenantrieb der Pfeilprojektile verleiht dem Finale eine Wucht, die das zuvor erzählte Drama auf effektive Weise bündelt. Dabei legt der Film keinen Wert auf eine ambivalente Erzählung. Die Rollen sind vielmehr klar verteilt. Da es sich um einen Kampf zur Stärkung der eigenen Unabhängigkeit handelt, sind die Koreaner die Guten und die Chinesen die Bösen. Mit patriotischem Eifer setzt Regisseur Yu-jin Kim diese Ausgangssituation gekonnt in Szene. Intrigen und Machtspiele am Hofe Joseons werden den gefährlichen Arbeiten der im verborgenen tätigen Gruppe um die Tochter des Waffenentwicklers sowie des KaufmannsDivine Weapon gegenüber gestellt. Aufgrund der allgegenwärtigen Machtbasis der chinesischen Gesandten, die sich zudem auf Verräter in den Reihen Joseons stützen können, erhöht sich der Spannungsdruck, dem die Geheimgruppe ausgesetzt ist. Yu-jin Kim übersetzt das in elegante, opulent ausgestattete Bilderwelten, wenn eine mysteriöse Japanerin im Rotlichtviertel aufgesucht werden muss, um an notwendiges Rohmaterial zu kommen, oder aber ein Einbruch in das Anwesen der chinesischen Gesandten auf der Suche nach den Originalunterlagen zur Wunderwaffe ansteht. Die Unterlagen, deren komplexer Inhalt ohne Vorkenntnisse nur schwer verständlich ist, wurden bei dem Angriff der kaiserlichen Vertreter auf die Unterkunft des Waffenentwicklers beschlagnahmt.

Der Aufeinanderprall der beiden einander gegenüberstehenden Machtapparate, die sich zunächst mit versteckten und halb-offenen Methoden bekämpfen, sorgt für eine zunehmende Steigerung innerhalb der Ereignisse, die sich konsequent bis zum dramatischen Finale zuspitzen. Der Film folgt dramaturgisch den klassischen Regeln, die mit großem Aufwand umgesetzt werden. Daraus entsteht ein mitreißendes Werk, das angesichts der Situation auf der koreanischen Halbinsel natürlich niemals völlig ohne aktuelle politische Dimension sein kann. Wie weit man die Interpretation auch fasst, der Ansatz der Handlung, in der es um eine mächtige Waffe geht, welche die Freiheit Koreas sichern soll, transportiert auch Existenzängste, mit denen die Bewohner auf der koreanischen Halbinsel leben. Dass dabei ausgerechnet die Guten zu einer Waffe mit einem Vernichtungspotential greifen, das für die Zeit ungewöhnlich ist, verleiht der Handlung dann doch noch so etwas wie eine zarte Ambivalenz.

Bildqualität

Das saubere Bild der Bluray besitzt eine sehr gute Schärfe mit klaren Konturen und einem hohen Maß an Details. Die kräftigen Farben transportieren die Atmosphäre der detailliert gestalteten Szenereien auf hervorragende Weise. Bei dunklen Szenen gehen jedoch immer wieder Details verloren, da der Kontrast hier bei tiefem Schwarzwert leichte Schwächen besitzt. Ansonsten macht der Kontrast eine gute Figur. Neben einer leichten Körnigkeit fallen keine Rauschmuster auf.

Tonqualität

Die DTS-HD-5.1-Tonspuren überzeugen mit einer oftmals guten räumlichen Atmosphäre, die Nebengeräusche sowie die breite Musikuntermalung auf alle Lautsprecher verteilt. Dabei besitzt der Ton auch eine ordentliche Klangfülle, die noch ein wenig steigerungsfähig wäre. Die Dialoge aber sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht.

Extras

Das Bonusmaterial auf der Bluray ist zwar deutsch untertitelt, Namenseinblendungen bleiben davon jedoch ärgerlicherweise ausgespart. Das Divine WeaponMaking Of (etwa 42 Minuten) besteht zu weiten Teilen aus Interviews mit Angehörigen des Filmstabs, die sich über die Produktionsentwicklung äußern. Darin kommt unter anderem auch einer der Drehbuchautoren zu Wort, der über die kritische Haltung vieler junger Koreaner zur patriotischen Ausrichtung des Films spricht und seine Sichtweise der Filmthematik erläutert. Insgesamt ein gutes Making Of, das verschiedene Produktionsaspekte über griffige Interviews beleuchtet. Im Beitrag „Production Design“ (etwa 15 Minuten) berichtet eine Mitarbeiterin des Filmteams über die Ausstattung einzelner Drehorte sowie die mit den einzelnen Gruppen der Handlung verbundene Farbgebung. Ein interessanter Einblick in die Thematik.

Das „Making Of Action Scenes“ (etwa 17 Minuten) besteht im Wesentlichen aus unkommentiertem, aber deutsch untertitelten B-Roll-Material der Dreharbeiten, so dass die Anweisungen, welche die Darsteller erhalten, verständlich sind. Zwischendurch lockern kurze Interviewpassagen mit ein paar beteiligten Darstellern, die über ihre Erfahrung mit den Actionszenen berichten, das ansonsten etwas trockene Material auf. Ganz nett, aber auch entbehrlich. Hinter „Singijeon: The Divine Weapon“ (etwa vier Minuten) verbirgt sich ein kurzer Abriss über die Entwicklung der titelgebenden Waffe aus dem Jahr 1448, sowie Bilder vom Bau der Waffe, die das Filmteam in funktionsfähiger Weise hergestelt hat.

In „Restauration of Singijeon“ (etwa zwölf Minuten) wird nicht nur der Waffenbau des Filmteams ausführlicher beleuchtet, sondern es werden auch mehr historische Details über den Singijeon verraten, so dass der Beitrag gelungen ist. Der Singijeon ist darin auch im realen Einsatz zu sehen. „Behind the Scenes“ (etwa fünf Minuten) ist ein ausführlicher Werbetrailer mit lohudelndem Kommentar. Überflüssig. In „Interviews“ (etwa vier Minuten) kommen ein paar Darsteller zu Wort, wobei die Aussagen rein werbenden Charakter haben und wenig interessant sind. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Divine Weapon“ spielt gekont auf der Klaviatur des patriotischen Epos, in dem die Rollen mit den guten Koreanern und den bösen Chinesen klar verteilt sind. Spionagespannung, Intrigen und selbstloser Edelmut im Einsatz für die eigene Nation sind die Zutaten des mitreißenden Epos, das vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auf der koreanischen Halbinsel auch über Existenzängste reflektiert. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Shin ge jeon (Südkorea 2008)
Länge 134 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Yu-jin Kim
Darsteller Jae-yeong Jeong, Eun-jeong Han, Jun-ho Heo, Sung-kee Ahn, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of, Interviews, Trailer, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung gut, technisch gut