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Inside Deep Throat

Wenn es überhaupt einen Pornofilm gibt, dessen Kenntnis auch eine breitere Masse zugibt, dann ist es "Deep Throat". Anfang der 70er Jahre war der Film, der Linda Lovelace zum Star machte, ein Massenphänomen. Das lag nicht daran, dass es sich um einen guten Film handelt - da sind andere Pornofilme aus der Zeit wesentlich besser ("Behind the green door", "Devil in Miss Jones") -, sondern daran, dass er Sex mit Humor kombinierte. Filme, die zum Lachen anregen, sind häufig leichter für die Masse zugänglich, als Werke mit weniger Humor. "Inside Deep Throat" widmet sich den verschiedenen Aspekten, die mit "Deep Throat" verbunden sind. Der Film berichtet über Linda Lovelace, ihren Umgang mit dem Film und den Einfluss, den sein Erfolg auf ihre Familie hatte. Die Versuche des Staates, die Verbreitung des Films juristisch zu unterbinden spielen ebenso eine Rolle wie der Prozess gegen Harry Reems, dem man erfolgreich die Verantwortung für den obszönen Inhalt des Films in die Schuhe geschoben hat. Deep-Throat-Regisseur Gerard Damiano berichtet über die Verhältnisse der damaligen Pornoszene, die ihre Filme völlig unabhängig auf niedrigstem finanziellem Niveau produzierte. "Inside Deep Throat" widmet sich den gesellschaftlichen Verhältnissen, welche den Erfolg von "Deep Throat" begünstigten und die Rolle der Mafia bei der wirtschaftlichen Auswertung des Films spielt eine Rolle. Damit schultert "Inside Deep Throat" eine Fülle verschiedenster Themen, die er alle nicht erschöpfend behandeln kann. Dafür präsentiert er die Bandbreite des Einflusses, den der Film hatte. Es wird deutlich, dass "Deep Throat" quer durch alle möglichen gesellschaftlichen Themenbereiche seine Spur hinterlassen hat. Auf diese Weise entfaltet sich ein differenziertes Zeitportrait, das Anlass dazu geben kann, weitere Nachforschungen anzustellen. Im Zentrum der Dokumentation steht vor allem die Zensurfrage, da die juristischen Versuche des Staates gegenüber der Verbreitung des Films sowie den Beteiligten einen großen Raum einnehmen. Dabei vertritt der Film die eindeutige These, dass damals wie heute die Kunstfreiheit in Gefahr ist. Vor allem Sex wird in den USA immer wieder zum Anlass für Zensurmaßnahmen genommen. Dennoch gibt es einen höchst profitablen Sektor für Sex und Pornographie. "Inside Deep Throat" erzählt von der der Verbannung des Sexes aus dem Mainstream und seiner Abschiebung in einen gesellschaftlich tolerierten Raum. Der große Erfolg von "Deep Throat" hat eine mächtige Gegenbewegung initiiert, die sich erfolgreich durchsetzte. Diese Bigotterie prangert die Dokumentation erfolgreich an. Warum auf den letzten Metern des Films allerdings das nostalgische Märchen von der bösen Erfindung Video erzählt wird, welche dem Pornofilm seine Qualitäten beraubt hat, ist unverständlich. "I.K.U. - This is not love, this is sex" (2000), der auf dem Sundance-Filmfestival gezeigt wurde ist nur ein Beispiel für künstlerisch faszinierendes Pornokino. Darüber hinaus ist "Deep Throat" zwar ein wichtiger, aber ausnehmend schlechter, weil dümmlich alberner Film. Welche Qualitäten sollen dem Pornokino also geraubt worden sein, wenn man "Deep Throat" zum Maßstab nimmt?

Bildqualität

An der Bildqualität der DVD gibt es nichts auszusetzen. Da die Dokumentation mit Materialien aus den unterschiedlichsten Quellen arbeitet, schwankt das Bild hinsichtlich Schärfe, Körnigkeit, etc. Das liegt in der natur der Sache und ist nicht zu beanstanden. Besondere Ausreißer, die auch unter Berücksichtigung der Quellenlage ein schlechtes Bild präsentieren, gibt es nicht.

Tonqualität

Der Ton ist in 5.1-Qualität enthalten. Für einen leichten räumlichen Effekt sorgt die Musikwiedergabe, die auch die hinteren Boxen bedient. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial umfasst unter anderem das "Deep Throat"-Special, das zahlreiche Mini-Dokumentationen beinhaltet, die zusammen ungefähr 60 Minuten lang sind. Diese lassen sich einzeln anwählen oder insgesamt abspielen. Darin werden einige Aspekte des Films noch einmal aufgegriffen und durch Zusatzinformationen vertieft. So erfährt man beispielsweise näheres über weitere juristische Verfahren im Zusammenhang mit "Deep Throat", die Beteiligung der Mafia wird noch etwas deutlicher, die Schwester von Linda Lovelace sowie deren Tochter erhalten zusätzlichen Raum, so dass der familiäre Aspekt näher ausgeführt wird und die Aktion Frauen gegen Pornographie taucht noch einmal auf. Die Zusatzinformationen sind alle interessant und sorgen für einen Komplexitätsgewinn, den der Film alleine nicht erreichen kann. Sehr lohnenswert.
In kurzen Interviews (insgesamt ca. 13 Minuten) kommen die beiden Regisseure Randy Barbato und Fenton Bailey, die Produzenten Brian Grazer und Sheila Nevins sowie Erzähler Dennis Hopper zu Wort. Dabei sind vor allem die Ausführungen der beiden Regisseure interessant, die Interpretationsansätze zu ihrer Dokumentation liefern und erläutern, welche inhaltliche Ausrichtung die "Deep Throat"-Geschichte ihrer Meinung nach hat. Demgegenüber sind die Interviews mit den restlichen Teilnehmern nur noch eine zusätzliche hübsche Ilustration.
Der Beitrag "Dennis Hopper im Synchronstudio" (ca. 2 Minuten) zeigt genau das, was sein Titel verspricht und ist damit wenig ergibig.
Texttafelfilmografien zu Brian Grazer (Produktion), Sheila Nevins (Produktion), Fenton Bailey sowie Randy Barbato (beide Regie) runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

"Inside Deep Throat" wirf einen Blick auf die komplexen Wechselwirkungen, die mit dem Phänomen "Deep Throat" verbunden sind. Dabei zieht der Film ein breit gefächertes Panoptikum dem Entwurf einer tiefer gehenden Analyse der Einzelaspekte vor. Lässt man die unverständliche Schlusswendung beiseite, dann gelingt dem Film eine faszinierende Betrachtung seines Themas.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Inside Deep Throat (USA 2005)
Länge 86 Minuten (Pal)
Studio Constantin im Vertrieb der Highlight
Regie Fenton Bailey, Randy Barbato
Darsteller Dennis Hopper (Erzähler), Linda Lovelace, Gerard Damiano, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras "Deep Throat"-Special, Interviews, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung gut, technisch gut