Renn um dein Leben, Killer!

Der tödliche Schatten des Mr. Shatter

1974 war die britische Produktionsfirma Hammer der Meinung, dass sich eine Zusammenarbeit mit dem Hongkonger Studio der Shaw Brothers lohnen könnte. Fluchs verpflichtete man Monte Hellman für die Regie, der diese auch die ersten drei Wochen führte, bevor Mitproduzent Michael Carreras der Meinung war, Hellman arbeite zu langsam, und ihn entließ. Carreras saß nun selbst auf dem Regiestuhl, um die Geschichte des Auftragskillers Shatter weiterzuführen, der in Afrika einen Diktator tötet. Zurück in Hongkong möchte Shatter sein Geld kassieren, bekommt aber zunächst Blei und dann brüske Worte seines Auftraggebers angeboten. Das will sich Shatter jedoch nicht gefallen lassen. Er bemüht sich, ein paar Zusammenhänge über den Auftrag sowie die verschiedenen Hintermänner herauszufinden, um die Schulden eintreiben zu können. Recht bald werden weitere Mordanschläge auf ihn verübt, auch empfiehlt ihm ein geheimnisvoller Brite, Hongkong zu verlassen. Glücklicherweise trifft er einen Kung Fu-Meister, der ihm dabei hilft, ans Geld zu kommen, sowie eine hübsche Chinesin, in die er sich verliebt.
"Der tödliche Schatten des Mr. Shatter" besitzt einfach einen wunderbaren Charme, der ihn trotz seiner recht simplen Geschichte über die übliche Ware heraushebt. Das beginnt bereits bei der Titelmusik zur Einblendung des Namens "Shatter", die ein wenig an die Blaxploitation-Soundtracks der damaligen Zeit erinnert, und setzt sich Dank der Besetzung Peter Cushings in einer Nebenrolle weiter fort. Cushing spielt einen britischen Regierungsvertreter, der Shatter drohend warnt, in Hongkong zu bleiben, weil er von allen gejagt wird. Dabei besitzt Cushings Darstellung das einnehmende Charisma einer Figur, die sich mit gelassener Überlegenheit stets den Gegebenheiten anpasst. Er bringt eine bedrohliche Eleganz in den Film ein, die seine Szenen zu kleinen Highlights machen. Auch leichte Längen im Mittelteil fallen demgegenüber nur wenig ins Gewicht. Der übrige Film liefert im wesentlichen grundsolide B-Picture-Kost, die eine durchaus spannende Geschichte sehr ordentlich inszeniert. Stuart Whitman verleiht dem Auftragskiller Shatter den notwendigen Außenseiter-Status, der eine solche Figur trotz wenig positiver Züge so interessant macht, dass auch die Liebesgeschichte in ihrer Dramatik funktioniert.

Bildqualität

Vermutlich lässt sich zu einem eher kleinen und auch kuriosen Werk aus den 70er Jahren kaum ein ordentliches Master auftreiben, was sich auch auf die Bildqualität auswirkt. Hin und wieder huschen Bilddefekte oder Verschmutzungen durch das Bild, das über die komplette Lauflänge griselig ist. Das fällt vor allem bei den hellen Szenen auf. Die Schärfe ist demgegenüber gut geraten, was vermutlich mit Hilfe eines Rauschfiltereinsatzes erreicht wurde. Nur in ein oder zwei kurzen Szenen, die möglicherweise von einem anderen Master stammen, ist das Bild eher unscharf. Ausgezeichnet ist die Farbwidergabe der DVD, was vor allem in den bunten Szenen innerhalb der Clubs oder bei den Autofarben zu erkennen ist. Hier erstrahlt alles so, wie es sein soll. Da kann man auch mit dem Konturenflimmern sowie den leicht ruckeligen Schwenks leben. Angesichts der Produktionsumstände und des Filmalters ist das Bild sicherlich ordentlich geworden.

Tonqualität

Auch der Ton kann sein Alter nicht verbergen. Während die deutsche Synchronisation durchgehend rauscht, ist der englische Ton ziemlich dumpf geraten. Dennoch lässt sich alles verstehen, so dass man damit leben kann.

Extras

Ganz erstaunlicherweise wartet die DVD mit einem Audiokommentar auf, den Monte Hellman (Regie zahlreicher Szenen) moderiert von Norman Hill spricht. An passenden Stellen werden Ausführungen des Hauptdarstellers Stuart Whitman eingeschnitten. Obwohl der Kommentar recht stockend gesprochen wird, ist er vor allem filmhistorisch interessant, weil Monte Hellman sich bei den meisten Szenen erinnern kann, ob sie von ihm gedreht wurden oder nicht. Daneben geht es auch um die Produktionsgeschichte, die Drehbedingungen und um Biographisches zu Hellman, wenn er auf Nachfrage erzählt wie er zum Film gekommen ist und in welcher Weise er zu arbeiten pflegt. Stuart Whitman eingeschnittene Ausführungen sind durch nostalgische Erinnerungen an den Dreh geprägt.
Zusätzlich enthält die DVD drei Trailer, zwei TV-Spots und eine Bildergalerie. Normalerweise erwähne ich Trailer, die nichts mit dem Hauptfilm zu tun haben, nicht in meinen Texten, aber hier muss eine Ausnahme gemacht werden. Der Trailer zu "Karate, Küsse, blonde Katzen", welcher eine Mischung aus deutschem Softsexfilm und Shaw Brothers Kung-Fu-Action zu sein scheint (auf jeden Fall haben die Shaw Brother mitproduziert), topt selbst die meisten Trailer, die man einmal im Monat beim Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega in der Gelsenkirchener Schauburg vor den zwei Hauptfilmen zu sehen bekommt. Zumindest der Trailer ist eine Granate, ob es der Film auch ist, bleibt offen.

Fazit

Die Co-Produktion von Hammer und Shaw Brothers liefert eine solide Action- und Spannungsinszenierung, welche sich durch zahlreiche Details - unter anderem Peter Cushing in einer Nebenrolle - von der üblichen Ware positiv abhebt. Technisch zeigt die DVD einige Schwächen, mit denen man aber leben kann. Das Bonusmaterial ist gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Shatter (GB/Hongkong 1974)
Länge 91 Minuten (Pal)
Studio CMV Laservision
Regie Michael Carreras, Monte Hellman (nicht genannt)
Darsteller Stuart Whitman, Ti Lung, Li Li-Li, Peter Cushing, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Monte Hellman (Regie zahlreicher Szenen) und Stuart Whitman (Darsteller), Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut