Der Terror führt Regie

Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?

Der italienische Regisseur Damiano Damiani hat sich in seiner Karriere oftmals mit den Verstrickungen zwischen Politik, Wirtschaft und der Mafia auseinander gesetzt. „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ (1971), „Ich habe Angst“ (1978) und die erste Staffel der Fernsehserie „Allein gegen die Mafia“ (1984) sind nur drei Beispiele des politischen Filmschaffens Damianis. „Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?“ (1974) fügt sich nahtlos in sein Werk ein. Im Zentrum der Handlung steht bezeichnenderweise ein Regisseur, dessen aktueller Film eine harte Anklage gegen die Justiz führt. Der Staatsanwalt Traini taucht in der Version des Regisseurs als offensichtlich korruptes Werkzeug der Mafia auf. Am Ende stirbt er. Der Film ruft einen kleinen Skandal im sizilianischen Palermo hervor, wo sich der Regisseur gerade aufhält. Ein junger Kollege Trainis will den Regisseur wegen Verunglimpfung der Justiz vor Gericht stellen, aber der alte Stratege Traini weiß genau, dass dies nur weitere unnötige Publicity hervorrufen würde. Stattdessen lädt er den Regisseur zu einer Gesellschaft ein, auf der auch zwei lokale Abgeordnete, Wirtschaftsvertreter und sonstige mit der Mafia verbandelte Akteure der sizilianischen Gesellschaft anwesend sind. Traini will dem Regisseur seine Macht demonstrieren, die vorbereitete Anklage zerreißt er demonstrativ. Gerade als der Regisseur frustriert abreisen will, weil wieder einmal alles im Sande verlaufen wird, trifft die Nachricht ein, dass Traini ermordet wurde. Das veranlasst den Regisseur, eigene Nachforschungen darüber anzustellen, warum der Staatsanwalt sterben musste. Dabei gerät die Witwe Trainis ins Visier, die irgendwie in die Angelegenheit verstrickt zu sein scheint.

Damiani entwirft in „Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?“ mit souveräner Hand ein sizilianisches Gesellschaftsportrait, dessen Akteure aus einer linkspolitischen Tageszeitung, dem einfachen Volk und Entscheidungsträgern wie Politikern oder Wirtschaftsunternehmer bestehen. Die Mafia-Gangster selbst tauchen im Film nur am Rande auf, schweben aber in Form des zentralen Bosses unheilschwanger über allen Ereignissen. Nach trainidem Tod Trainis rotieren alle Kreise, um sich angesichts der veränderten Situation neu zu positionieren. Die verfeindeten Politiker nutzen die Angelegenheit zu Machtkämpfen und die Macher der linkspolitischen Tageszeitung sehen ihre Chance gekommen, daraus Kapital im Kampf gegen die Mafia zu schlagen. Ein harmloser Parkplatzwächter gerät durch einen gekauften Zeugen ins Visier der Polizei. Mit Hilfe vieler kleiner Geschichten gelingt es Damiani, die allgegenwärtige Präsenz der Mafia in der sizilianischen Gesellschaft zu erfassen. Dabei geht es ihm weniger um eine simple Die-Mafia-ist-überall-Rhetorik, als vielmehr um die Erfassung des Denksystems solcher Strukturen, die sich in langer Zeit verfestigt haben. Die lässige Geste, mit der Traini vor dem Regisseur die vorbereitete Anklage seines Kollegen zerreißt, ist nur ein Indiz für die Selbstverständlichkeit, mit der die Akteure das mafiöse System verinnerlicht haben. Da werden keine außerordentlichen Methoden benötigt, es handelt sich um schlichtes Alltagsgeschäft. Diese Gewöhnlichkeit macht das Mafia-System umso bedrohlicher. Das muss auch der Regisseur mit zunehmender Recherchedauer feststellen. Die Ergebnisse seiner Nachforschungen stellen ihn schließlich vor die moralische Frage, ob der politischen Strategie oder der Wahrheitsfindung der Vorzug zu geben ist. Damiani entwirft die Integrität im Kampf gegen die Mafia als zentralen Wert, dessen Missachtung schon im Vorfeld als moralische Niederlage die Auseinandersetzung verloren geben würde.

Bildqualität

Das Bild der DVD präsentiert den Film ohne Verschmutzungen oder Defekte. Auch die Schärfe ist vor dem Hintergrund des Filmalters gut gelungen und trainizeigt nur leichte Schwächen, wenn das eine oder andere Detail verwaschen aussieht. Die Farben entsprechen der staubig-reduzierten Platte des Politthrillers der 70er Jahre. Der Kontrast liefert manchmal leicht überstrahlte Flächen, weiß aber im Wesentlichen zu gefallen. Am Anfang ist stärkeres Rauschen zu sehen, dass sich jedoch nach ein paar Minuten zurück zieht und keine nennenswerte Beeinträchtigung mehr darstellt.

Tonqualität

Der 2.0-Mono-Ton liegt in deutscher und italienischer Sprache vor. Auch wenn es sich bei dem italienischen Originalton vermutlich um eine Synchronisation handelt, da in Italien zur damaligen Zeit nur selten mit Setton gearbeitet wurde, sind die fehlenden deutschen Untertitel ein Manko. Die beiden Tonspuren selbst sind klar und verständlich, ohne eine besonders dumpfe Klangfarbe zu besitzen. Damit siedeln sie sich im oberen Bereich der Mono-Tonqualität an.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer.

Fazit

„Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?“ gehört zu den besten Mafia—Thrillern der italienischen Filmgeschichte, da er sein genaues Gesellschaftsportrait mit Fragen der moralischen Integrität und persönlichem Drama verbindet. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Perché si uccide un Magistrato? (1974)
Länge 105 Minuten (Pal)
Studio Colosseo Film im Vertrieb der Ascot-Elite
Regie Damiano Damiani
Darsteller Franco Nero, Francoise Fabian, Renzo Palmer, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel -
Extras Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut