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frisch auf den tisch

03.11. Order No. 027

Der Einzelne, die Gemeinschaft und die Erfüllung

Das Buch „Art of DPRK“, in dem zahlreiche Plakate nordkoreanischer Filme nebst Inhaltsangabe abgedruckt sind, benennt das Jahr 2003 als Produktionsjahr für „Order No. 027“, während in der imdb das Jahr 1986 angegeben ist. Auf der Netzseite der Korea Film Export & Import Corporation mit Sitz in Pjönjang, die nach eigenen Angaben die Rechte an sämtlichen in Nordkorea produzierten Filmen besitzt, wird ebenfalls das Jahr 1986 angegeben. Daher ist davon auszugehen, dass das Werk Mitte der 1980er Jahre entstanden ist.


Zu diesem Zeitpunkt spielte die klassische Juche-Ideologie des Staatsgründers Kim... mehr

26.08. Saat der Angst

Saat der Angst

Die Frage nach moralisch richtigem Handeln ist ein großes Thema der Philosophie, das von griechischen Klassikern über Cicero bis hin zu Kant und natürlich auch heutigen Denkern immer wieder behandelt worden ist. In Eugenio Martíns „Saat der Angst“ steht die Moral ebenfalls im Vordergrund, allerdings treibt der Gedanke daran bei zwei Schwestern mittleren Alters extrem verquere Blüten.
Marta (Aurora Bautista) und Verónica (Esperanza Roy) betreiben in einem kleinen spanischen Dorf eine Pension. Als sie ihre Mieterin May (Loreta Tovar) auf der Dachterrasse beim Sonnenbaden im Bikini erwischen, während gegenüber ein paar Jugendliche den Anblick johlend begrüßen, will vor alle... mehr

Die Waffen der Revolution
Killer Kid

Neben „Django – Die Geier stehen Schlange“ („Sette dollari sul rosso“, 1966), der als Western Collection Nummer 6 veröffentlicht wurde, hat Koch Media zeitgleich als Nummer 5 der Western Collection einen weiteren italienischen Genrevertreter mit Anthony Steffen herausgebracht. „Killer Kid“ nutzt das Thema der mexikanischen Revolution für eine temporeiche Actiongeschichte. Ein amerikanischer Soldat schlüpft in die Rolle eines gefürchteten Pistolenschützen, um sich mit dessen Identität bei mexikanischen Revolutionären einzuschleichen. Sein Auftrag ist es, den lukrativen Waffenschmuggel zwischen den USA und Mexiko zu stoppen. Die amerikanische Regierung fürchtet, in einen Krieg hineingezogen zu werden, wenn mexikanischen Truppen Beweise für amerikanische Waffenlieferungen finden. Zunächst gelingt es dem Soldaten, die Revolutionäre für sich einzunehmen, da er ihnen mit seiner Schießkunst tatkräftig zur Seite steht. Vilar aber, der sich auf Seiten der Mexikaner gegenüber dem geistigen Anführer der Gruppe, dem Heiligen, unterschätzt sieht, vertraut dem Fremden nicht. Mit dessen Enttarnung hofft Vilar, sein Ansehen steigern zu können. Aber der Fremde hat mit der attraktiven Mercedes eine einflussreiche Fürsprecherin, so dass der Konflikt eskaliert. Gleichzeitig müssen die Revolutionäre aber auch eine wichtige Waffenlieferung entgegen nehmen.

„Killer Kid“ besticht durch einen absolut sorgfältigen Handlungsaufbau, der das Konfliktpotential aus Verrat, Spionage, Loyalität, Misstrauen und Liebe voll ausschöpft. Dabei kommt neben Anthony Steffen in der Rolle des spionierenden Soldaten, der in einen Zwiespalt aus Pflichterfüllung und Sympathie für die Revolutionäre gerät, vor allem Fernando Sancho als misstrauischem Vilar eine entscheidende Rolle zu. Es bleibt letztlich offen, ob Vilar den plötzlich auftauchenden Fremden wirklich durchschaut oder ob er nur aus Profilierungssucht gegen ihn opponiert. Daraus ergibt sich eine seltsam ambivalente Figur, die den dynamischen Machtprozess in einer solchen revolutionären Gruppe facettenreich reflektiert.

Auf der einen Seite ist er der plumpe Fußsoldat, dessen gewalttätige Fähigkeiten ihn stets in die Lage versetzen, gegen die geistige Führung der Revolution zu putschen. Er ist für den Kampf zwar notwendig, aber auch eine immerwährende Gefahr. Auf der anderen Seite ist er aber vielleicht auch das instinktive Gewissen der Gruppe, die stets anfällig für Unterwanderungsaktionen ihrer Feinde ist. Damit steht er in einem natürlichen Konflikt zum geistigen Anführer, dessen intellektuelle Ausrichtung keinen Raum mehr für Instinkte besitzt, die auch jenseits handfester Beweise wirken. Wie in einem dicht miteinander verwobenen Mikrokosmos spiegelt „Killer Kid“ solche Konflikte. Der politische Aspekt der Revolution bleibt dabei zwar unterbelichtet, dafür gelingt Regisseur Leopoldo Savona ein sezierender Blick auf die inneren Prozesse einer solchen Gruppe. Im begrenzten Handlungsraum prallen die verschiedenen Sichtweisen und Persönlichkeitsansätze im Sinne eines immerwährenden Duells aufeinander, bei dem jeder versucht, einen Schritt voraus zu sein. Neben den rasant inszenierten Schießereien ergibt sich dadurch eine ständiges Hochdruckpotential, das dem Film seine atmosphärische Dichte verleiht. Ein sehenswerter Genrevertreter.

Bildqualität

Die Bildqualität ist gut geworden. Die Schärfe überzeugt mit sehr guten Werten bei Nahaufnahmen und guten Werten bei Totalen. Verschmutzungen oder Defekte treten kaum in Erscheinung. Die Farben überzeugen mit einer Vielzahl staubiger Brauntöne, die das landschaftliche Szenario ausgezeichnet einfangen. Der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Analoges Rauschen ist nur leicht sichtbar, sonstige Rauschmuster existieren nicht.

Tonqualität

Sowohl der italienische als auch der deutsche 2.0-Ton sorgen für rauschfreie, verständliche Dialoge sowie eine gute Wiedergabe der Musik. Verzerrungen fallen nicht negativ auf. Die Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, sind im italienischen Original mit deutschen Untertiteln enthalten. Die DVD enthält zusätzlich noch englische Untertitel, die auf dem Cover nicht angegeben sind.

Extras

Bei dem Interview mit Athony Steffen (Zehn Minuten) handelt es sich laut Einführungstext um Homevideomaterial, in dem Steffen mit seiner Familie über seine Karriere spricht. Dementsprechend sieht die Kameraführung und die Bildqualität aus. Zwischen den Ausführungen Steffens werden immer wieder Bilder zu den Filmen eingeschnitten, über die er gerade spricht. Der Beitrag liefert ein paar hübsche Anekdoten aus dem Mund des Mimen, die unterhaltsam sind. Eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Killer Kid“ reflektiert die vielschichtigen Machtabläufe und Konfliktpotentiale innerhalb einer kleinen Gruppe mexikanischer Revolutionäre. Gut inszenierte Actionsequenzen und eine in sich geschlossene Dramaturgie ergeben einen ebenso spannenden wie intelligenten Italowestern. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Killer Kid (Italien/Spanien 1967)
Länge 97 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Leopoldo Savona
Darsteller Anthony Steffen, Fernando Sancho, Luisa Baratto, Giovanni Cianfriglia, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Interview mit Anthony Steffen, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch gut