Django ist überall

Django - Italo-Western-Box

Kein Italowestern-Held hat es auf so viele Filme gebracht wie Django, der zu einer gewissen Zeit in nahezu jedem italienischen Western aufzutauchen schien. Und weil das nicht genug war, setzten die Verleiher noch einen drauf, indem sie manche Filme einfach in Django-Western umbenannten. Diese DVD-Box enthält einen schönen Booklet-Text von Wolfgang Luley, der sich dem Thema nähert.

Der erste Film der Box "Django - 10.000 blutige Dollar" ist ein echter Django-Film, wo der Held auch im Original diesen Namen trägt. Für eine Summe von 10.000 Dollar macht sich der Kopfgeldjäger ans Werk und liefert die bösen Buben an das Gesetz aus - tot oder lebendig. Alle Banditen, die weniger auf ihrem Steckbrief zu stehen haben, leben noch in Sicherheit vor Django. Das gilt auch für Manuel, obwohl ein Ranchero bereits ist, dessen Kopfgeld für die Befreiung seiner Tochter zu erhöhen. Nur reicht die Summe immer noch nicht. Außerdem denkt Django darüber nach, seinen Job an den Nagel zu hängen und mit einer attraktiven Barbesitzerin in San Franzisko ein neues Leben anzufangen. Dafür will er bei einem Beutezug sogar gemeinsame Sache mit Manuel machen, aber der hat anderes vor, als sich an getroffene Abmachungen zu halten.
Inszenatorisch gehört Romolo Girolami zu den fähigen Regisseuren. Geisterstädte, Saloons oder die nächtliche Straße in einem Westernkaff, stets gelingt es Girolami, den altbekannten Szenen eine neue Dynamik abzugewinnen. "Django - 10.000 blutige Dollar" gewinnt inhaltlich vor allem auch durch die romantische Note der Django-Figur, welche meilenweit vom kaltblütigen Bleischleuderer ähnlich gelagerter Billigproduktionen entfernt ist. Hier geht es tatsächlich auch um den inneren Kampf eines zerrissenen Helden. Monetäre Reize und romantische Erfüllung stehen sich gegenüber. Django versucht immer wieder, beides zu vereinen. Draus resultieren Konflikte, die in der Welt des Italo-Western häufig zu Duellen mit Waffen führen. Während Girolami seine Handlungsorte über weite Strecken spektakulär in Szenen zu setzen weiß, hat ihn leider im Finale sein Händchen ein bisschen verlassen, aber das schmälert den guten Italo-Western kaum.

"Django - Der Bastard" besitzt im Original keine Figur, die Django heißt. Aus Johnny wurde irgendwann Django. Johnny saß 10 Jahre unschuldig im Gefängnis, weil er anstelle seines Halbbruders für den Tod des Vaters verurteilt wurde. Jetzt verdient er seinen Unterhalt als Kopfgeldjäger und wenn es ihm zu anstrengend wird, besucht er eine Frau mit Sohn, die in ihn verliebt ist. Aber dann sieht er auf einem Steckbrief seinen Halbbruder, an dem er sich rächen möchte. Johnny verfolgt seinen Halbbruder, der vor kurzem eine beträchtliche Menge Gold erbeutet hat, für das er wiederum andere übers Ohr hauen musste, die ebenfalls hinter ihm her sind.
Giovanni Fago hat "Django - Der Bastard" sorgfältig inszeniert. Bereits die Eingangssequenz zeigt, dass dieser Film die eine oder andere originelle Idee parat hat. Auch wenn die Handlung an mancher Stelle ein wenig künstlich verwinkelt wirkt, verliert Fago den Konflikt der beiden Halbbrüder nicht aus den Augen. In der archaischen Auseinandersetzung zeigen sich die Qualitäten eines Italo-Western, der Figuren statt Abziehbildern besitzt. Leider wurde die romantische Idee des Helden, der sich eigentlich zur Ruhe setzen möchte, nicht so deutlich ausgearbeitet, wie bei "Django - 10.000 blutige Dollar", so dass dessen Qualität nicht ganz erreicht wird.

"Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel" ist das Resultat einer Verleihumtitelung. In der Originalfassung taucht kein Django auf. Es geht um einen unbescholtenen Bürger, der in der deutschen Fassung Django heißt. Dieser wird mit einem Goldgräber verwechselt. Verschiedene Banden oder Einzelpersonen setzten nun alles daran, von Django zu erfahren, wo das Gold ist. Da der nichts weiß, nützen auch Folterungen zunächst nichts. Django kann einer Bande von Mexikanern entkommen und wird nun von allen Parteien auf der Suche nach dem Gold gejagt.
Was auch immer Regisseur Domenico Paolella gedreht hat, der Schnitt hat den vorhandenen Film-Torso endgültig ruiniert. In völlig wirrer weise vermittelt das Werk eigentlich nur, dass alle Beteiligten irgendwie hinter dem Gold her sind. Dabei lassen sie jedoch jede zielgerichtete Handlung vermissen, reiten irgendwie durch die Gegend - ein Gefühl für räumliche Zusammenhänge wird nicht vermittelt - und schießen gelegentlich aufeinander. Die Figuren des Films haben letztlich keine Beziehung zueinander, so dass jenseits der Goldjagd auch überhaupt nichts erzählt wird. Der Versuch, irgendwann eine Bruder-Geschichte einzuführen, scheitert kläglich aufgrund der Drehbuchunfähigkeit, daraus einen echten Konflikt jenseits roher Gewalt zu machen. "Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel" ist einer der Gründe, aus denen die Genre-Gattung Italo-Western in Verruf geriet.

Bildqualität

Die Bildqualität der Filme ist gut. Erstaunlich scharf erstrahlen die Filme in kräftigen Farben, welche die ganze Palette der Filme abdecken, die von erdig-schmutzigen Käffern bis zu strahlend blauem Himmel reicht. Auch Dreckspuren oder Bildpunkte gibt es nur wenig. Hier und da neigen die Konturen mal zu einem leichten Flimmern. Bei Schwenks und kleinteiligen Strukturen lassen sich mit wechselnder Intensität stehende Rauschmustern ausmachen, die den Sehgenuss etwas beeinträchtigen. Dies fällt vor allem bei "Django - Der Bastard" auf.

Tonqualität

Der Ton ist im allgemeinen etwas dumpf geraten. Hier merkt man doch ein bisschen das Alter der Mono-Spuren. In Höhen kommt es zu leichtem Schrebbelen, was sich in manchen Passagen immer wieder einschleicht. Der deutsche Ton ist leicht heller, kann aber auch nicht besonders deutlich Punkten. Trotz der schwächen, ist aber alles verständlich.

Extras

Die DVD-Box enthält lobenswerter Weise auf einer Audio-CD die Soundtracks zu den beiden ersten Italo-Western mit Gioanni Garko. Laut Koch Media sei das eine weltweite Erstveröffentlichung. Das lässt sich natürlich nicht so ohne weiteres überprüfen. Fest steht aber, dass die wunderschöne Musik eine echte Rarität darstellt und das Box-Set erheblich aufwertet.

Daneben enthält die Box ein zweiteiliges Interview mit Gianni Garko - Mondo Garko -, das auf der ersten sowie der zweiten DVD enthalten ist und etwa eine 53minütige Länge besitzt. Gioanni Garko erinnert sich recht lebhaft an die damalige Zeit und seine Filme. Er berichtet unter anderem über seinen Einfluss auf die Rollen, die er gespielt hat, und berichtet viel über seine damaligen Kollegen. Ein sympathisches sowie interessantes Interview, das immer wieder durch Szenen aus damaligen Italo-Western oder Werbematerialien aufgelockert wird.

Darüber hinaus enthalten die DVDs jeweils den Trailer und eine Bildergalerie.

Fazit

Nach der begeisternden Sergio-Sollima-Box hat Koch Media erneut eine sehenswerte Italo-Western-Box herausgebracht, die zwei gute und einen schwachen Film enthält. Technisch sind die DVDs gut, auch wenn leichte Abstriche beim Bild gemacht werden müssen, da vermutlich durch Rauschfiltereinsatz Hinterlassenschaften sichtbar sind. Besonders die Audio-CD mit der wunderschönen Musik, macht aus der Box einen echten Kauftipp für Freunde des Genres.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel 10.000 Dollari per un Massacro (I 1967), Per 100.000 Dollari t'ammazo (I 1967), Execution (I 1968)
Länge 94/ 92/ 89 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Romolo Girolami, Giovanni Fago, Domenico Paolella
Darsteller Gianni Garko, Loredana Nusciak, Claudio Camaso, Adriana Ambesi, u.a. / Gianni Garko, Carlo Gaddi, Claudio Camaso, u.a. / John Richardson, Mimmo Palmera, Rita Klein, Franco Giornelli, u.a.
Format 1:2,35 (16:9) / 1:2,35 (16:9) / 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Mondo Garko Teil 1, u.m. / Mondo Garko Teil 2, u.m. / Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 50 Euro
Bewertung gut