Das Abwehrbollwerk

Red

RedRuhige Angelausflüge an einem idyllisch anmutenden See enden im Kino selten so beschaulich wie sie begonnen haben. Auch Avery Ludlow muss das feststellen, als ein paar Jugendliche mit einer geladenen Schrotflinte auftauchen, während er ein paar Fische fürs Essen fangen will. Das anfänglich harmlose Gespräch schlägt langsam um, bis der Wortführer der drei Jugendlichen aus Gehässigkeit Ludlows Hund Red erschießt. Da er Gerechtigkeit sucht, spürt Ludlow die drei Jugendlichen auf. Gespräche mit den jeweiligen Eltern bleiben jedoch wirkungslos. Statt die Kinder zur Verantwortung zu ziehen und wenigstens eine Entschuldigung zu erwirken, baut der Vater des Schützen ein Abwehrbollwerk auf, das er mit seinem Einfluss stärkt. Aber Ludlow lässt nicht locker. Auf immer neuen Wegen konfrontiert er die Jugendlichen sowie deren Eltern mit der Tat.

„Red“ kommt auf ganz leisen Sohlen daher. Brian Cox verkörpert Avery Ludlow mit einer stoischen Dickköpfigkeit, die seinem Wunsch nach Gerechtigkeit sowohl Würde als auch eine bedrohliche Kraft verleiht. Die ruhige Art, mit der Cox jedes Wort genau wählt, das er bei seiner Anklage vorbringt, zeugt von einem tief verwurzelten Willen, sein Ziel zu erreichen. Dabei geht es Ludlow nicht um Rache für seinen toten Hund. Er möchte erreichen, dass die Jugendlichen für das, was sie getan haben, die Verantwortung übernehmen. Er möchte erreichen, dass die Jugendlichen begreifen, dass sie etwas falsch gemacht haben und dass das nicht ohne Konsequenzen bleiben kann. Ludlows Beweggründe haben folglich einen erzieherischen Charakter, der darauf abzielt, dass man für seine Taten einsteht. Dabei trifft er jedoch auf eine ganz andere RedSicht, gesellschaftliches Leben zu organisieren. Während er die offene Art bevorzugt, setzt der Vater des Gewehrschützen auf seinen Einfluss, mit dem er die Notwendigkeit eliminieren will, Verantwortung zu übernehmen. Das Netzwerk mit seinen Möglichkeiten, festzusetzen, was auf welche Weise behandelt wird, bestimmt die Aktionen des Vaters. Dabei bleiben die Verbindungen stets im Verborgenen. Die Auswirkungen werden erst deutlich, als der Sheriff keinen Grund für Ermittlungen sieht und die Vertreterin der Lokalpresse, die sich des Falls angenommen hat, von der eigenen Redaktion unter Druck gesetzt wird.

Die Macht des Netzwerkes hat eine gespenstische Intensität, die sich nur mit Ludlows Starrsinnigkeit messen kann. Sein erzieherischer Ansatz, der seinen Ursprung in der eigenen tragischen Familiengeschichte hat – eines seiner Kinder sorgte für eine Familientragödie, bei der Ludlows Frau und sein anderes Kind ums Leben kamen -, trägt auch zur langsamen, unaufhörlichen Eskalation der Auseinandersetzung bei. Die kontinuierliche Steigerung des Geschehens, in dessen Verlauf die Gewalt immer weiter zunimmt, sorgt für eine immer währende Anspannung, welche die Szenerie dominiert. Zwei Blenden auf ein blutrotes Bild, die an entscheidenden Stellen der Handlung eingefügt wurden, reflektieren dabei mit Hilfe ihres metaphorischen Charakters die Tragik, die in der gesamten Konstellation steckt. Ludlow rennt bei seinem Bemühen um eine Lösung gegen eine Wand der Kommunikationslosigkeit, die einen Ausgleich der Interessen verhindert. Der Vater des Gewehrschützen redet zwar anfänglich mit Ludlow, aber er blockt letztlich nur ab. Wenn das Miteinander der Menschen bereits an der Kommunikation scheitert, dann tritt die Gewalt auf den Plan. „Red“ reflektiert über die Mechanismen, die das begünstigen.

Bildqualität

Das saubere Bild der DVD überzeugt bei den Nahaufnahmen mit einer sehr guten Schärfe, die bei Halbtotalen immer noch gut ist und bei Totalen bisweilen etwas weich wirkt. Bei letzteren nimmt die Detailfreude merklich ab. Die Farben überzeugen mit kräftigen Tönen. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Rauschen stört nicht, zumal das Bild selbst sehr ruhig bleibt.

Tonqualität

Die 5.1-Tonspuren besitzen klare und verständliche Dialoge. Eine räumliche Atmosphäre will aber nur selten aufkommen, da auch die Musik hauptsächlich die vorderen Lautsprecher nutzt. Die Dynamik überzeugt aber, auch der Subwoofer kann gelegentlich leichte Arbeit verrichten.

Extras

RedHinter Deleted Scenes (etwa 18 Minuten) verbergen sich tatsächlich geschnittene Szenen sowie eine verlängerte Szene. Bei letzterer handelt es sich um die Erzählung Ludlows, in der er der Journalistin die tragischen Ereignisse aus seiner Familienvergangenheit berichtet. In der verlängerten Form erhält sie durch das Verhalten der Journalistin eine gänzlich andere Stoßrichtung. Hinter Outtakes (etwa 12 Minuten) verbirgt sich ebenfalls die alternative Schnittfassung einer im Film enthaltenen Szenen sowie im Film nicht enthaltene Szenen. Hier bleibt die alternative Schnittfassung allerdings wenig interessant. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Red“ reflektiert über Kommunikationslosigkeit, Abwehrmechanismen und das gesellschaftliche Klima, das einen Interessenausgleich zweier gegensätzlicher Pole verhindert. Die Mischung führt zu einer tragischen Steigerung der Gewalt. Technisch ist die DVD guter Durchschnitt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Red (USA 2008)
Länge 89 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Trygve Allister Diesen, Lucky McKee
Darsteller Brian Cox, Noel Fisher, Tom Sizemore, Kyle Gallner, Shiloh Fernandez, Robert Englund, Amanda Plummer, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Deleted Scenes, Outtakes, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch guter Durchschnitt