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rezensionen

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kurzrezension

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Die Rückkehr des tragischen Teddy-Werwolfs

Die Todeskralle des grausamen Wolfes

Bluray + DVD

Die Todeskralle des grausamen Wolfes

„Die Vampire des Dr. Dracula“, Paul Naschys erster Daninsky-Werwolffilm, ist ein Glanzlicht des spanischen Horrorfilms, weil visuelle Atmosphäre, Triebdeutung und szenische Dynamik eine geschlossene Einheit ergeben. Die weiteren Filme um den tragischen Werwolf sind immer dann gelungen, wenn der Schwerpunkt wie bei „Die Nacht der Vampire“ ebenfalls auf der Atmosphäre liegt. Sobald dem jeweiligen Regisseur sowie dem Kameramann diese Qualität jedoch abgeht, tritt die konkrete Handlung in den Vordergrund, und die ist bei den Daninsky-Filmen selten besonders schlüssig. Nimmt man zusätzlich den im gleichen Jahr entstanden Naschy-Film „Blutmesse für den Teufel“ zum Maßstab, dann hat Aured kein Händchen für visuelle Atmosphäre und stimmungsvollen Szenenaufbau.
Dagegen kommt auch Naschy mit seiner ganz eigenen Leinwandpräsenz nicht mehr an. Der spanische Schauspieler wirkt mit seinem massigen Körper in den mal derben mal an Landadel erinnernden Kleidungsstücken stets unbefangen bodenständig. Als unschuldiger Nachfahre muss er sich mit einem Fluch herumplagen, den ein früherer Daninsky-Spross (Paul Naschy) bei seiner Auseinandersetzung mit der Blutgräfin Elizabeth Bathory (María Silva) auf die Die Todeskralle des grausamen Wolfes Familie geladen hat. Mehrere hundert Jahre später – der Zeitpunkt wird nicht erklärt - ist es dann soweit. Waldemar Daninsky (Paul Naschy) erliegt den Verführungskünsten der hübschen Ilona (Inés Morales), die mit Hilfe eines Wolfsschädels den alten Fluch auf ihn überträgt. Fortan läuft er bei Vollmond als reißender Werwolf durch sein waldbestandenes Land. Da sich jedoch gleichzeitig ein entflohener Gewalttäter in der Gegend versteckt, vermutet der Polizist Roulka (Mariano Vidal Molina), dass der Gesuchte hinter den Taten steckt. Während Daninsky von seiner Werwolfexistenz nichts ahnend in Liebe zu Kinga Wilowa (Fabiola Falcón) entbrennt, einer von zwei Töchtern des neuangekommenen Ingenieurs Laszlo (Eduardo Calvo), vermutet das einfache Bauernvolk hinter den Morden eine übernatürliche Kreatur.

Das Grundprinzip des aufgebauten Dramas ist altbewährt. Auf Waldemar Daninsky lastet ein Fluch, für den er nichts kann. Als unschuldig mordender Werwolf strahlt er eine Tragik aus, die durch die unmögliche Beziehung zu Kinga noch gesteigert wird. Erlösung mit einem „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ ist nicht vorgesehen. Der Werwolf muss stattdessen durch die liebende Kinga ins Jenseits befördert werden, damit der Fluch aufgehoben wird.
Das melodramatische Potenzial der Konstellation ist das Herzstück der Erzählung, deren weitere Aspekte nur oberflächliches Ablenkungsmaterial zur Irritation sind. Der Mörder beschäftigt beispielsweise hauptsächlich die Gedankenwelt des Polizisten und zunächst auch der Bevölkerung. Denn als Zuschauer des Films gehört man nicht zu den Unwissenden, wer hinter den meisten Todesfällen steckt. Seine Existenz irritiert dennoch, weil die Figur wie ein Störfaktor zwar triebhafte, aber gewöhnlich-menschliche Gewalt den phantastisch motivierten Taten Daninskys entgegensetzt. Beide Handlungsstränge berühren sich jedoch nur auf zarte Weise, sodass die Mörderfigur letztlich den Zweck erfüllt, den Film auf Länge zu bringen. Damit kann man leben, schließlich existiert das Werwolfmelodram, zumindest theoretisch.
Da Daninsky jedoch keine Ahnung hat, was er bei Vollmond so treibt, lässt sich seine innere Verfassung nicht mithilfe simpler Selbstzweifel inszenieren. Nur eine meisterliche visuelle Interpretation der Tragik hätte Aussicht auf Erfolg gehabt. Doch am Drama waren wohl weder Drehbuchautor Naschy noch Regisseur Aured interessiert. Stattdessen hetzt der Film immer wieder von einer Werwolfmordszene zur nächsten. Da sich alles aber nur bei Vollmond abspielt, müssen viele Monate vergehen, ohne dass der lange Zeitraum größter Bedrohung präsent wird. Aured und die für den Schnitt verantwortliche María Luisa Soriano begnügen sich vielmehr damit, die schnöde inszenierten Gewalttaten abzuhaken. Die gefühllose Fließbandproduktion der Tötungen ist symptomatisch für den gescheiterten Film, dessen Beleuchtung der Nachtszenen ebenso schlicht mithilfe gleißender, weniger Scheinwerfer erzeugt wurde. Dadurch entsteht keine besonders kontrollierte, sondern eine auffällige Beleuchtung.
So stehen die technischen Aspekte des Filmemachens im Vordergrund. Man kann dem Drehbuchautor, dem Regisseur und der Cutterin förmlich dabei zusehen, wie sie auf die Zahl an Morden kommen wollten, die dem Film einerseits eine Spielfilmlänge bescheren und die sie andererseits für nötig erachteten, damit ein zünftiger Horrorfilm entsteht. Die Arbeit des Kameramanns bleibt einem angesichts der auffälligen Beleuchtung auch nicht verborgen. Letztlich ist „Die Todeskralle des grausamen Wolfes“ eine Art Rohfilm geworden, dessen Oberfläche erahnen lässt, was darunter schlummert. Im Grunde genommen ist es sehr spannend, einen Teil in Naschys Reihe zu haben, der ein Zwischenstadium darstellt. Quasi eine Art ungewolltes Making Of der filmischen Konstruktion, bevor sie durch eine ausgefeilte Inszenierung veredelt worden ist. So gesehen, kann man an dem Film großes Vergnügen haben.

