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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Jenseits des Lichts

Die Mörderklinik

Die Mörderklinik

Unter Naturvölkern ist es beliebt, Naturereignissen oder – Gegebenheiten göttliche Eigenschaften zuzuschreiben, und im Prinzip macht die christliche Religion mit dem Schöpfungsansatz wenig mehr, es wird nur etwas philosophischer formuliert. Wo die Sonne zu einem Gott wird, muss die Dunkelheit das Gegenprinzip sein. Beides steht für Eigenschaften, die ohne die göttliche Allmacht aber auch in der Natur des Menschen aufgehoben sind. Daher hat sich in unserer Kultur ein metaphorischer Umgang mit der uns umgebenden Natur und erweitert auch der geschaffenen Umwelt entwickelt, mit deren Hilfe über das Menschliche reflektiert wird. So einfach sich der Gegensatz aus Licht und Dunkelheit anhören mag, so verschlungen können die Folgen sein.
Noch verschlungener wird es, wenn das Licht als Orientierung kaum noch vorhanden ist, wie in der Privatklinik des stets etwas sinister wirkenden Dr. Robert Vance (William Berger). So wie Vance über seine Patienten spricht, scheint es ihm auch weniger um Heilung als um Verwahrung zu gehen. Die Ordnung der Nervenheilanstalt gerät aus den Fugen, als Gisèle de Brantome (Françoise Prévost) dort auftaucht, nachdem sie ihren Begleiter ins Jenseits befördert hat. Schnell bemerkt sie, dass irgendetwas nicht stimmt. Aus einem Zimmer unter dem Dach ertönen merkwürdige Geräusche, Vance sowie die Übrigen wirken verschlossen und es dauert auch nicht lang, bis ein Mord geschieht. Gisèle will mehr darüber herausfinden, um aus der Angelegenheit Kapital zu schlagen. Denn Vance ist ein vermögender Mann. Doch der Mörder kommt auch ihr immer näher.

Der Erzählfaden schlägt keine komplexen Kapriolen, stattdessen bleibt Regisseur Elio Scardamaglia bei linearer Gradlinigkeit. Das gilt aber nicht für die Hintergründe der Ereignisse, die ein Geflecht aus Emotionen und Interessen aufblättern, in dem sich die Bewohner der „Mörderklinik“ schon längst verloren haben. Vance ist wie seine Patienten selbst ein Insasse geworden, der den aufgebauten Verstrickungen nicht mehr entkommen kann.
Das spiegelt sich auf höchst konsequente Weise in der visuellen Ästhetik wieder. Die Räume der Nervenheilanstalt wirken selbst bei Tag ausgesprochen dunkel. Dicke Vorhänge, gedeckte Farben und fensterlose Korridore lassen keinen Zweifel aufkommen, dass dies ein Reich ist, in dem das Licht nur geringe Chancen hat. Die Kerze wird zum Mittel der Wahl, wenn es darum geht, der Dunkelheit wenigstens etwas Raum abzutrotzen. Doch sie brennt unaufhörlich Die Mörderklinik herunter. Mit jedem bisschen Licht, das sie spendet, stirbt sie ein wenig mehr. Ihre letztlich tragische Vergänglichkeit hat die Atmosphäre in der Klinik fest im Griff. Denn es ist ja nicht so, dass hier das absolut Böse am Werk wäre. Die Verhältnisse sind schicksalshafter, als sie es bei einer schlichten Weltsicht wären.
Die verschlungene Atmosphäre, die durch die räumlich etwas unübersichtliche Architektur verstärkt wird, macht den Reiz der „Mörderklinik“ aus. Die Mordserie wirkt wenig spannend, aber vollkommen organisch in der so gestalteten Umwelt aufgehoben. Aus der Dunkelheit heraus taucht das Verbrechen auf, das schon immer da, aber nicht unbedingt zu sehen war. Letztlich kann es den Radius der Nervenheilanstalt nicht verlassen, so wie Vance und der Rest in den Gängen der Dunkelheit gefangen sind. Sie haben den Zugang zum Licht verloren, sie suchen zwar nach dem Guten, aber das Labyrinth ihrer Verstrickungen ist zu unübersichtlich geworden. Als Verdammte bevölkern sie einen Ort, an dem es keine Erlösung mehr gibt. Nur von Außen lässt sich das Gefüge noch aufbrechen. Doch Gisèle ist selbst keine Tugendperson. Die Unschuld scheint unwiederbringlich verloren zu sein. Sie ist nur noch eine Illusion idealisierter Menschlichkeitsphantasien. Als flüchtige Darstellung blitzt sie manchmal auf, wenn eine Frau beispielsweise mit hellem Nachthemd durch das Dunkel der Anstalt flüchtet. Obwohl das nur von kurzer Dauer ist, weil sich die Gewalt durchsetzt, bleibt es ein Bild der Hoffnung. „Die Mörderklinik“ muss nicht das Ende sein.

