Koks und das Denken

Drop Out

Neben Regisseurin sowie Hauptdarstellerin Beatrice Manowski („Nekromantik“ - 1987, „Manta, Manta“ - 1991) hat auch Wolfgang Büld („Punk in London“ - 1977, „Der Formel Eins Film“ - 1985, „Penetration Angst“ - 2003) bei „Drop Out“ seine Finger Spiel. Er schrieb am Drehbuch mit und soll als Co-Regisseur beteiligt gewesen sein, wobei es zu Unstimmigkeiten mit Manowski gekommen sein soll. Die Kombination aus ein bisschen Sex und Drogen passt jedenfalls sehr gut zu Bülds letzten Werken „Penetration Angst“ (2003), „Lovesick: Sick Love“ (2004) und „Twisted Sister“ (2006), in denen Büld dem Affen in Sachen Derbheit jedoch deutlich mehr Zucker gibt und sich filmisch am Körper der Hauptdarstellerin Fiona Horsey erfreut.

Manowskis Ansatz eines absichtlichen Trashfilms ist gegenüber Bülds Werken weniger explizit und weniger gradlinig. Im Zentrum steht Marion Niplowski, die ihren Freund und die gemeinsame Wohnung verlassen hat. In einem Bürohaus gibt sie gegenüber dem Vermieter vor, als Privatdetektivin zu arbeiten, damit sie die Büroräumlichkeiten überhaupt mieten und als Wohnung missbrauchen kann. Mehr zufällig erhält Marion ihren ersten Auftrag. Sie soll eine Frau beschatten, um deren Treue zu überprüfen. Da sie sonst nichts zu tun hat, macht sich Marion an die Arbeit und Gerät über Umwege in einen Sumpf aus Sex, lokalpolitischen Machenschaften und Korruption.

Als Erzählerin versucht Marion Niplowski das Chaos aus Rückblenden, Erinnerungslücken sowie Drop Out planlosem Herumirren zu ordnen, was ihr selbstverständlich nicht gelingt, da sie jede Kokslinie wegschnieft, die ihr vor die Nase kommt. So plappert sie sich unzusammenhängend durch den kompletten Film. Grelle Bilder, die gelegentlich ein wenig Blut oder die nackte Hauptdarstellerin mit aufgeschnalltem Gummidildo beinhalten, stehen neben Aufnahmen im dokumentarischen Stil, welche die Hauptfigur mit einer Videokamera macht. Die Erzählung erschöpft sich im Experiment der Bilder, dass vermutlich provozieren soll, wenn es schon keine brauchbare Handlung gibt. Das Konzept scheitert jedoch, da aufgesetzte Dialoge über Analsex, das Urinieren in einen Pappbecher und das ewige Koksschniefen lediglich öde Langeweile verbreiten. Jenseits des kleinen gemeinsamen Nenners, irgendwie ungewöhnlich sein zu wollen, fehlt dem Film jegliche übergeordnete Idee, welche das Chaos wenigstens ansatzweise zusammenhalten könnte. „Drop Out“ ist eine Nummernrevue mit lauter schwachen Nummern.

Bildqualität

Die Bildqualität der vorliegenden DVD fällt aufgrund der Produktionsumstände des Films schwach aus. Die Schärfe liefert matschige Konturen und kaum Details. Die grellen Farben entsprechen vermutlich dem visuellen Konzept des Films. Das deutliche Grundrauschen wird durch ein in sich unruhiges Bild unterstützt.

Tonqualität

Der 2.0-Ton gehört ebenfalls zu den schwachen Vertretern seiner Zunft. Obwohl es nur ein leichtes Hintergrundrauschen gibt, leidet die Verständlichkeit der Dialoge massiv. Das liegt an der erbärmlichen Tonmischung, die keinerlei Gespür für das Miteinander verschiedener Bestandteile der Klangkulisse besitzt. Hier ist erhöhte Konzentration notwendig, um den gesprochenen Worten folgen zu können.

Extras

Als Bonus ist unter anderem die englische Fassung des Films enthalten, die den deutschen Ton mit festen englischen Untertiteln besitzt. Der zentrale Drop OutUnterschied zwischen der englischen und der deutschen Fassung liegt im Schnitt, da die englische Fassung nur etwa 90 Minuten lang ist, während die deutsche Fassung eine Lauflänge von etwa 106 Minuten besitzt. Die Kürzungen sind angesichts des mageren Films zwar zu begrüßen, können das Projekt aber auch nicht retten. Im etwa 20minütigen Interview berichtet Beatrice Manowski (Regie, Darstellerin) über verschiedene Aspekte des Filmprojektes, zu denen unter anderem die Themen Drogen, Dildolauf, die Zusammenarbeit mit Wolfgang Büld und die Produktionsbedingungen gehören. Insgesamt ein informatives Interview, das die DVD bereichert. Uwe Bohrer erzählt in seinem etwa sechsminütigen Interview etwas über die Lichtsetzung und eine Anekdote vom Dreh. Ganz Hübsch.

Fazit

„Drop Out“ verheddert sich so konsequent in seiner wirren Erzählstruktur aus Rückblenden, Videotagebuchteilen und den Gegenwartsszenen, dass eine unzusammenhängende Bilderflut als filmästhetisches Experiment übrig bleibt. Mangels assoziativer oder formaler Verknüpfungen der einzelnen Szenen scheitert es jedoch kläglich. Technisch ist die DVD schwach, was zu einem großen Teil am Videoausgangsmaterial liegt, dass für die Filmauswertung auf 35mm aufgeblasen wurde.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Drop Out (BRD 1998)
Länge 106 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Beatrice Mankowski
Darsteller Beatrice Manowski, Erdal Yildiz, Axel Pape, Martina Schießer, u.a.
Format 1:1,66 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch
Untertitel -
Extras Englische Fassung des Films, Interviews mit Beatrice Manowski (Darstellerin, Regie) und Uwe Bohrer (Kamera), Bildergalerie
Preis ca. 23 EUR
Bewertung schwach, technisch schwach