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rezensionen

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10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
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kurzrezension

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Doppelter Boden

Die Heuchler

Die Heuchler

Nebeltage sind nicht nur wegen ihrer teils eigentümlichen Atmosphäre sehr faszinierend, auch die doppelte Wirkung des Naturphänomens hat ihren Reiz. Denn einerseits wird mit der Luftfeuchtigkeit etwas sichtbar, was sonst verborgen ist, andererseits verdeckt der Nebel Details, Konturen und vermindert die Orientierungsfähigkeit.
Dieses Eigenschaftsgeflecht prägt als symbolische Kraft den schweizerischen Kriminalfilm „Die Heuchler“, der in eben jenem Naturphänomen beginnt, wenn der Bankdirektor Meier (Heinz Woester), Dr. Amsler (Pierre Dudan), Architekt Häuptli (Charles-Ferdinand Vaucher) und Verwalter Reichle auf die Jagd gehen. Während die ersten drei lebend am vereinbarten Treffpunkt, einem nahegelegenen Gasthaus eintreffen, wird der Verwalter später erschossen aufgefunden. Wachtmeister Müller (Heinrich Gretler) übernimmt den Fall. Mit intuitiver Kraft geht der Ordnungshüter dem Gefühl nach, dass es sich nicht um einen Jagdunfall, sondern um Mord handelt. Bei seinen Ermittlungen im bürgerlichen Milieu der schweizerischen Gemeinde Hablikon stößt er auf verborgene Leidenschaften einsamer Menschen.

Der Schweizer Produzent Erwin C. Dietrich realisierte Anfang der 1960er Jahre Max Michels Regiearbeit im damals wie heute populären Krimigenre. Die Figur des Wachtmeisters Müller erinnert mit ihrer ruhigen, direkten, aber auch feinfühligen Art an den legendären Wachtmeister Studer, den der Schriftsteller Friedrich Glauser entwickelt hat. Heinrich Gretler verkörperte Studer unter anderem in dem 1939 entstandenen Film „Wachtmeister Studer“ (Regie: Leopold Lindtberg). Mit der Wahl Gretlers für die Rolle des Polizisten Müller erzeugten die Verantwortlichen eine direkte Verbindung zur gesellschaftsbeobachtenden Art Studers. Sobald Gretler in Erscheinung tritt, ist daher klar, dass die Menschen, mit denen sich Wachtmeister Müller befasst, etwas zu verstecken haben. Der eingangs gezeigte Nebel als Symbol für die trügerische Beschaffenheit des Sichtbaren und die kulturelle Verknüpfungslinie verbinden sich zur bestimmenden, irritierenden Kraft.
Das setzt sich auf der Ebene des Schnitts fort, in dem immer wieder per Dialog oder auch durch visuelle Reize Dinge miteinander verknüpft werden, die oberflächlich nichts miteinander zu tun haben. Dr. Amsler ruft nach dem Ende der Befragung durch Wachtmeister Müller in sein Wartezimmer „Der nächste Bitte“, bevor im nächsten Bild Architekt Häuptli vernommen wird. Die Heuchler Die Methode, die Bedeutung der sichtbaren Handlung durch filmische Mittel zu erweitern, mag in der Häufigkeit und der Machart zwar gelegentlich aufgesetzt wirken, sie erzielt aber dennoch eine dramatisierende Wirkung. Die inszenatorische Ruhe des gemächlichen Erzählverlaufs, bei dem unter anderem das Rauchen einen erstaunlich breiten Raum einnimmt, wirkt daher trügerisch. „Die Heuchler“ besteht aus einem permanenten filmischen Nebel, durch den Wachtmeister Müller als Ankerpunkt der Orientierung läuft.
Er ist das Zentrum des Vertrauens, das man noch haben kann, wenn sonst wenig bleibt. Gretler wirkt mit seiner bodenständigen Art wie eine volksnahe moralische Instanz ohne verurteilende Oberlehrerhaftigkeit. Er ist das warmherzige Gewissen in der Gesellschaft.

Bildqualität

Die Heuchler

Das Bild der DVD überzeugt mit weitgehend guter bis ordentlicher Schärfe. Manchmal verwaschen die Konturen etwas, ohne dass das besonders stört. Der Kontrast macht ebenfalls eine gute Figur.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren hören sich klar und verständlich an. Natürlich merkt man dem Ton an, dass er nicht so voll klingt, aber das Niveau ist vollkommen in Ordnung, zumal sich das Hintergrundrauschen in Grenzen hält.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Nachdruck der „Illustrierten film-Bühne“.

Fazit

„Die Heuchler“ ist ein gemächlicher, aber durchgehend faszinierender Kriminalfilm, der mit einer irritierenden Atmosphäre versehen wurde. Technisch ist die DVD recht gut.

Stefan Dabrock

30.10.2015

   
Originaltitel Die Gejagten (Schweiz 1961)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Max Michel
Darsteller Heinrich Gretler, Claude Farell, Heinz Woester, Pierre Dudan, Charles-Ferdinand Vaucher, Elisabeth Roth, Paul Bühlmann, Franz Matter, Max Werner Lenz, Helen Vita, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Schweizerdeutsch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Nachdruck der „Illustrierten film-Bühne“
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gut, technisch recht gut