Sex mit Todesfolge

Night Talk – Tödliches Liebesspiel

Erotik-Thriller feiern neben den wenigen größeren Kinoproduktionen – wie beispielsweise dem Prototyp „Basic Instinct“ - ihre Premiere auf DVD, früher war es die VHS-Kassette. Ihr Reiz besteht darin, das Gefühl des Thrills, mit dessen Spannung eine gewisse Erregung einhergeht, durch die Kopplung an erotische Erregungsmechanismen zu steigern. Das Genre zielt folglich stärker als andere Filmarten auf das Lustzentrum, was immer auch einen leicht schmuddeligen Charakter besitzt. Der Zuschauer kann hier darüber hinaus sein Vergnügen suchen, ohne gleich zum Porno greifen zu müssen, was immer noch so anstößig ist, dass eine Barriere verhindernd wirkt. Ein Teil der Zuschauer dürfte an explizitem Sex ohnehin nicht interessiert sein, wodurch der Erotik-Thriller zum Genre ihrer Wahl wird. Da das Medium Video beziehungsweise DVD einen weniger öffentlichen Charakter besitzt, als das Kino, eignet es sich für die Vermarktung des angeschmuddelten Genres in idealer Weise.

„Night Talks“ kommt dementsprechend zwar auf dem richtigen Medium heraus, bietet aber weder Erotik noch Thrill, was für einen Erotik-Thriller nicht gerade gute Voraussetzungen sind. Bereits die Grundidee krankt am mangelnden Verständnis für das Medium Film. Die junge, attraktive Sarah – bei der Besetzung Brooke Langton liegt jenseits der müßigen Diskussion um persönliche Vorlieben bei Frauen noch kein Fehler – zieht in eine neue Wohnung ein. Durch Zufall stellt sie nach kurzer Zeit fest, dass sie die Gespräche einer Sexhotline belauschen kann. An dieser Stelle begehen die beiden Drehbuchautoren Jonas Quastel und Michael Bafaroo den ersten Fehler. Es mag vielleicht noch eine gewisse erotische Würze darin liegen, wenn man selbst in der Realität Sexgespräche von Menschen belauschen kann, die sich in eine echte Erregung steigern, filmisch vermitteln lässt sich das in der Fiktion aber nicht mehr. Die Distanz wird einfach zu groß, wenn der Film zu den sexuellen Säuseleien diejenige zeigt, welche stellvertretend für den Zuschauer den Gesprächen lauscht. Der Erotik-Thriller ist immer dann am stärksten, wenn der Zuschauer selbst in das Treiben hineingezogen und so Teil der sexuellen Spannung wird. Damit bricht „Night Talks“ bereits am Anfang, so dass fast der Eindruck entstehen könnte, der Film solle das Genre demontieren. Dafür aber gibt es keine weiteren Anhaltspunkte. Stattdessen entwickelt der Film seine ansonsten solide Geschichte, die im Grundsatz einen akzeptablen Erotik-Thriller abgeben könnte, in durchschnittlicher Manier weiter. Ein psychopathischer Serienkiller tritt auf, der nach dem Sex die Partnerinnen ermordet. Sarah wird zusammen mit ihrer Ex-Freundin sowie ihrem aktuellen Freund, einem Schriftsteller, in die Mordgeschichte verwickelt. Die Bedrohung erstreckt sich recht schnell auch auf Sarah, die in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr sicher zu sein scheint.

Nachdem der Bruch am Anfang nichts Gutes erahnen ließ, beschreitet „Night Talks“ den Pfad des Scheiterns mit ungerührter Intensität. Eine erste Szene, in der Sarah direkt durch einen seltsamen Mieter in ihrem Appartementhaus bedroht wird, gerät zur uninteressanten, fast reglosen Dialogschau. Auf einer Spannungsebene funktioniert sie nicht, da zum einen die untalentierte, statische Kameraarbeit das Geschehen nicht inszenatorisch unterstützt und zum anderen die Figur des seltsamen Mieters zuvor nicht ausreichend als gefährlich dargestellt wurde. Erneut versäumt „Night Talks“, den Zuschauer in seine Welt zu ziehen. Stattdessen präsentiert er Szenen, die ihre dramaturgische Bedeutung erklären und nicht mit aufgebauten Emotionen arbeiten. Das setzt sich bis zum Schluss fort, an dem ein Voice-Over das gerade abgelaufene Geschehen noch einmal erklärend zusammenfassen muss. Hier stellt sich „Night Talks“ ein Armutszeugnis aus. Da die wenigen Sexszenen auch nichts bieten, scheitert der Film auf niedrigem Niveau.

Bildqualität

Die Bildqualität der DVD fällt erwartungsgemäß bei einer elf Jahre alten Produktion mit niedrigem Budget schwächer aus. Analoge Defekte wie Kratzer oder Laufstreifen treten zwar nicht in Erscheinung, dafür ist die Schärfe nur angenehm bis schwach, vor allem die Detailschärfe liefert teilweise schlechte Ergebnisse. Das Bild weist ein deutliches Rauschen auf. Die Farben sind vermutlich so, wie es sich der Kameramann vorgestellt hat, obwohl die Künstlichkeit so mancher Szene eher an die 80er als an die 90er erinnert.

Tonqualität

Schwer zu sagen, ob es sich beim 5.1-Ton um einen Originalmix handelt oder ob hier nachträglich Hand angelegt wurde. In jedem Fall liefert die englische Tonspur kleinere räumliche Effekte ohne sich nun besonders hervor zu tun. Die deutsche Tonspur scheint hier etwas schwächer zu sein. Die Dialoge aber sind bei beiden Versionen klar und verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Texttafelfilmographien.

Fazit

„Night Talks“ geht als Erotik-Thriller ohne Erotik und Thrill in die Filmgeschichte ein, die ihn mangels anderer Qualitäten wahrscheinlich schnell wieder vergessen wird. Technisch ist die DVD dem Film angemessen schwach.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Listen (USA 1996)
Länge 96 Minuten (Pal)
Studio VCL
Regie Gavin Wilding
Darsteller Brooke Langton, Andy Romano, Sarah Buxton, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Texttafelfilmographien
Preis ca. 13 EUR
Bewertung schwach, technisch schwach