Untergrund-Kannibalen

The Ghouls - Cannibal Dead

Bei der vorliegenden Version handelt es sich um eine etwa sieben Minuten geschnittene Fassung.

Die Welt der freiberuflichen TV-Sensationsreporter, die mit einer Kamera ausgestattet den Polizeifunk abhören, um jede spektakuläre Verfolgungsjagd zwischen Polizei und Kriminellen oder andere Verbrechen zu filmen, bietet die beste Gelegenheit, kaputte Existenzen darzustellen. Die Hauptfigur des Horrorfilms "The Ghouls" ist so eine kaputte Existenz. Im gleichen Maße, wie ihn das Leid anderer Menschen ernährt, indem er sie als Täter oder Opfer filmt und das Material an private Fernsehsender verkauft, ist sein eigenes Leben ein emotionaler Torso. Seine private Beziehung ist völlig am Ende, die Alkoholzufuhr in einer schäbigen Bar am Ende der Arbeitstage gehört zu den absoluten Höhepunkten im Leben des Sensationsreporters. Eines Nachts beobachtet er, wie merkwürdige Gestalten im Dunkel einer Seitenstrasse eine Frau mit bloßen Händen und Zähnen auseinander reißen, um sie zu essen. Die kanibalistischen Ghouls kommen aus der Kanalisation. Ihr Ziel ist es, Menschen zu essen. Der Sensationsreporter begibt sich mit einem Kollegen in den Untergrund, um der Sache nachzugehen.
Die Welt innerhalb des Films "The Ghouls" ist durch einen erbarmungslosen Raubtierkapitalismus geprägt. Die blanke Geld- und Sensationsgier treibt Leute wie den im Zentrum stehenden TV-Sensationsreporter dazu, aus dem Elend anderer Menschen sein Einkommen zu bestreiten. Wobei die Kaste der herumfahrenden Kameraschwenker relativ weit unten in der Nahrungskette angesiedelt ist. Die wahren Kapitalisten sind die Betreiber der privaten Fernsehstationen. Innerhalb einer solchen Gesellschaftsbeschreibung funktionieren die Ghouls als allegorische Figuren. Ihr direkter Kannibalismus ist lediglich die konsequente Umsetzung dessen, was mit anderen Mitteln ohnehin das Überleben der Menschen prägt. Da die Opfer der Ghouls im wesentlichen gesellschaftliche Außenseiter wie Prostituiere oder Obdachlose sind, ist der bitterböse Ansatz des Films so klar wie einfach. In unserer aktuellen Zeit leben die Wohlhabenden auf Kosten der unteren Schichten. Natürlich ist eine solche Allegorie recht hübsch, aber sie nützt sehr wenig, wenn die Umsetzung nicht stimmt. Die Hauptfigur ist nicht nur kein Sympathieträger, ihre Rolle wird auch nicht in die dramaturgische Konstruktion der Allegorie eingebunden. Seine private Misere ist überdeutlich, seine Funktion als Sensationsreporter entkoppelt sich aber vollständig vom kritischen Ansatz, sobald er die Ghouls entdeckt hat. Irgendwie wird er plötzlich zu einer Art Held, ohne das er oder der Film sein bisheriges Leben in Bezug auf die schaurige Entdeckung hinterfragt. Er ändert sich nicht, dient aber plötzlich als Chronist des Unfassbaren, als Ankläger der widerlichem Zustände. Wenn man das einen eklatanten Widerspruch nennen würde, wäre es noch eine gründliche Untertreibung. Die Grundhaltung des Films wird dadurch völlig unglaubwürdig und läuft ins Leere.

Bildqualität

Laut imdb wurde der Film im Format 1:1,66 gedreht. Natürlich sind die Angaben dort nicht immer zuverlässig oder eindeutig. Auf unsere Anfrage teilte Regisseur Chad Ferrin mit, dass der Film zwar im Format 1:1,66 gedreht, aber in 1:1,33 veröffentlicht wurde. Das Format der deutschen DVD ist insofern völlig korrekt. Die restliche Bildqualität ist schwach, was zum Teil auf die günstigen Produktionsbedingen zurückzuführen ist, zum Teil aber auch nicht. So liegt die schlechte Schärfe kaum hundertprozentig an den verwendeten Kameras und dem Videomaterial. Ständig ist Rauschen zu sehen, die Farben sind blass und ausgewaschen. Schwarz erweist sich eher als Grau. Der Kontrast sorgt für ein flaches anstelle eines plastischen Bildes. Insgesamt bleibt das Bild auch vor dem Hintergrund einer Undergroundproduktion unzureichend.

Tonqualität

Der Stereo-Ton bietet zwar ein generelles Hintergrundrauschen, kann sich aber durch die klare Verständlichkeit der verzerrungsfreien Dialoge in solide Regionen bewegen. Insgesamt erweist er sich als zweckmäßig. Wer es unbedingt möchte kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie sowie Trailer- und Teasermaterial.

Fazit

"The Ghouls - Cannibal Dead" stellt mit einem TV-Sensationsreporter einen Menschen ins Zentrum seiner antikapitalistischen Allegorie, der selbst Teil des Problems ist. Dabei wird seine Rolle ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr in die kritische Betrachtung miteinbezogen. Dadurch wird der Film so widersprüchlich wie belanglos. Technisch ist die DVD schwach. Da der Film zusätzlich um etwa sieben Minuten geschnitten ist, gehört die DVD ins Reich der vergessenen Silberlinge.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Ghouls - Cannibal Dead (USA 2003)
Länge 75 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Chad Ferrin
Darsteller Timothy Muskatell, Tina Birchfield, James Gunn, u.a.
Format 1:1,33
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Bildergalerie, Trailer, Teaser
Preis ca. 20 EUR
Bewertung belanglos, technisch schwach