Choreographie des Lebens

Gene Broadway – Tanz ... oder Liebe?

Gene Broadway – Tanz ... oder Liebe?Ein Regenschirm, Regen, eine hübsche Straßenkulisse, gute Beleuchtung und sein unvergleichliches Können als Tänzer genügten Gene Kelly, um eine der schönsten Szenen der Filmgeschichte zu gestalten. Der berühmte Tanz im Regen aus dem Film „Singin' in the Rain“ (1952) erfasst mit seiner spielerisch wirkenden Eleganz auch die männlichen Mitglieder der Familie Maréchal. François schaut sich den Filmklassiker auf Geheiß seines Chefs an, in dessen Videothek er als Geschäftsführer arbeitet. Wie sein angeblich verstorbener Vater, der den Film seinerzeit mit Tränen der Rührung im Kino gesehen hat, entschließt sich François, ein Tänzer zu werden. Er vernachlässigt die Videothek, verliert deswegen seine Stellung und durch die Geheimniskrämerei gegenüber seiner Frau auch die gesicherte, bürgerliche Vorstadtexistenz. Doch seinem Traum, als Tänzer erfolgreich zu sein, bleibt François treu. Er hält sich mit seinen bereits erworbenen Stepptanzfähigkeiten als Straßenkünstler über Wasser, bis er die Chance erhält, sich in einem Privatclub vorzustellen.

Antoine, François' Sohn, erzählt im Jahr 2030 einer Gruppe Studenten die Geschichte seines Vaters, Großvaters und Ur-Großvaters, um die Theorie genetisch vorbestimmten Verhaltens zu untermauern, das durch unterbewusste Beobachtung der eigenen Eltern unterstützt wird. Den darin zum Ausdruck kommenden Determinismus menschlichen Verhaltens sollte man jedoch nicht allzu tiefgehend analysieren, handelt es sich doch im Wesentlichen um einen dramaturgischen Kniff, um die Geschichte mit Hilfe der generationsübergreifenden Spannweite emotional aufzuladen und ihr einen geheimnisvollen, tragischen Märchencharakter zu verleihen. Denn jenseits der zauberhaft anmutenden Ebene, das scheinbar Unerreichbare mit naiver Hartnäckigkeit zu verfolgen, besitzt das Geschehen eine höchst ambivalente Seite. Der Gene Broadway – Tanz ... oder Liebe? Traum lässt sich nur unter Aufgabe bisheriger sozialer Bindungen erreichen. Die Show mit ihren glitzernden Lichtern kreiert eine eigene Realität, die gefräßig mit ihrer Strahlkraft die konkurrierende bürgerliche Realität zu verzehren droht. Für François bedeutet das, dass er sich immer weiter von seiner Frau und seinem Sohn entfernt, je weiter die Verwandlung zum Tänzer, zum Mann der Show voranschreitet. Traum und Tragik sind Teil desselben Weges. Diesem emotionalen Bombast wird Alain Berliners Musical-Hommage, deren Sympathie eindeutig den Träumern gehört, nicht ganz gerecht. Zwar gibt es zwischendurch immer wieder Tanzeinlagen mit phantasievollem Charakter, aber insgesamt nimmt sich die Inszenierung weitgehend zurück, indem die Konflikte weniger mit melodramatischem Verve als vielmehr beiläufig in Szene gesetzt sind. Das mag als Kontrast zur bunten Musicalwelt gedacht sein, geht aber fehl, da die emotionale Tragweite der Konflikte gegenüber dem verführerischen Traum mit seinen viel stärkeren Bildern ein wenig untergeht. Dadurch leidet das Drama zu Gunsten der Hommage. Die fehlende Balance sorgt dafür, dass der Film nur ganz nett, aber nicht gut geworden ist.

Bildqualität

Gene Broadway – Tanz ... oder Liebe?Das saubere Bild besitzt eine gute Schärfe, welche auch kleinere Bildelemente differenziert darstellt. Die Konturen neigen jedoch zu einem leichten Flimmern, was sich vor allem bei Kamerabewegungen bemerkbar macht. Die kräftigen Farben überzeugen ebenso wie der ausgewogene Kontrast ein plastisches Bild erzeugt. Außer einem leichten Hintergrundrauschen sind keine nennenswerten Rauschmuster vorhanden.

Tonqualität

Der französische 2.0-Ton liefert eine solide Vorstellung auf den vorderen Lautsprechern ab. Ohne Rauschen erklingen die Dialoge klar und verständlich. Die gute Tonabmischung unterstützt den mitreißenden Charakter der Stepptanzszenen, auch die Musik entfaltet sich mit gelungener Dynamik. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

Alain Berliners Regie versäumt es, Traum und Tragödie in eine ausgewogene Balance zu bringen, die beiden Aspekten der Geschichte gerecht wird. So überwiegt die Hommage an das Musical, kann sich aber ebenfalls nicht zu voller Größe entfalten, da sie immer wieder durch die zurückhaltend inszenierten Konflikte gebrochen wird. Übrig bleibt ein ganz netter Film mit schönen Tanzszenen. Technisch ist die DVD gehobener Durchschnitt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel J'aurais voulu être un danseur (Belgien / Luxemburg 2007)
Länge 102 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Alain Berliner
Darsteller Vincent Elbaz, Cécile De France, Jean-Pierre Cassel, Pierre Cassignard, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung ganz nett, technisch gehobener Durchschnitt