Der reale Traum

Die Frau mit den roten Stiefeln

Luis Buñuels Sohn Juan Luis Buñuel schnappte sich mit Catherine Deneuve und Fernando Rey zwei Darsteller, die bereits in Werken seines Vaters erfolgreich vor der Kamera agierten. Die Deneuve spielt eine Schriftstellerin, deren Leben durch die geheime Einflussnahme eines reichen Kunstmäzens manipuliert wird. Der von Fernando Rey verkörperte Millionär lädt die Schriftstellerin sowie den Herausgeber eines Kunstmagazins und einen jungen Maler, der mit der Schriftstellerin in einer Wohnung lebt, auf sein Landhaus ein. Das vordergründig wirtschaftlich Angebot – die Schriftstellerin soll gegen ein Honorar ihre Lebensgeschichte zu Papier bringen – entpuppt sich als Einladung zu einem mentalen Duell.

Innerhalb der selben Szene wechselt teilweise die Kleidung der Figuren, Räume verändern ihr aussehen, aus Nacht wird Tag und umgekehrt. Der gesamte Film ist durch eine bizarre Anhäufung wiederkehrender Irritationen durchsetzt, welche die Frage nach dem tatsächlichenDie Frau mit den roten Stiefeln Geschehen stellen. Juan Luis Buñuel interpretiert die filmische Dramaturgie seines Werkes als eine Art intellektuelles Schachspiel, dessen einzelne Szenen als Züge fungieren. Der Regisseur spielt den jeweiligen Zug direkt im Gehirn des Zuschauers, dessen Wahrnehmung die Antwort darstellt, indem sie versucht, das Geschehen einzuordnen. Der Film funktioniert deswegen als ständiges Zwiegespräch zwischen Zuschauer und Regisseur.

Die formale Struktur der direkten Änderungen innerhalb einer Szene, die zumeist durch Schnitte erzeugt werden, sorgt allerdings für eine harte Zurschaustellung der jeweiligen Irritationen, denen die Eleganz einer Fließbewegung abgeht. Stattdessen entwickelt sich eine teilweise hölzerne Abfolge, die im Gegensatz zu den bisweilen surrealen Ereignissen steht, die an Traumwelten erinnern. Vor dem Hintergrund der Duellsituation, die als mentaler Kampf stets auf der Suche nach der unmerklichen Manipulation ist, wirkt die sehr offensichtliche Inszenierung ein wenig kontraproduktiv. Glücklicherweise gelingen Juan Luis Buñuel aber Szenen absurder Komik, beispielsweise wenn sich Fernando Rey in ein Kopfkissen verbeisst und nicht in der Lage ist, es wieder loszulassen. Der Humor verleiht dem Film einen Charme, der einen über die etwas holprige Machhart hinwegsehen lässt. Ein interessante Fussnote zum Werk seines Vaters.

Bildqualität

Die Frau mit den roten StiefelnDie Bildqualität der DVD ist schwach, weil keine gute Vorlage zur Verfügung stand. Leichte Bilddefekte und Verschmutzungen sind ein ständiger Begleiter. Die Schärfe fällt schwach aus, das die Konturen sehr matschig wirken und das Bild kaum Details offenbart. Hinzu kommt ein Grundrauschen und blasse Farben. Sonstige nennenswerte Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Der Ton weist auf allen Tonspuren ein Hintergrundrauschen auf. Während die deutsche sowie die englische Version relativ dumpf klingen, ist der französische Ton heller, zum Teil etwas blechern. Insgesamt sind die Dialoge aber ohne Schwierigkeiten zu verstehen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

Da Juan Luis Buñuel die elegante Inszenierungskunst seines Vaters etwas abgeht, wirkt der surreale Machtkampf ein wenig hölzern. Das Werk hat die Qualitäten einer Fußnote zu den Filmen des berühmten Vaters Luis Buñuel. Technisch ist die DVD schwach.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel La Femme aux bottes rouges (Frankreich / Italien / Spanien 1974)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Savoy Film
Regie Juan Luis Buñuel
Darsteller Catherine Deneuve, Fernando Rey, Adalberto Maria Merli, Jacques Weber, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Französisch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung interessante Fußnote, technisch schwach