Bildqualität

Die Todeskralle des grausamen Wolfes

Das Bild der Bluray ist sehr ordentlich geworden. Die Schärfe überzeugt in den meisten Szenen mit klaren Konturen, während Hintergrunddetails etwas weich ausfallen. Ein paar analoge Defekte gibt es zwar, sie sind aber nur selten zu sehen. Trotz seines Alters macht der Film einen recht frischen Eindruck. Der Kontrast ist gut gelungen, sodass die auffällige Ausleuchtung sehr präsent ist. Die Körnigkeit stört nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-1.0-Tonspuren hören sich recht gut an. Große Verzerrungen gibt es nicht. Die Dialoge sind verständlich. Alles klingt recht organisch und nicht künstlich. Beim deutschen Ton lässt sich leichtes Hintergrundrauschen feststellen, beim unrestaurierten spanischen Ton ist es deutlicher. Der bearbeitete spanische Ton weist so gut wie gar kein Hintergrundrauschen auf, dafür klingt er eine Spur dumpfer als die beiden anderen Fassungen.

Extras

Neben der internationalen Fassung enthält die Bluray auch die spanische Fassung. Die Qualität der spanischen Fassung unterscheidet sich etwas, weil der Abtastung anderes Material zugrunde lag und anders gearbeitet wurde. So weist sie etwas weniger Filmkorn auf, dafür gehen in den Nahaufnahmen auch ein paar Details verloren. Die Farben wirken etwas blasser als bei der neu abgetasteten internationalen Fassung.
Wer sich aus filmhistorischen Gründen für deutsche Verleihpolitik interessiert, kann sich auch die mit etwa 77 Minuten relativ kurze deutsche Fassung ansehen.
Alternative Szenen mit angezogenen oder auf andere Weise bedeckten Frauen lassen sich einzeln anwählen.
Außerdem enthält die Bluray noch die Eingangsequenz ohne den Gelbfarbfilter, mit dem die historische Natur der darin geschilderten Ereignisse verdeutlich werden soll, sowie eine Bildergalerie und Trailer zum Film.
Im 12-seitigen Booklet schildert David Renske ein paar Hintergründe zur Produktions- und Verleihgeschichte, geht auf ein paar filmische Motive ein und erläutert auf diese Weise, warum er den Film gut findet.

Fazit

„Die Todeskralle des grausamen Wolfes“ ist dann faszinierend, wenn man sich für einen Film innerhalb Naschys Werwolfreihe interessiert, der wie ein unfertiges Rohstadium wirkt. Die oberflächliche Konstruktion, sowie die technischen Aspekte des Filmemachens treten in den Vordergrund, weil das darunter schlummerndes Melodram unterbelichtet bleibt. Technisch ist die Bluray recht gut.

Stefan Dabrock

21.01.2016

   
Originaltitel El retorno de Walpurgis (Spanien 1973)
Länge 84 Minuten (24p)
Studio Subkultur Entertainment
Regie Carlos Aured
Darsteller Paul Naschy, Fabiola Falcón, Maritza Olivares, Mariano Vidal Molina, José Manuel Martín, Inés Morales, María Silva, Eduardo Calvo, Ana Farra, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master-1.0 Deutsch, Spanisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Spanische Fassung, Deutsche Kinofassung, Alternative Szenen, Vorspann ohne Farbfilter, Bildergalerie, Trailer, 12-seitiges Booklet
Preis ca. 35 EUR
Bewertung unfertig,technisch recht gut