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kurzrezension

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Durst nach Aufschwung

Menschen im Hotel

Menschen im Hotel

Bei „Menschen im Hotel“ handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen Romans aus der Feder Vicki Baums, der bereits zuvor für die Leinwand adaptiert wurde, unter anderem 1932 mit Greta Garbo, John Barrymore, Joan Crawford und Lionel Barrymore („Grand Hotel, Regie: Edmund Goulding). Ein Blick auf die damalige sowie die 1959 engagierte Schauspielerriege zeigt, dass die schicksalhafte Verknüpfung unterschiedlichen Gesellschaftsmilieus zugehöriger Menschen zu großen Namen animiert. Unter Gottfried Reinhardts Regie entwickeln sich die Dramen zu einer Erzählung, die gegenüber der Strahlkraft der Stars bestehen kann.
In einem noblen Hotel einer unbekannten deutschen Großstadt arbeitet die Stenotypistin Fräulein Flamm (Sonja Ziemann). Der Industrielle Preysing (Gert Fröbe) nimmt ihre Dienste regelmäßig in Anspruch, weil er ein Auge auf die attraktive Frau geworfen hat. Während er mit schmierigen Mitteln eine Nacht voller Freuden erkaufen will, bereitet er sich auf ein wichtiges Wirtschaftstreffen vor. Das Resultat der Zusammenkunft entscheidet über die Zukunft der Firma. Als sein Oberbuchhalter Carl Kringelein (Heinz Rühmann) mit dem Hinweis auftaucht, dass die Zwischenbilanz frisiert ist, kommt Preysing in Schwierigkeiten. Mit den geschönten Zahlen will er die möglichen Geldgeber überzeugen, gleichzeitig muss er Kringelein loswerden, der glaubt, Preysing einen großen Dienst erwiesen zu haben. Fräulein Flamm versucht, die Beziehung zum Industriellen geschäftsmäßig zu halten, und glaubt in Baron Felix von Gaigern (O.W. Fischer), die Eintrittskarte zu größerem Wohlstand gefunden zu haben. Doch der Adelige verschleiert nur, dass er mittellos ist. Sein Ziel ist der Schmuck der alternden Primaballerina Grusinskaja (Michèle Morgan), die aufgrund heftiger Selbstzweifel in Depressionen verfällt.

Der Film beginnt mit einer Kamerafahrt durch die Räumlichkeiten hinter dem Portiertresen, in denen Diktate aufgenommen und Telefonleitungen bedient werden. Elegant geleitet die Kamera am Empfang vorbei in die Hotelhalle, deren repräsentative Schönheit die Ankommenden begrüßt. Der stilvollen Oberfläche steht eine den Gästen zunächst verborgene Welt gegenüber. Das Prinzip aus Präsentation und dahinter liegenden Aspekten prägt auch die Menschen im Hotel, die Menschen, deren Schicksal hier auf so verschlungene Weise miteinander verbunden ist.
Preysing ist zwar der Prototyp des arroganten Machtmenschen, aber sein Hinweis, dass menschliche Schicksale am Fortbestand der Firma hängen, lässt sich nicht ganz von der Hand weisen. Die frisierte Bilanz offeriert möglicherweise einen erfolgreichen Neustart. Das bleibt jedoch bewusst offen, um die Ambivalenz vollkommen zu machen. Kringelein tritt als aufrechter Kleinbürger in Erscheinung, kommt mit dieser Rolle angesichts der komplizierteren Realität aber nicht ganz zurecht. Sein Ideal von Anstand bleibt eine Illusion. Felix von Gaigern Menschen im Hotel spielt den wohlhabenden Adligen, dem jedoch nur noch ein Rest an Manieren geblieben ist, die er auch noch zu verlieren droht. Und die Depression der Grusinskaja versteckt die Lebensfreude, die immer noch in der erfolgreichen Balletttänzerin steckt.
Sie alle sind auf der Suche nach einem persönlichen Aufschwung, einer Möglichkeit die eigene Persönlichkeit mit Lebensglück und Anerkennung zu verschmelzen. Doch das Wirtschaftswunder ist im vollen Gang, wodurch das Glück eine materielle Definition bekommen hat. Moral wird auch an den Kennzeichen des Geldes gemessen. Unter solchen Umständen ist es schwer, die Integrität zu bewahren. Deswegen befindet sich Kringelein in einer Zwickmühle zwischen seinen Werten und den möglichen wirtschaftlichen Konsequenzen, die er damit auslösen könnte. Er ist nicht allein. Die Risse der scheinbar glorreichen Zeit sind sichtbar und sie sind bis heute nur noch größer geworden.

Zur Vielschichtigkeit des Werkes trägt auch die Kameraarbeit bei. Fast alles wirkt mit lichter Klarheit in Szene gesetzt, als gäbe es keine verborgenen Winkel. In dieser offenen Szenerie laufen Menschen umher, die auf den ersten Blick selbst scherenschnittartig wirken könnten. Doch auch die Rauminszenierung ist nur Schein. Die transparente Präsentation bildet einen Kontrast zu den menschlichen Konflikten. Der Aufschwung produziert unangenehme Widersprüche.

Bildqualität

Menschen im Hotel

Das Bild der DVD ist weitgehend gut. Die Schärfe kommt angesichts eines sauberen Bildes gut zur Geltung. Nur einzelne Szenen wirken weich. Schwächen offenbart die DVD allerdings bei Helligkeitsverläufen diverser Lichtquellen. Hier zeigen sich zum Teil klare Abgrenzungen einzelner unterschiedlich heller Bereiche statt unmerklicher Abstufungen.

Tonqualität

Der 2.0-Mono-Ton klingt recht ordentlich. Die Dialoge sind trotz des Hintergrundrauschens gut zu verstehen, Verzerrungen gibt es nicht.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck der „Illustrierten film-Bühne“.

Fazit

„Menschen im Hotel“ wirkt auf den ersten Blick wie eine schlichte Dramenansammlung mit stereotypen Charakteren, aber bei genauerem Hinsehen offenbart sich das Werk als vielschichtige Auseinandersetzung mit persönlichem Glück und gesellschaftlichen Werten. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

11.08.2015

   
Originaltitel Menschen im Hotel (BRD/Frankreich 1959)
Länge 100 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Gottfried Reinhardt
Darsteller O.W. Fischer, Michèle Morgan, Heinz Rühmann, Sonja Ziemann, Gert Fröbe, Dorothea Wieck, Friedrich Schoenfelder, Siegfried Schürenberg, Wolfgang Wahl, Jean-Jacques Delbo, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Nachdruck der „Illustrierten film-Bühne“
Preis ca. 11 EUR
Bewertung gut, technisch in Ordnung