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Freibeuter des Todes

Freibeuter des Todes„Freibeuter des Todes“ gehört zu den ganz seltsamen Werken in der Karriere des Michael Caine, der in dieser Pulpvariante eines Piratenfilms in die Rolle eines Journalisten geschlüpft ist, der dem mysteriösen Verschwinden zahlreicher Boote im Bermudadreieck auf den Grund gehen will. Seinen Sohn im Gepäck macht er sich auf den Weg nach Florida, um von dort mit einem fragwürdigen Frachtflugzeug auf die Bermudas zu fliegen. Nach der fälligen Bruchlandung spürt er einen kauzigen Briten auf, der ein zurückgezogenes Dasein in einer opulent ausgestatteten Strandhütte pflegt. Gemeinsam mit seinem Sohn mietet der Journalist ein Boot des Briten, um zu fischen – damit sein Sohn zufrieden ist – und natürlich das Geheimnis um die verschwundenden Schiffe zu klären. Das gelingt ihm auch, denn er wird zusammen mit seinem Sohn selbst entführt. Bei den Angreifern handelt es sich um die Nachfahren einer Piratenkolonie, deren zivilisatorischer Kontakt seit 300 Jahren nur aus den vorbeifahrenden Opfern besteht. Dementsprechend degeneriert ist die Brut, welche den Journalisten mit einer ihrer Frauen verheiratet, um frisches Blut in die Inzestkultur zu bringen. Er soll das frisch angetraute Web schwängern und danach durch seinen eigenen Sohn getötet werden, den die Piraten zu einem gefühllosen Anführer ausbilden wollen.

Die Geschichte ist innerhalb des Films exakt so grotesk, wie sie sich auch aufgeschrieben liest, wird aber mit einem derart heiligen Ernst in Szene gesetzt, dass es die helle Freude ist. Der unbeschreibliche Kontrast aus dem inszenatorischem Ansatz, der auf sämtliche stilistische Übertreibungen verzichtet, und den wüsten Versatzstücken aus Abenteuer-, Horror- sowie Freibeuter des Todes Historienfilm ist dazu geeignet, einen selbst in die Kindheit zurückzuversetzen, als man mit großen Augen staunend die Wunder der Welt betrachtet hat. „Das ist besser als Disneyland“ sagt Michael Caine als Journalist zu seinem Sohn, nachdem sie bei der Bruchlandung fast ums Leben gekommen sind, und der Mann hat recht. Ein solches Maß an unverfrorener Dehnung erzählerischer Mittel ist selten und existiert selbst in gnadenlos eskapistischen Fantasyfilmen kaum, da sie zumindest eine aufeinander abgestimmte, in sich geschlossene Welt wundersamer Elemente präsentieren. „Freibeuter des Todes“ hat für solche Regeln nur das abschätzige Lächeln desjenigen übrig, der bereits nach kurzer Zeit so viel an klassischer Stringenz über Bord geworfen hat, dass es einfach nicht mehr darauf ankommt. Passend dazu untermalt die Musik Ennio Morricones die Raubzüge der Piraten im Stile klassischer Abenteuerfilme aus den 50er Jahren. Und Michael Caine spielt seine Rolle mit so stoischer Ruhe, als agiere er in einem absoluten Meisterwerk. Das Reich, welches kaum ein Mensch zuvor betreten hat, ist wieder geöffnet, da Koch Media den Film nun auf DVD veröffentlicht hat.

Bildqualität

Freibeuter des TodesAuch dieses mehr als groteske Werk liegt dank guter Bearbeitung in sehr ordentlicher Qualität vor. Defekte oder Dreckspuren sind kaum vorhanden, die Schärfe macht vor allem bei der Konturendarstellung eine gute Figur. Der Detailreichtum fällt etwas schwächer, aber immer noch ordentlich aus. Die Farben sind kräftig und der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das durchgehende, leichte Rauschen stört kaum.

Tonqualität

Der englische 2.0-Ton hat die Zeit nicht ganz so gut überstanden. Die Dialoge lassen sich zwar gut verstehen, wirken aber leicht übersteuert. Störendes Rauschen gibt es nicht. Der deutsche Ton weist keine nennenswerten Verzerrungen oder Rauschen auf.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer etwa 31minütigen Super-8-Fassung des Films, die als brauchbare Zusammenfassung des Geschehens funktioniert, einer Bildergalerie und dem Trailer.

Fazit

„Freibeuter des Todes“ ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Abenteuerfilm, erweist er sich doch als abenteuerliche Pulpvariante aus Piraten-, Horror- und Historienfilm, die zudem mit heiligem Ernst inszeniert wurde. Technisch ist die DVD sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Island (USA 1980)
Länge 109 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Michael Ritchie
Darsteller Michael Caine, David Warner, Angela Punch McGregor, Frank Middlemass, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Super-8-Fassung, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung wüst, technisch sehr ordentlich