Den Colt im Kopf

Warlock

Edward Dmytryk interessiert sich vornehmlich für psychologische Geschichten. Bereits in "Die gebrochene Lanze" widmete er sich den komplexen Vorgängen innerhalb einer Rinderzüchterfamilie und entwarf auch ein psychologisches Bild der verschiedenen Figurenbeziehungen. Sein 1959 gedrehter Western "Warlock" nimmt sich nun die klassische Geschichte einer kleinen Stadt vor, die durch eine Cowboybande terrorisiert wird. Die Unruhestifter pöbeln und schießen nach Herzenslust in Warlock herum. Dabei schrecken sie auch vor Mord nicht zurück. Das Bürgerkomitee engagiert darauf den bekannten Revolverhelden Clay Blaisdell, der seinen Lebensunterhalt als freiberuflicher Marshall verdient. Ihm zur Seite steht Tom Morgan, der sein Schicksal mit Blaisdell verknüpft hat. Nach anfänglichen Erfolgen des schussgewandten Duos entstehen jedoch erste Konflikte mit der Bürgerschaft. Gleichzeitig wird mit Johnny Gannon ein ehemaliges Mitglied der Cowboybande zum rechtmäßigen Ordnungshüter bestimmt, die Blaisdell vertreiben soll. Der Konflikt zwischen Blaisdell und Gannon ist nur noch eine Frage der Zeit.
Alle Hauptfiguren in "Warlock" sind durch die anarchisch-brutale Situation der Pionierzeit gezeichnet. Clay Blaisdell will nicht nur Geld verdienen, sondern immer wieder aufs Neue beweisen, dass er der beste Schütze ist. Macht und Anerkennung treiben ihn voran, wenn er sich wieder einer neuen Stadt als freiberuflicher Marshall anbietet. Sein Partner Tom Morgan ist sicherlich die angeschlagenste Seele im Figurenkarussell. Zeit seines Lebens ist er mit Kämpfen und Töten beschäftigt. Zu Blaisdell verbindet ihn eine geradezu andienernde Beziehung, die ihren Ursprung in persönlicher Abhängigkeit hat. Dieser Morgan gewinnt seine Befriedigung daraus, wenn Blaisdell wieder einmal gut dasteht. Seine eigene Größe definiert er über die Größe Blaisdells, weil ihm die Fähigkeit fehlt, ein selbständiges Leben zu führen. Das führt in letzter Konsequenz dazu, dass er sogar die Waffe gegen seinen Partner erhebt, als dieser sich darauf einzulassen scheint, die zweite Geige in Warlock zu spielen. Auch der neue Ordnungshüter Johnny Gannon hat sein Kreuz zu tragen. Während er nun das Gesetz vertritt und dementsprechend auch Blaisdell genau beobachten muss, ist sein Bruder immer noch Mitglied der marodierenden Cowboybande. Die anarchische Situation macht es keinem der Beteiligten leicht, eine Seite zu wählen. Dmytryk schickt sie in immer wieder neuen Konflikten aufeinander, in denen es längst nicht nur um Recht und Ordnung geht, sondern die Charaktere vor allem ihren eigenen psychologischen Ballast abarbeiten. Wirklich gut im Sinne eines klassischen Heldentypus ist hier keiner. Während sich Dmytryk als exzellenter Regisseur der vielen Duellsituationen erweist, liefern die Darsteller eine herausragende Leistung. Allen voran brilliert Anthony Quinn in seiner Zerrissenheit, dessen eigene Existenz nur einen Sinn hat, wenn Blaisdell gefeiert wird.

Bildqualität

Die Bildqualität des 46 Jahre alten Films macht eine gute Figur. Die Schärfe ist völlig in Ordnung. Bisweilen wirkt das Bild leicht matschig, aber niemals deutlich unscharf. Dreckspuren oder Bilddefekte sind die Ausnahme. Besonders gelungen ist die Farbwiedergabe. Alles strahlt miteinander um die Wette, als wäre der Film erst gestern gedreht. Da auch der Kontrast mitspielt, kommt das Setting des Westernstädtchens Warlock gut zur Geltung. Einziges Manko der DVD sind die Rauschmuster, die zeitweise auch mal ein wenig deutlicher zu sehen sind.

Tonqualität

Der Ton schlägt sich wacker. Beide Sprachfassungen liegen im Mono-Format vor, das ohne größere Verzerrungen auskommt. Auch das übliche Rauschen ist noch erträglich, wenn auch deutlich zu hören. Es lässt sich auch nicht verhindern, dass die Dialoge ein wenig dumpf aus den Boxen ertönen, das geht aber nicht zu Lasten der Verständlichkeit. Insgesamt ist der Ton solide. Da der Film erstmals ungeschnitten veröffentlicht wurde, gibt es Passagen, für die keine Synchronisation vorlag. Diese sind auf englisch mit deutschen Untertiteln enthalten.

Extras

Es sind eine Bildergalerie und ein Trailer enthalten.

Fazit

Wer sich für gebrochene Helden im Westerngenre interessiert, sollte sich "Warlock" ansehen. Hier gibt es keine strahlenden Figuren mit mythischer Kraft, sondern psychologisch angeschlagene Menschen. Letztlich ist es auch diese psychische Schädigung, welche die Gewalt immer wieder anheizt. Technisch ist die DVD beachtlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Warlock (USA 1959)
Länge 117 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Edward Dmytryk
Darsteller Henry Fonda, Anthony Quinn, Richard Widmark, Dolores Michaels, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Trailer, Bildergalerie
Preis ca. 17 EUR
Bewertung guter Western, technisch beachtlich