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rezensionen

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kurzrezension

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Vergossenes Blut

Die weiße Mafia

Die weiße Mafia

Macht schmeichelt dem eigenen Ego, denn mit einer einflussreichen Position wird man oft umgarnt. Wie ein Fürst kann man Hofhalten, um seinen gesellschaftlichen Stand und seine Bedeutung zu demonstrieren. Als Spitzenarzt gehört man zu einer gewissen Elite, die in der Gefahr steht, das Ziel des Helfens zugunsten des Hofhaltens aus dem Blick zu verlieren. Luigi Zampa widmet sich in „Die weiße Mafia“ auf desillusionierende Weise dem italienischen Gesundheitssystem der 1970er Jahre, dessen Grundproblematik aber ganz allgemeinen Charakter hat.
Professor Daniele Vallotti (Gabriele Ferzetti) ist so ein wichtiger Arzt. Er gilt als Koryphäe auf seinem chirurgischen Gebiet und ganz sicher hat er einiges drauf. Zu seinem Team gehört auch Dr. Giordani (Enrico Maria Salerno), ein langjähriger Wegbegleiter, der jedoch aufgrund der Zustände im Medizinsektor frustriert zum Alkohol gefunden hat. Denn die Fassade der Anständigkeit, die Vallotti aufbaut, indem er medienwirksam Bedürftige behandelt, während in seiner Privatklinik reiche Patienten deftig zur Kasse gebeten werden, hält einer internen Beobachtung nicht stand. Schon die Art und Weise wie das Behandlungshonorar mithilfe privater Durchleuchtung der Vermögensverhältnisse seiner gut betuchten Bittsteller bestimmt wird, ist etwas fragwürdig, endgültig problematisch ist aber der Umgang mit gescheiterten Operationen. Hier gilt Vallottis striktes Credo „Bei mir stirbt niemand“, denn das würde den guten Ruf gefährden. Daher ordnet er auch schonmal an, das Ableben eines Patienten medikamentös herauszuzögern, damit dieser erst nach der Entlassung stirbt. Dafür ist dann natürlich die schlechte Nachsorge durch andere Ärzte verantwortlich. Doch als Erpresserbriefe zu Kunstfehlern auftauchen, muss Valotti noch ganz andere Saiten aufziehen.

Denn jetzt ist seine hochgestellte gesellschaftliche Position vollkommen in Gefahr. Valotti liebt es, wenn er Aufmerksamkeit bekommt und sich als positiven Menschen darstellen kann. In einer Vorlesung begegnet er der Kritik durch Studenten an der karriereverhindernden Ausgestaltung des Gesundheitssystems mit der gönnerhaften Aussage, dass er Forderungen nach einer Änderung unterstützen würde. Bei der Behandlung Bedürftiger lässt er sich gerne von einem TV-Team begleiten, gleichzeitig nimmt er aber auch Bestechungsgelder von einem Pharmavertreter an, damit ein unnötiges, in anderen Ländern gar nicht mehr zugelassenes Medikament, in Italien weiter verwendet wird. Die weiße Mafia Durch viele kleine Einzelereignisse entsteht das Bild eines zwiespältigen Menschen, den Gabriele Ferzetti hervorragend verkörpert. Die herablassend zur Schau getragene Heilsattitüde steht Valetti förmlich ins Gesicht geschrieben. Falsch wirkende Mildtätigkeit gehört ebenso zu seiner Persönlichkeit wie aufblitzender Zorn, wenn er Gefahr wittert. Die Kunst der filmischen Montage vollendet die Darstellung Valettis. Am ernüchterndsten ist eine lange Bildfolge diverser Operationsfehler, für die Valetti zwar nicht immer direkt verantwortlich ist, die aber in seinem Team entstanden sind. Die Macht der Ärzte rettet manchmal kein Leben, sondern beendet es. Der rote Saft der Menschen benetzt die weißen Tücher, wo er nutzlos versickert, bis die machtlosen Patienten ins Jenseits eintreten. Mit jedem Fleck auf den zuvor strahlend reinen Textilien schleicht sich die Angst weiter an, „Die weiße Mafia“ wird zum puren Horror, dessen schockierende Kompromisslosigkeit verstört.

Dabei ist die Kopplung an die italienischen Zustände der damaligen Zeit aus heutiger Sicht relativ unwichtig. Denn Pharmaeinfluss und Hybris sowie der Wunsch einiger Koryphäen Hof zu halten, statt wirklich an Hilfe zu denken, existieren auch heute. Auch ohne die gleiche Ausgestaltung des Gesundheitssystems. Operationen lohnen sich mehr als vieles andere, Ethik tritt in den Hintergrund.

Bildqualität

Die weiße Mafia

Das Bild der DVD ist in Ordnung, weist aber Schwächen auf. Das Alter des Ausgangsmaterials bleibt nicht ganz verborgen, da die Detailschärfe nur durchschnittlich ist. Auch der Kontrast wirkt hier und da etwas flau. Insgesamt kommt der Film aber noch gut rüber und die reduzierte Farbintensität passt auf jeden Fall zur tristen Atmosphäre der Geschichte.

Tonqualität

Die Tonspuren hören sich ebenfalls recht ordentlich an. Störende Verzerrungen gibt es nicht. Das Hintergrundrauschen nimmt nicht Überhand, ist bei der recht hell klingenden deutschen Synchronisation aber am ausgeprägtesten. Die beiden anderen Fassungen klingen eine Spur dumpfer. Die Dialoge sind stets verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und einem 12-seitigen Booklet, in dem der Film in den Kontext der damaligen italienischen Filmproduktion eingeordnet wird und in dem es um das filmische Schaffen des Regisseurs sowie den Hintergrund des Krankenversicherungssystems geht.

Fazit

„Die weiße Mafia“ ist eine eindringliche italienische Genreproduktion, die zwischen Thriller, subtilem Krankenhaushorror und Drama hin und her schwingt. Technisch ist die DVD ordentlich.

Stefan Dabrock

03.03.2016

   
Originaltitel Bisturo, la mafia bianca (Italien 1973)
Länge 98 Minuten (Pal)
Studio filmArt
Regie Luigi Zampa
Darsteller Gabriele Ferzetti, Senta Berger, Enrico Maria Salerno, Claudio Gora, Claudio Nicastro, Enzo Garinei, Tina Lattanzi, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton Mono Englisch, Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, 12-seitiges Booklet
Preis ca. 25 EUR
Bewertung gut, technisch ordentlich