Auf der Jagd nach dem Genre-Motiv

Guitar Men – The Darkest Secret of Rock'n Roll

Guitar Men – The Darkest Secret of Rock'n RollLiebhaber diverser B-Filme der 1960er, 1970er und 1980er Jahre kennen die beliebten Genre-Motive. Naziwaffen eignen sich als gefragtes Relikt für Schurken mit Machthunger, weibliche Profikiller mit grellen Kleidungsstücken oder Rock'n Roll als Zeichen rebellischen Aufbegehrens bevölkern zahlreiche günstig produzierte Filme der Vergangenheit. Daran haben sich Regisseur Thomas Wind und seine Mitstreiter orientiert, als das Projekt „Guitar Men - The Darkest Secret of Rock'n Roll“ angestoßen wurde. Der Aufhänger für die vielen dubiosen Gestalten der Filmhandlung ist ein Mikrofilm mit der Formel für eine Geheimwaffe der Nazis, die kurz vor Kriegsende noch entwickelt wurde, aber aufgrund der Kapitulation nicht mehr zum Einsatz kam. Der erläuternde Oberkommentar klärt auf, dass gegen diese Waffe die Atombombe ein lächerliches Sandkastenspielzeug sei. Der Mikrofilm befindet sich in einer Originalgitarre des King Elvis Presley, die sich nach einigen Verwicklungen in der Gegenwart im Besitz eines Elvis-Imitators befindet. Der weiß nichts von der gefährlichen Fracht, die er mit sich herumträgt. Dabei bleibt es auch, da er durch den ersten bösen Buben kaltherzig dahin gemeuchelt wird. Doch dessen Auftraggeber ist nicht der einzige, der sich für die Waffe interessiert. Die Jagd nach dem Mikrofilm ist eröffnet.

Nazis, Triaden, ein Elvis-Imitator, eine Profikillerin im hautengen, schwarzen Fetischanzug, ehemalige Stasi-Mitarbeiter, Vatikan-Agenten und Ninjas. Thomas Wind öffnet das Füllhorn der Genre-Motive und schüttet seinen prallen Inhalt über die knapp budgetierte Filmproduktion aus.Guitar Men – The Darkest Secret of Rock'n Roll Dabei funktioniert der Film nach dem sehr einfachen Muster, dass bei jeder Übergabe des Mikrofilms irgendeine andere Macht dazwischen funkt, wodurch Wind die Gelegenheit hat, eine weitere klassische B-Film-Figur auftreten zu lassen. Die schiere Absurdität, mit der Ninjas oder ehemalige Stasi-Leute in einem Moment auftauchen, der sich stilistisch gerade in einem anderen Fahrwasser befindet, sowie der geschickte Umgang mit Drehorten – ein chinesischer Garten in Berlin-Marzahn doubelt einen ruhigen Platz in Hongkong, ein asiatischer Supermarkt wird kurzerhand zu einem Geschäft im Hongkonger Flughafen erklärt – sorgt in Verbindung mit der ansprechenden Kameraarbeit für ein amüsantes Wiedererkennungsgefühl bei Genre-Liebhabern. Die einzelnen Szenen besitzen dank der lässigen Musik eine entspannte Atmosphäre der ironischen Hommage.

So stimmig die jeweiligen Elemente zum großen Teil in sich auch sein mögen, eine Einheit wird das ganz Motiv-Wirrwarr jedoch nicht. Die extrem simple Erzählstruktur stellt das etwas bemühte Einfügen immer neuer, greller Motive zu sehr aus. Das mangelnde Budget macht sich genau hier bemerkbar, denn der Effekt der Abhakungsdramaturgie ließe sich nur durch eine Überwältigungsstrategie im Zaum halten, die mit aller Macht auf die Sinne abzielt. Das konnten die Macher mit dem limitierten Budget jedoch nicht realisieren, so dass nur ein netter, unterhaltsamer Film mit leichten Längen entstanden ist.

Bildqualität

Die Bildqualität der DVD wird durch die Produktionsbedingungen und dem damit verbundenen visuellen Stil des Films bestimmt. Das körnige Bild weist eine angenehme Schärfe auf, die bei Bewegungen etwas nachlässt. Die Farben passen sich an den atmosphärischen Stil der jeweiligen Szene an, so dass manches kräftig und manches etwas ausgewaschen erscheint. Ähnliches gilt für den schwankenden Kontrast.

Tonqualität

Der 2.0-Ton liefert eine solide Vorstellung ab. Die Dialoge sind verständlich, die Abmischung der übrigen Geräuschkulisse ist nicht besonders differenziert. Die Musik kann ihre atmosphärischen Qualitäten ausschöpfen. Insgesamt wurde auf einen rauen Stil wert gelegt.

Extras

Die 3D-Version des Films entfaltet zumindest auf dem Fernsehbildschirm Guitar Men – The Darkest Secret of Rock'n Rollkeine Wirkung, sie lohnt sich nicht. Im Making Of (etwa 13 Minuten und 30 Sekunden) ist Regisseur Thomas Wind zu sehen, der über die Projektentwicklung, die technischen Voraussetzungen, die Genre-Anlehnungen, die Musik und weitere Aspekte des Films spricht. Seine Ausführungen sind informativ und ordnen das Projekt unmissverständlich ein. Der Bonusfilm „Drei Freunde in Amerika“ (etwa sechs Minuten) sieht aus wie ein Urlaubsfilm, der mit Hilfe eines Oberkommentars in eine ganz andere Richtung gelenkt wird. Ob die Zwischenszenen, die keinen Urlaubsfilmcharakter mehr haben, nachgedreht wurden oder ob das Ganze von Anfang an in dieser Weise geplant war, lässt sich nicht ermitteln. Der Teaser und eine Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

Die absurde B-Film-Hommage verfügt aufgrund geschickter Drehorte sowie in sich stimmiger Einzelszenen über ein ansprechendes Unterhaltungspotential, fügt sich aber zu keiner Einheit zusammen. Technisch wird die DVD durch die Produktionsbedingungen des Films bestimmt, so dass das Ergebnis in Ordnung ist.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Guitar Men – The Darkest Secret of Rock'n Roll (BRD 2007)
Länge 70 Minuten (Pal)
Studio Media Target
Regie Thomas Wind
Darsteller U. Rabbit, Tammi Torpedo, Hironori Matsuzaki, Gerhard Gutberlet, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Englisch
Extras Making Of, Teaser, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung nett, technisch in Ordnung