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rezensionen

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28.01. Die Engel von St. Pauli
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Im Bann der Profession

Im Dutzend zur Hölle

Im Dutzend zur Hölle

Professionell arbeitende Menschen verfügen über einen Satz spezieller Fähigkeiten, mit denen sie besonders gut Krisen bewältigen können. Wenn es eng wird, ist ihre Hilfe gefragt, doch die Profession hat noch eine andere Seite. So wie der „Könner“ sein Themengebiet mitdefiniert, so wird auch er durch das Themengebiet selbst geprägt. Die Profession entwickelt eine ungeahnte Kraft mit großer, teilweise spektakulärer Dynamik.
Das Kino als bewegte, also dynamische Bilderzählung ist ein hervorragendes Medium, um Geschichten über energiegeladene Notlagen zu erzählen. Und davon gibt es in „Im Dutzend zur Hölle“ gleich mehrere. Nachdem er seine Zeit im Knast abgesessen hat, möchte Thomas Accardo (Tomas Milian) sein altes Leben als Consigliori des Mafia-Paten Don Antonio Macaluso hinter sich lassen. Das widerspricht zwar den Regeln, aber der einflussreiche Gangsterboss ist Accardo so dankbar, dass er ihm diesen Wunsch ermöglichen möchte. Doch schon kurz nachdem der Consigliori sich mit seiner Partnerin Laura Murchison (Dagmarr Lassander) in einem kleinen Häuschen in der Provinz eingerichtet hat, bricht in seinem alten Revier San Francisco ein Bandenkrieg los. Der vormals loyale Vincent Garofalo (Francisco Rabal) will Don Antonio erledigen, weil er glaubt, sein Boss ist schwach geworden. Um sich selbst und Don Antonio zu schützen, macht sich Accardo auf den Weg nach San Francisco. Gemeinsam kämpfen sie ums überleben.

Schwarzer Anzug, weißes Hemd, dunkle Krawatte: Thomas Accardo will mit seiner Kleidung Seriosität und Autorität vermitteln. Er präsentiert sich als Mann der Profession, mit dem man sich auseinandersetzen muss, wenn es um sein Fachgebiet geht. Das ist einmal natürlich die juristische Beratung Don Antonios, aber der Begriff „Consigliori“ meint mehr als das. Accardo ist ein Vertrauter seines Bosses, der ihm strategisch zur Seite steht. Milian füllt diese Rolle mit dominanter Selbstsicherheit aus. Wenn er einem Polizisten auf ruhige Weise erklärt, dass dieser das Restauranthinterzimmer verlassen muss, weil die versammelte Mafiagesellschaft den Raum ordnungsgemäß gebucht hat, dann strahlt er mit klarem Blick professionelle, Im Dutzend zur Hölle unangreifbare Macht aus. Dabei ist er ganz in seinem Element. Das steht im Gegensatz zum Wunsch, ein Leben jenseits des organisierten Verbrechens zu führen. Im Umgang mit Laura ist die Professionalität des „Consigliori“ nicht mehr gefragt. Accardo schlägt sich daher mit zwei Notlagen herum. Er versucht einerseits gegen die Regeln die Mafia zu verlassen, andererseits fehlt ihm dann das Betätigungsfeld für das, was ihn letztlich als Menschen mitdefiniert.

Daraus ergibt sich eine Dynamik widerstreitender Kräfte, die durch den aufgebrochenen Machtkampf innerhalb der Mafia reflektiert wird. Natürlich erzählt das Aufbegehren Garofalos auch etwas über den brüchigen Charakter der Beziehungen in der Mafia, aber in erster Linie wirkt die Gewalt auf mich wie ein Spiegel ungeklärter innerer Zustände Accardos. Schließlich sorgen die Auseinandersetzungen dafür, dass er wieder in sein altes Leben hineingezogen wird. Er ist gefragt, um Don Antonios und seine Krise zu lösen. Dass sein Abschied von Laura merkwürdig knapp und emotionslos wirkt, ist kein Zufall. Die Frauenfigur spielt innerhalb des Films deswegen keine große Rolle, weil sie nichts mit der dominierenden Kraft zu tun hat, die Accardo am meisten beeinflusst. Seine Profession ist das Wichtigste in seinem Dasein.
Daher lebt er auch auf, nachdem er zusammen mit Don Antonio in San Francisco Verteidigungspläne schmiedet, aber er wirkt auch seltsam leer. Alles was er tut, strahlt eine gewisse Kälte aus. Strategie dominiert seine überlegte Sprache sowie sein analytisches Denken. Milian macht das mit reduziertem Spiel deutlich. Emotionale Regungen sind in seinem Gesicht kaum einmal abzulesen. „Im Dutzend zur Hölle“ erzählt das Drama eines Menschen, der sich nach Wärme sehnt, so etwas Ähnliches aber nur in der Beziehung zu seinem väterlichen Mafia-Paten findet. Doch gerade das Leben an der Seite Don Antonios erfordert den Verzicht auf eine tiefe, emotionale Bindung zu Laura, die außerhalb der organisierten Kriminalität und damit der Gewalt steht. Insofern ist Accardo eine tragische Figur, gefangen in seiner Profession. Die immer wieder auftretende eruptive Gewalt fordert ihn genauso heraus wie sie ihn zermürbt. Er findet kein Leben jenseits dieser Aufgabe, die ihn emotional erdrückt.

Bildqualität

Im Dutzend zur Hölle

Die Bildqualität der DVD ist im Vergleich zu den anderen Polizieschi-Veröffentlichungen filmArts sichtbar schwächer ausgefallen. Alles sieht matschig aus, weil das zugrundeliegende Material einfach nicht mehr hergegeben hat. Zum Glück hat man auf übertriebenes Scharfzeichnen verzichtet. Das hätte keine Verbesserung gebracht, da dann Artefakte drohen. Die Farben sind etwas ausgebleicht, aber noch stimmungsvoll. Der Kontrast ist flau. Der Detailreichtum ist eingeschränkt. Aber letztlich kann man auch mit dieser Bildqualität leben.

Tonqualität

Der englische Monoton hört sich dumpfer an, als die deutsche Synchronisation, die ebenfalls im Monoformat vorliegt. Verständlich sind die Dialoge in beiden Versionen. Große Schwächen oder Stärken haben sie nicht, alles hört sich vernünftig an.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und einem 12-seitigen Booklet, in dem sowohl der Film als auch die Filmographie des Regisseurs Alberto de Martino ein wenig beleuchtet wird.

Fazit

„Im Dutzend zur Hölle“ ist ein faszinierendes Drama über einen professionellen Mafiaberater, der einfach nicht aus seiner Haut kann. Seine Sehnsucht nach einem ruhigen Leben und emotionaler Wärme kollidiert mit seiner Profession, die ihn letztlich als Persönlichkeit definiert. Die gradlinige Tragödie ist auf einer technisch brauchbaren DVD erschienen.

Stefan Dabrock

11.02.2016

   
Originaltitel Il consigliori (Italien 1973)
Länge 97 Minuten (Pal)
Studio filmArt
Regie Alberto de Martino
Darsteller Martin Balsam, Tomas Milian, Francisco Rabal, Dagmar Lassander, Nello Pazzafini, Perla Cristal, Carlo Tamberlani, Eduardo Fajardo, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton Mono Englisch, Deutsch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, 12-seitiges Booklet
Preis ca. 21 EUR
Bewertung gut, technisch brauchbar