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Sieben Tage bis zum Showdown

The Shootist – Der letzte Scharfschütze

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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The Shootist – Der letzte Scharfschütze

Nach dem 1976 entstandenen Werk „The Shootist – Der letzte Scharfschütze“ hat Westernikone John Wayne keinen Film mehr gedreht. Die Zusammenarbeit mit Regisseur Don Siegel war für Wayne, der 1979 an Krebs verstarb, ein persönlicher Showdown der eigenen Hollywoodkarriere, ein letzter Sieg der Willenskraft über den bereits geschwächten Körper. Der Star litt während der Dreharbeiten zwar nicht an Krebs, denn den hatte er einige Jahre zuvor unter Verlust eines großen Teils seiner Lunge zwischenzeitlich besiegt, aber die Kraft war nicht mehr im gleichen Maße in seinen Körper zurückgekehrt wie vor der Krankheit. Siegels und Waynes Erzählung der letzten sieben Tage vor dem entscheidenden Showdown, den Revolverheld J. B. Books noch bestreiten will, wird so zu einem würdigen Abgesang auf ein Genre, den alten Westen mit seiner Frontier zwischen Zivilisation und Freiheit und auf eine eindrucksvolle Filmkarriere.

Der von Wayne verkörperte Books reitet zu Beginn des Films nach Carson City, weil er eine zweite ärztliche Meinung einholen will. Da ihm Doktor Hostetler einmal das Leben gerettet hat, vertraut Books auf das Urteil des Arztes. Die Diagnose ist genauso niederschmetternd wie die, die Books schon kannte. Er ist unheilbar an Krebs erkrankt, zu einem schmerzvollen Tod The Shootist – Der letzte Scharfschütze verdammt. Der Revolvermann versucht nun, unter allen Umständen würdevoll abzutreten. Er mietet sich bei einer Witwe ein, die ein paar Fremdenzimmer betreibt. Doch die Ruhe, die sich Books wünscht, wird er in Carson City nicht finden. Seine Berühmtheit macht ihm einen Strich durch die Rechnung, so dass er fortan von Bewunderern, selbst erklärten Feinden, einem schmarotzenden Journalisten, der mit der Geschichte des sterbenden Books ein großes Geschäft wittert, und von dem wenig erfreuten Sheriff gestört wird, der sich Sorgen um den Frieden in der Stadt macht. Einzig seine Vermieterin, die zwar keinen Hehl daraus macht, dass sie von schießfertigen Männern wenig hält, behandelt Books mit professionellem Anstand.

Don Siegels ökonomischer Inszenierungsstil, der keine Filmminute verschenkt, ohne das Geschehen voranzutreiben, entwickelt in „The Shootist“ dank der zeitlichen Konzentration auf sieben Tage eine eindrucksvolle Kraft. Die regelmäßigen Datumseinblendungen zu Beginn eines jeden Tages verdichten die Erzählung, weil sie die Begrenzung auf einen unweigerlich eintretenden Endpunkt reflektieren, auf den alles zulaufen wird. Das Spannungsverhältnis zwischen den vielfältigen Gestalten, die ungebeten bei Books auftauchen, und der Ruhe, die Books sucht, verleiht dem Film eine sogartige Atmosphäre. Auch wenn der Shootist weitgehend die Oberhand behält, soweit er die Dinge beeinflussen kann, wird er in eine Richtung gezogen, der er nicht entrinnen kann. Ihm bleibt nur die Möglichkeit, die Situation ein wenig zu gestalten, in der er sich befindet, grundlegend ändern kann er sie nicht. Für einen Westernhelden bedeutet das den Verlust dessen, was er am meisten schätzt, der Freiheit. Die Zeit des Westens ist vorbei. Damit korrespondiert der Ausverkauf einer Ära, die für diejenigen, die sie nicht erlebt haben, ein aufregender Mythos werden wird. Ein Mythos, den auch Wayne mit seinen Filmen geprägt hat. Der schmarotzende Journalist, der sich nicht zu schade ist, für den Erfolg in schamlosen Übertreibungen zu schwelgen, repräsentiert den Ausverkauf. Seine unsympathische Erscheinung erweist sich auch als kritische Reflexion einer an der reinen Sensation interessierten Mythologisierung, die keinen Sinn für Würde hat. Ihm gegenüber steht Wayne, der nicht nur als Books sondern auch in den meisten seiner Filme zuvor die Würde im Blick hatte. Dieser Hackentrick Siegels ist es, der es ihm erlaubt, sowohl einen Abgesang auf den wilden Westen zu inszenieren und gleichzeitig den Leinwandtypus zu ehren, den Wayne stets verkörperte. Daraus entsteht ein ungemein spannendes Miteinander der verschiedenen Motive zwischen Tod, Neuanfang und Mythos, das „The Shootist“ zu einem Meilenstein des Genres macht.

Bildqualität

The Shootist – Der letzte Scharfschütze

Das Bild der DVD weist kaum Defekte oder Verschmutzungen auf. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und einem ansprechenden Detailreichtum, der auch die Landschaftsaufnahmen gut zur Geltung bringt. Leichte Abstriche gegenüber guten aktuellen Produktionen muss man altersbedingt zwar machen, das stört aber kaum. Die kräftigen Farben spiegeln die filmische Atmosphäre sehr gut wieder. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Das leichte analoge Rauschen stört nicht, sonst gibt es keine Beeinträchtigungen.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Spuren verfügen über klare und verständliche Dialoge mit geringen Verzerrungen, die nicht ins Gewicht fallen. Die Musik ertönt mit der notwendigen Dynamik aus den Lautsprechern, so dass die Atmosphäre des Films unterstrichen wird.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus zwei Trailern, zwei Teasern, einer Bildergalerie und einem guten 20seitigen Booklet, in dem Sascha Westphal den Film in den Genrekontext einordnet, über John Wayne als Westernheld reflektiert und ein paar Hintergründe zur Entstehung des Films einfließen lässt.

Fazit

„The Shootist – Der letzte Scharfschütze“ ist Abgesang und Würdigung des alten Westens. Regisseur Don Siegel verhalf John Wayne zu einem wunderbaren Showdown seiner Filmkarriere, die hier einen würdigen Abschluss fand. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

01.04.2010

   
Originaltitel The Shootist (USA 1997)
Länge 95 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Don Siegel
Darsteller John Wayne, Lauren Bacall, James Stewart, Richard Boone, Hugh O'Brian, Bill McKinney, John Carradine, Scatman Crothers, Ron Howard, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer, 20seitiges Booklet
Preis ca. 17 EUR
Bewertung herausragend, technisch gut