Bildqualität

Die Mörderklinik

Der Film erstrahlt auf der Bluray in einer Qualität, die angesichts der Vorlage nicht zu erwarten gewesen wäre. Die Schärfe ist zumeist gut, und die wenigen weichen Aufnahmen stören nicht. Die Farben sehen kräftig aus, selbst das Dunkel der Nacht macht oft einen satten kaum milchigen Eindruck. Auch der Kontrast überzeugt. Ein paar analoge Defekte sind noch vorhanden, an manchen Stellen fehlen minimale Filmpassagen. Das ist aber nur selten der Fall. Insgesamt eine würdige Bluray-Edition.

Tonqualität

Die Tonspuren klingen etwas angestaubt. Am schwächsten fällt – fast schon traditionell – der englische Ton aus, da das Hintergrundrauschen deutlich wahrnehmbar ist. Sowohl beim deutschen als auch beim italienischen Ton ist das geringer ausgeprägt. Beide machen eine gute Figur. Leichte Verzerrungen stören nicht.

Extras

Wer sich den Film in einer Qualität ansehen möchte, als käme er in den Genuss einer in die Jahre gekommenen Filmkopie, kann zur unrestaurierten Fassung greifen. Die Szenen, bei denen durch kleine Fehlstellen leichte Sprünge vorhanden sind, wurden aus einer anderen Quelle in vollständiger Form auf die Bluray gepackt. Daneben kann man sich auch noch Szenen ohne Nachtfilter ansehen.
Das 44-seitige Artbook enthält diverse Werbematerialien zum Film wie Aushangfotos und markige Sprüche, mit denen das Publikum ins Kino gelockt werden sollte. Mein persönlicher Liebling daraus: „Kalt war die Klinge, mit der es mordete – Warm war das Blut seiner Opfer“. Dankenswerter Weise wird man auch vor den Folgen gewarnt, die ein Kinobesuch haben kann: „Sie werden die Klinge an der Kehle spüren, wenn sich das Ungeheuer ein neues Opfer sucht“. Das gilt natürlich auch für die Heimkinoversion.

Fazit

„Die Mörderklinik“ überzeugt durch die morbid-düstere Atmosphäre, in der das Licht nur noch als vergänglicher Schein sich selbst verzehrender Kerzen existiert. Den Ausgang muss man selber finden, um die Dunkelheit der menschlichen Natur zu überwinden. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

06.01.2016

   
Originaltitel La lama nel corpo (Italien/Frankreich 1966)
Länge 87 Minuten (24p)
Studio filmArt
Regie Elio Scardamaglia
Darsteller William Berger, Françoise Prévost, Mary Young, Barbara Wilson, Philippe Hersent, Harriet Medin, Germano Longo, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master-1.0 Deutsch, Italienisch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Unrestaurierte Fassung, Szenen ohne Rollenrisse, Bildergalerie, Trailer, 44-seitiges Artbook
Preis ca. 30 EUR
Bewertung gut, technisch gut