Günstiges Gruselabenteuer

Im Schatten des Mörders

Der 1976 gedrehte Schauerfilm nach Motiven Edgar Allan Poes – so will es zumindest das Marketingkalkül der damaligen Zeit, denn es handelt sich eher um eine Verfilmung des John-Willard-Theaterstücks „The Cat and the Canary“ - überrascht für ein Werk Jess Francos aus dieser Zeit dadurch, dass er keine nennenswerte sexuelle Note besitzt. Und das ist kein Nachteil. Stattdessen konzentriert sich Franco auf die rätselhaften Ereignisse, welche nach dem gewaltsamen Tod Lord Marions auf dessen Landsatz stattfinden. Während die potentiellen Erben herumschleichen, um ein großes Stück vom Kuchen zu bekommen, werden sie einer nach dem anderen dezimiert. Inspektor Bore steht vor einem Rätsel, das durch ein zweites Testament noch eine zusätzliche Dimension gewinnt. Zu seiner Unterstützung ist ein Mitarbeiter von Scotland Yard – Major Oliver Brooks – in die Vereinigten Staaten gereist. Gemeinsam wollen sie die grausamen Morde aufklären.

„Im Schatten des Mörders“ bleibt vollständig seiner gotischen Linie treu und bedient sich der klassischen Mittel des Genres. Blitz und Donner kommen ebenso zum Einsatz wie die düster-muffige Atmosphäre des alten Landsitzes. Der gesamte Film strahlt dadurch eine Modrigkeit aus, die sich auf der menschlichen Ebene wieder spiegelt. Kaum eine der Figuren taugt als Sympathieträger, alle haben etwas zu verbergen. Vielleicht sorgt das dafür, das die Mordszenen ohne Spannung bleiben. Sie sind stattdessen vielmehr Teil des Rätsels, dass es zu lösen gilt. So folgt man als Zuschauer der Handlung, welche in muffiger Atmosphäre ein Puzzle-Teil nach dem anderen zueinander fügt, bis die Auflösung erfolgt. In diesem Sinne hat Jess Franco einen soliden Film gedreht, der mehr die Fans des spanischen Regisseurs interessieren dürfte, als dass er als solitäres Werk besondere Qualitäten entfalten kann.

Bildqualität

Das Bild der DVD ist zwar nicht besonders gut, muss aber in den Kontext der günstigen Produktionsbedingungen eingeordnet werden. Während Bilddefekte oder Dreckspuren eine untergeordnete Rolle spielen, fällt das Bild stets ein wenig matschig aus. Keine Szene ist hundertprozentig scharf. Nahaufnahmen fallen gegenüber Halbtotalen besser aus. Die Farben vermitteln eine verschroben altertümliche Atmosphäre, die vermutlich sogar intendiert gewesen ist. Hinzu kommt ein unruhiger Bildstand. Nennenswerte Rauschmuster sind nicht vorhanden. Insgesamt ein brauchbares Bild.

Tonqualität

Der deutsche Mono-Ton ist leicht verzerrt und durch ein geringes Rauschen unterlegt, ansonsten aber in Ordnung. Alle Dialoge sind klar und verständlich. Leider mussten die Sprecher vor ihrer Arbeit offensichtlich Valium zu sich nehmen, was den Film nicht verbessert. Der spanischen Ton wirkt lebendiger, weist ebenfalls ein leichtes Rauschen auf und kommt etwas dumpfer daher. Leider hat man bei epiX auf deutsche Untertitel verzichtet, was dem Medium DVD unangemessen ist.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus zwei Bildergalerien, Textafelbiographien sowie einem Texttafelinterview mit Jess Franco, in dem „Im Schatten des Mörders“ unerwähnt bleibt.

Fazit

„Im Schatten des Mörders“ erweist sich als solides Schauerwerk, das allerdings keine nervenzerreißende Spannung aufbaut, sondern stattdessen, das Rätsel um die Morde in den Vordergrund stellt. Technisch ist die DVD ordentlich, die fehlenden Untertitel sind aber ärgerlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel La Noche de los Asesinos (Spanien 1976)
Länge 79 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Jess Franco
Darsteller Alberto Dalbés, Vicente Roca, William Berger, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Spanisch
Untertitel -
Extras Textafelbiographien, u.m.
Preis ca. 12 EUR
Bewertung solide, technisch ordentlich