Und
wieder erblickt ein Django-Film das Licht der DVD-Welt, und bevor
es langweilig wird, füge ich hinzu, ein ganz besonderer. Denn
natürlich ist der im Jahre 1967 von Enzo G. Castellari (Keoma)
gedrehte "Django - Die Totengräber warten schon"
in Wirklichkeit gar kein Django-Film - hier wurde in Deutschland
wieder einmal umgetitelt -, sondern eine faszinierende Italowestern-Version
des Shakespeare-Dramas "Hamlet". Im Original heißt
Django auch Johnny Hamilton. Jener Hamilton hat im amerikanischen
Bürgerkrieg auf Seiten der Südstaaten gekämpft. An
einem Strand, wo eine Schauspielertruppe gerade die Inszenierung
ihrer Hamlet-Version probt, suchen Johny Hamilton beunruhigende
Träume über seinen Vater heim. Er macht sich auf den Weg
nach Hause, wo er auf einem Höhlenfriedhof das Grab seines
Vaters findet. Hamilton hat jedoch nur kurze Zeit für Trauer,
denn aus dem Nichts tauchen Ross und Guild auf, die ihm mit ihren
Waffen klar machen, dass er nicht erwünscht ist. Horaz kommt
Hamilton zu Hilfe und erklärt ihm, dass angeblich der berüchtigte
Santana seinen Vater getötet habe. Santanas Grab befindet sich
auch auf dem Friedhof, weil Hamiltons Onkel laut Horaz den Mord
gerächt hat. Als Hamilton seine Mutter besuchen möchte,
erwartet ihn eine böse Überraschung. Sein Onkel teilt
nun das Bett mit ihr. Enttäuscht und weil viele Indizien Zweifel
an den bisher bekannten Mordumständen aufkommen lassen, macht
sich Django mit Horaz daran, den Mörder seines Vaters zu suchen.
Horaz
(Horatio), Ross und Guild (Rosenkranz und Güldenstern), Hamilton
(Hamlet), die nur ein bisschen verfremdeten Namen lassen keinen
Zweifel daran, dass es sich hier um eine echte Hamlet-Verfilmung
handelt. Dabei nutzt Castellari das Setting des Italowesterns, um
die Geschichte mit einigen religiösen Symbolismen anzureichern.
Bereits zu Beginn reitet Johnny Hamilton an einem Gekreuzigten vorbei,
der eine Tafel mit der Aufschrift Outlaw trägt. Es wird nicht
das letzte Mal bleiben, dass der Film eine Kreuzigung zeigt. Das
Motiv der Buße spielt eine zentrale Rolle. Hamilton, der im
Bürgerkrieg gekämpft hat, macht sich Vorwürfe, weil
er nicht zu Hause war, als sein Vater getötet wurde. "Django
- Die Totengräber warten schon" schickt ihn durch ein
Martyrium aus seelischen und im späteren Verlauf des Films
auch aus körperlichen Qualen. Vor allem die innere Zerrissenheit
Hamiltons ist im Italowestern eher ungewöhnlich. Mehrfach kehrt
er auf den Höhlenfriedhof zurück, wobei seine Anwesenheit
nicht nur in Dienste der Mörderjagd steht, sondern angesichts
des Grabs seines Vaters immer auch eine innere Einkehr bedeutet.
Die dunkle, nur durch Kerzenlicht erhellte Atmosphäre besitzt
zugleich einen friedlichen, wie düsteren Charakter. Castellaris
Bildsprache überhöht das Motiv des Friedhofs, indem man
quasi in ein Grab (Höhle) gehen muss, um die Gräber zu
besuchen. Über allen Figuren liegt bereits der Mantel des Todes
und erst das Ende dieses finsteren Dramas wird zeigen, wer ihn abschütteln
kann. Dank der geradlinigen Inszenierung, einer hochsymbolischen
Bildsprache und ausgezeichneten Schauspielern (Horst Frank als finsterer
Onkel wie immer gut), gehört "Django - Die Totengräber
warten schon" zum Besten, was der Italowestern zu bieten hat.
Die Version auf der Koch Media DVD ist die etwa 15 Minuten längere, ungeschnittene Originalfassung.
Bildqualität
Die Vorlage für die DVD wurde ausgezeichnet aufgeräumt, so dass Bildpunkte oder Verschmutzungen auf ein Minimum reduziert wurden. Auch die Schärfe ist bei fast allen Bildern sehr gut, nur selten fällt sie auf ein nur angenehmes Niveau herunter. Die Farbwiedergabe überzeugt genauso, wie auch der Kontrast dafür sorgt, dass das Bild detailfreudig erscheint. Ein leichtes Restrauschen, das am Anfang etwas stärker ausfällt lässt sich nicht vermeiden. Ganz ohne Rauschfilter konnte das Ergebnis jedoch nicht erzielt werden, so dass das Bild an manchen Stellen etwas flimmert.Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und italienischer Sprache im Format DD 2.0 Mono vor. Beide Fassungen nehmen sich nicht sehr viel und bieten solide Monokost. Die Dialoge sind ebenso verständlich wie die Musik angemessen wiedergegeben wird.Extras
Die DVD enthält den 34minütigen Beitrag "Strange Stories from the West", der Interviewausschnitte von Regisseur Enzo G. Castellari, dem Komponisten Francesco de Masi und dem Schauspieler Franco Nero (er spielt im vorliegenden Film zwar nicht mit, hat aber viel mit Castellari gedreht) mit Ausschnitten verschiedener Castellari-Filme kombiniert. Im Mittelpunkt der Ausführungen de Masis und Castellaris steht natürlich "Django - Die Totengräber warten schon". Beide erinnern sich recht lebhaft an das Projekt und schildern die damaligen Begleitumstände der Produktion, so dass man einige interessante Fakten erfährt. Im späteren Verlauf des kleinen Films kommt Franco Nero zu Wort, den eine langjährige Arbeits- und Freundschaftsbeziehung zu Castellari verbindet. Dank seinen Ausführungen erfährt der Zuschauer auch, welch seltsamem Umstand es zu verdanken ist, dass die beiden überhaupt zusammen arbeiteten. Eine andere Anekdote aus Neros Mund kennen diejenigen, welche mehr als eine Koch Media DVD besitzen, bereits aus dem Nero-Interview, das auf der DVD "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" enthalten ist. Eine Bildergalerie und zwei Trailer runden das Bonusmaterial ab.Fazit
"Hamlet" als Italowestern sollte man sich nicht entgehen lassen. Und jeder, der die Filme Castellaris kennt, weiß, dass hier nicht nur seltsame Kost, sondern qualitativ hochwertige Italowesternware geboten wird. Dabei funktioniert das Drama aus Shakespeares Feder ausgezeichnet. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial knapp, aber informativ.Stefan Dabrock
Originaltitel | Quella sporca Storia nel West (Italien 1967) |
Länge | 91 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Enzo G. Castellari |
Darsteller | Andrea Giordana, Horst Frank, Gilbert Roland, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Strange Stories from the West, Trailer u.m. |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | guter Film, gute DVD |