George bei den Untoten

Document of the Dead

1978 besuchte Roy Frumkes mit seinem Team George A. Romero bei den Dreharbeiten zu „Dawn of the Dead“, um eine Dokumentation über die Arbeitsweise des Independent-Regisseurs aus Pittsburgh zu drehen. Gut zehn Jahre später suchte Frumkes Romero am Set des Films „Two Evil Eyes“ erneut auf, um mit dem neuen Material die Dokumentation fertig zu stellen. Anhand von Interviews, die Frumke 1978 unter anderem mit Regisseur George A. Romero, Produzent Rick Rubenstein, Effektbastler Tom Savini, Kameramann Michael Gornick sowie den Darstellern Ken Foree und David Emge geführt hat, Filmausschnitten der Werke „Night of the Living Dead“, „Martin“ sowie „Dawn of the Dead“ und Setaufnahmen nähert sich Roy Frumkes der künstlerischen, handwerklichen und wirtschaftlichen Welt der Independetfilmproduktion à la George A. Romero. Die später entstandenen Setaufnahmen beim Dreh des Films „Two Evil Eyes“ beleuchten anhand der dort geführten Interviews mit Regisseur George A. Romero, seiner Frau Christine Romero und anderen die Veränderungen, welche sich im Independent-Filmgeschäft ergeben haben.

„Document of the Dead“ funktioniert einerseits als klassische Dokumentation, die eine Vielzahl an Informationen über die Finanzierung sowie die Drehbedingungen des Zombiefilms „Dawn of the Dead“, Hintergründe über George A. Romero, Romeros Prozess des Schneidens, die Kameraarbeit oder das Effekthandwerk bereit hält, andererseits besitzt der Film eine eigene Dramaturgie, welche durch das später entstandene Material am Set von „Two Evil Eyes“ einschneidend ergänzt wird. Roy Frumke wirft anhand des Fallbeispiels George A. Romero einen Blick auf den Produktionsprozess im Independentbereich. Dabei geht er vor allem auf die künstlerischen Freiheiten und die Schwierigkeiten ein, die ein solches Unterfangen mit sich bringt. Kreativität und Kampf verschmelzen zu einer zwangsläufigen Einheit, die in der ursprünglichen Version ein hoffnungsvolles Ende besaß. Nach allen Vermarktungsschwierigkeiten gelang es schließlich doch, „Dawn of the Dead“ in den USA ungeschnitten ins Kino zu bringen. Gut zehn Jahre später sieht die Situation wesentlich zwiespältiger aus. Es ist deutlich schwieriger geworden, brauchbare Budgets für Independent-Produktionen aufzutreiben. Das hat auch George A. Romero zu spüren bekommen, der in diesen Interviews weniger optimistisch wirkt. Zweifel hat die Hoffnung ersetzt.

Bildqualität

Im Prinzip ist es äußerst müßig, über die Bildqualität der vorliegenden Dokumentation zu sprechen. Natürlich ist das Material des günstig produzierten Films nicht im allerbesten Zustand und sieht aufgrund des verwendeten 16mm-Materials in Verbindung mit den jeweiligen Lichtsituationen recht körnig aus. Die Aufnahmen am Set von „Two Evil Eyes“ wurden auf Video gedreht und sehen entsprechend wiederum ganz anders aus. Insgesamt ist die Schärfe völlig in Ordnung und auch sonst sind keine groben Bilddefekte zu sehen, so dass die Bildqualität völlig in Ordnung ist.

Tonqualität

Sowohl der Off-Kommentar als auch die Interviewsequenzen sind in beiden Fassungen gut verständlich. Beim deutschen Ton handelt es sich um eine Voice-Over-Fassung, die auch für die Filmausschnitte keine Synchronisation bereit hält, sondern eine eingesprochene Übersetzung über die Dialoge legt. Das ist sicherlich eine wenig elegante Lösung, so dass der Originalton zu bevorzugen ist. Deutsche Untertitel liegen jedoch leider keine vor.

Extras

Der Audiokommentar besteht aus laufenden Äußerungen des Regisseurs Roy Frumkes sowie kurzen, eingeschnittenen Interviewpassagen des Kameramanns Reeves Lehman und Nicole Potters, die den Off-Kommentar des neueren Materials („Two Evil Eyes”) gesprochen hat. Während die Interviewteile kurz einen Aspekt behandeln, der mit der jeweiligen Arbeit Lehmans oder Potters zu tun hat, legt Roy Frumkes das Konzept hinter seiner Dokumentation offen. Dabei geht er sehr oft auf die Schnitttechnik ein, beleuchtet die erzählerische Strategie hinter seinem Film, äußert sich zu den Bedingungen, unter denen das Projekt entstanden ist, und gibt kleine Anekdoten zum Besten. Ein sehr guter Audiokommentar. Hinter „Deleted Footage” (etwa sieben Minuten) verbergen sich Interviewteile aus dem Jahr 1978, die der Schere zum Opfer gefallen sind, und die originale Endtitelsequenz. Allzu spannend sind die Informationen aber nicht.

Die „Interviews vom Drehset 'Two Evil Eyes'” („The Lost Interviews” - etwa 20 Minuten) sind demgegenüber um einiges reichhaltiger. Romero und Savini – letzterer spricht unter anderem über sein „Night of the Living Dead”-Remake – geben einen tiefen Einblick in ihre damalige Befindlichkeit, welche die zwiespältige Atmosphäre des Filmendes perfekt ergänzt. „Documentarians of the Dead” (etwa elf Minuten) besteht aus zwei Interviewteilen mit Regisseur Rroy Frumkes undd Kameramann Reeves Lehman, die im Jahr 2005 entstanden sind. Während Frumkes gegenüber seinem Audiokommentar kaum neues ergänzt, hat Lehman neben altbekanntem auch ein paar neue Sachen zu sagen. Insgesamt aber eher schwächer.

Bei der Bonsudokumentation „Fan of the Dead” (etwa 52 Minuten) handelt es sich um einen auf Video gedrehten Film, den Nicolas Garreau 2003 anlässlich seiner Reise zur Monroeville Mall (Drehort von „Dawn of the Dead”) erstellt hat. Dort fand zum 25jährigen „Dawn of the Dead”-Jubiläum eine Veranstaltung mit vielen Darstellern aus dem berühmten Zombie-Film statt. Garreau nutzte die Zeit auch, um Drehorte der Filme „Night of the Living Dead” (1968), „Night of the Living Dead” (1990) sowie „Day of the Dead” (1985) zu besuchen. Das alles hat er in der netten Dokumentation festgehalten. Ein Live-Clip der Band Daemonia, die Musik aus „Dawn of the Dead” spielt, und eine Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Document of the Dead” wirft einen interessanten und erzählerisch hoch gelungenen Blick auf die Produktionsweise George A. Romeros zur Hochzeit seines unabhängigen Filmschaffens. Die sehr gute Dokumentation wird durch das zumeist ebenso gute Bonusmaterial ausgezeichnet ergänzt. Technisch ist die DVD in Ordnung, wenn man mit dem Originalton zu recht kommt. Die deutsche Fassung weist aufgrund der wenig elegant ausgeführten Voice-Over-Variante Defizite auf.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Document of the Dead (USA 1978 - 89)
Länge 82 Minuten (Pal)
Studio cmv Laservision
Regie Roy Frumkes
Darsteller George A. Romero, Rick Rubenstein, Tom Savini, Michael Gornick, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Audiokommentar mit Roy Frumkes (Regie), Reeves Lehman (Kamera) und Nicole Potter (Sprecherin), „Fan of the Dead”, u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung gut, technisch in Ordnung