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kurzrezension

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Niedergang des Leibarztes

Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Das alte Ägypten dient Regisseur Michael Curtiz nur als schicke Oberfläche, um ein Melodrama aus Machthunger und Liebeswahn zu erzählen.
Als Kind wurde Sinuhe in einem Schilfbötchen auf dem Nil ausgesetzt und von barmherzigen Eltern aufgezogen, die ihn gefunden haben. Durch einen Zufall kommt er als Erwachsener in den Dienst des Pharaos, der ihn als Leibarzt an seinen Hof holt. Aber die positive Entwicklung des jungen Mediziners hält nicht lange an, weil Sinuhe die Babylonierin Nefer kennenlernt, der er hoffnungslos verfällt. Durch eine geschickte Hinhaltetaktik gelingt es der attraktiven Frau, Sinhue dazu zubringen, ihr sein ganzes Vermögen sowie das seiner Pflegeeltern zu überlassen. Nachdem das Werk getan ist, lässt Nefer Sinuhe kaltherzig aus ihrem Haus werfen. Der Leibarzt ist nicht nur am Boden zerstört, er fällt auch beim Pharao in Ungnade, da er sich nicht mehr um den Herrscher und dessen Familie gekümmert hat. Zusammen mit seinem Diener muss Sinuhe Ägypten verlassen. Er versucht anderswo sein Glück zu finden, kann seine Heimat aber nicht vergessen.

Dem Niedergang des Leibarztes, der Nefer wie einen Götzen anbetet, ohne auch nur einen einzigen Funken Rationalität walten zu lassen, steht der Pharao gegenüber, der die Vision eines einzigen Gottes statt des alten Systems mehrerer Götter unter das Volk bringen möchte. Die menschliche Hingabe, welche beim Pharao in eine friedliche, Grausamkeiten ablehnende Weltsicht mündet, führt bei Sinuhe in das Verderben, weil er sich mit einer gierigen Frau einlässt, die in ihrem gesellschaftlichen Außenseiterstatus eine Gefahr für ihr Dasein sieht. Nur mit Reichtum glaubt sie, überleben zu können. Curtiz\' Drama entwickelt aus dem Gegensatz der beiden Pole eine Reflexion über den Umgang mit Macht, die bei engstirniger, egoistischer Anwendung ein fatales System der Ungleichheit und bei weitsichtiger Nutzung ein Sinuhe der Ägypter ausgleichendes Miteinander erschaffen kann. So klar die einfache, aber kraftvolle Gegenüberstellung die Bandbreite aus Herrschsucht, existenzieller, aus Minderwertigkeitsgefühlen heraus entstehender Angst sowie friedlicher Vision präsentiert, so eingeschränkt ist die Verzahnung der Elemente miteinander. Curtiz schafft es, zusammen mit seinem Kameramann Leon Shamroy, wunderbare Studioaufnahmen eines goldgelb glänzenden Ägyptens zu filmen, aber es fehlen die Szenen des großen dramatischen Aufeinanderpralls, in denen die verschiedenen Elemente in einen Widerstreit eintreten. Kurze zaghafte Momente, wenn Sinuhe von seinem Freund, dem Feldherrn des Pharaos, vor Augen geführt werden soll, dass Nefer außer Niedertracht nichts zu bieten hat, deuten das Ringen zwischen Verderben und möglichem Ausweg an, sind aber zu kurz und zu mager inszeniert, als dass sie eine nachhaltige Wirkung entfalten könnten. So kann sich der Film nicht auf seine melodramatische Struktur der unterschiedlichen Pole verlassen, sondern wird durch den unvermeidlichen Niedergang Sinuhes getragen. Sein Schicksal steht im Mittelpunkt des Geschehens, während die übrigen Geschichten der anderen Figuren dahinter zurücktreten. Sein unfassbarer, weil selbst nach irrationalen Maßstäben schwer nachvollziehbarer Irrweg, der ihn Stellung und Vermögen kostet, markiert die verblendete Hingabe bis zur Selbstaufgabe. Die Tragik innerhalb des Films liegt darin, dass daraus im gesellschaftlichen Maßstab ein Zusammenleben ohne Neid und Missgunst entstehen könnte, die Verwundbarkeit dieses Zustandes aber so groß ist, dass das kaum eine Chance hat.

Bildqualität

Sinuhe der Ägypter

Das saubere Bild der DVD präsentiert den Film in guter Qualität. Klare Konturen überzeugen sowohl bei Nahaufnahmen wie auch bei Totalen. Der Detailreichtum ist ansprechend, so dass die Schärfe eine gute Figur macht. Die Farben wirken nicht so kräftig wie bei aktuellen Produktionen, geben die unterschiedlichen Gelb- und Ockertöne aber gut wieder. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein gelungenes Spektrum, so dass die verschiedenen, visuellen Nuancen herausgearbeitet werden. Das analoge Rauschen stört nicht.

Tonqualität

Der englische Originalton ist etwas besser als die deutsche Synchronisation, da die Dialoge nahezu verzerrungsfrei wiedergegeben werden, während die Sprache der deutschen Fassung etwas ausgehöhlt klingt. Darüber hinaus besitzt die Orginaltonspur einen Tick mehr Dynamik, als das deutsche Pendant. Die Dialoge sind aber in beiden Fassungen gut verständlich. Rauschen ist kaum feststellbar.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer, einer Bildergalerie und Texttafelbiographien.

Fazit

„Sinuhe der Ägypter“ versäumt es, die emotionalen Pole zur Steigerung der Dramatik wirkungsvoll aufeinander zu hetzen, stattdessen konzentriert er sich ganz auf den Niedergang Sinuhes, dessen völlig irrationales Verhalten beim Zuschauer etwas Geduld erfordert. Dank der aufwendigen Machart, guter Schauspieler und der durchaus noch erkennbaren Auseinandersetzung mit den Folgen unterschiedlicher Machtausübung hat der Film seinen Reiz. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

05.01.2010

   
Originaltitel The Egyptian (USA 1954)
Länge 134 Minuten (Pal)
Studio Winkler Film
Regie Michael Curtiz
Darsteller Jean Simmons, Victor Mature, Gene Tierney, Michael Wilding, Bella Darvi, Peter Ustinov, Edmund Purdom, John Carradine, u.a.
Format 1:2,55 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, DD 2.0 Stereo Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, Texttafelbiographien, Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung unausgewogen, technisch gut