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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Ruhe kennt Grenzen

Crossfire

Crossfire

Immer wieder tauchen auf dem Fantasyfilmfest gute Genreproduktionen aus Frankreich auf, die manchmal nach kurzer und manchmal nach etwas längerer Zeit auch den deutschen Heimkinomarkt bevölkern. „Crossfire“ stammt aus dem 2008er Jahrgang des bekanntesten deutschen Genrefilmfestivals.
Ein Pariser Polizist lässt sich in die südfranzösische Provinz versetzen, um einem unangenehmen Erlebnis aus der Vergangenheit zu entkommen. Die Einführung seiner neuen Chefin, dass Dienst nach Vorschrift gemacht werde, weil das Revier ohnehin vor der Auflösung stehe, nimmt der Neue allerdings nicht allzu ernst. Es gelingt ihm mit seiner zwar raubeinigen, aber engagierten Art vielmehr, die desillusionierten Kollegen, die ihm unterstellt sind, neu zu motivieren. Gemeinsam ermitteln sie in einem Fall aus Drogenkriminalität, seltsamen Fehlalarmen in einer Waffenhandlung und Aktionen mit großkalibrigem Schussgerät, die eine militärisch auftretenden Bande durchführt.

Regisseur Claude-Michel Rome hat seinen Spaß dabei, „Big-Gun-Action“ zu inszenieren. Die Befreiungsaktion zu Beginn des Films zelebriert mit schnellen Schnitten und krachenden Schusswechseln die Lust an kinetischer Energie. Obwohl sich das Geschehen irgendwo in der französischen Provinz abspielt, wirkt das auf dem Dach eines Pickups angebrachte Maschinengewehr, mit dem die martialisch maskierten Kriminellen einen der ihren befreien, Crossfire grotesk. So wild kann auch die ödeste Gegend Frankreichs nicht sein, dass die bösen Buben in brachialer Kriegsmanier über die Straße rasen, ohne dass ernsthafte Konsequenzen daraus erwachsen. Doch wer jetzt denkt, dass war's mit einem irgendwie gearteten Realismus, liegt falsch. Denn Rome weigert sich einfach, die eingeschlagene Linie unverändert fortzusetzen. Das gelingt ihm ohne Stilbruch, weil er die söldnerartig auftretende Truppe bis zum Finale nicht mehr visuell in Szene setzt. Stattdessen dringt er ins örtliche Milieu der arabischstämmigen Bevölkerung mit ihren Klein- sowie Großkriminellen ein. Der neue Polizist geht dahin, wo seine Kollegen schon nicht mehr aktiv sind, und spürt den Zusammenhängen scheinbar unabhängig voneinander passierender Kleinigkeiten nach. Das nutzt Rome, um die Verhältnisse innerhalb des Milieus anzureißen. Eine Jugendlicher dealt mit Drogen, hat aber keine Chance, irgendetwas zu erreichen, weil die Macht bei anderen liegt. Rechtsgerichtete Waffenarren terrorisieren ihre Nachbarn und irgendwelche armen Schlucker verdingen sich als Kuriere, weil ihnen angesichts der wirtschaftlichen Misere kaum was anderes übrig bleibt.

Es sind nur kurze, aber effektive Schlaglichter, mit denen Rome etwas über Frankreichs Hinterhof der Verlierer aussagt, ohne dass der Film gleich zu einer Milieustudie wird. Denn der Regisseur verliert seine Thrillerhandlung nie aus den Augen, die mit den Details verknüpft ist. Die ockerfarbenen, blassen Töne der Ödnis, in denen das Geschehen spielt, reflektieren sowohl die Hinterhofatmosphäre sowie den sozialen Status der dort lebenden Bevölkerung, als auch die Tristesse der polizeilichen Desillusionierung, mit der sich die Ordnungshüter vor der Ankunft des neuen abgefunden hatten. Es macht Spaß dabei zuzusehen, wie Rome das festgefahrene Gefüge innerhalb der Polizeitruppe aufbricht, wenn der Neue eintrifft. Es setzt eine schleichende Dynamik ein, die auf charmante Weise metaphorisch mit der wachsenden Zahl der Kollegen in Szene gesetzt wird, die den Neuen beim Joggen vor der eindrucksvollen Kulisse einer Industrieanlage begleiten. So lebensfeindlich die Umgebung wirkt, so steht die neue Gemeinschaft dem entgegen. Rome ist ein verkappter Romantiker, auch wenn er es hinter seinen Realismuseinschüben zu verstecken sucht. Deswegen ist es aber nur konsequent, wenn er unvermittelt den Ton wieder wechselt, um eine schussgewaltige Hommage an John Carpenters „Anschlag bei Nacht“ („Assault on Precinct 13“, USA 1976) zu präsentieren. Denn ein echter Filmheld, auch wenn es einer ist, der aufgrund seiner jüngeren Vergangenheit Brüche aufweist, braucht einen Showdown für seine romantische Seele. Gleichzeitig kann sich die neu gestärkte Polizeitruppe gegen eine aggressive Übermacht bewähren und es bleibt Platz für Verrat und Entlarvung. Rome ist ein Meister des Stakkatodramas, das er so geschickt auf den Punkt bringt, dass es emotional funktioniert.

Bildqualität

Crossfire

Die Bildqualität der Bluray ist schwankend, weil sich Szenen mit sehr guter Detail- sowie Konturenschärfe und Szenen mit schwächer ausgeprägter Detailfreude abwechseln. Atmosphärisch stört das nicht, aber das technische Niveau könnte eben etwas besser sein. Die Farbwiedergabe ist sehr gut, da die blassen Erdtöne ohne Schwächen auf die Bluray übertragen wurden. Neben einem leichten Grundrauschen gibt es vereinzelt Szenen, in denen die Körnigkeit stärker wird. Insgesamt ein guter, aber nicht sehr guter Transfer.

Tonqualität

Bei den DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren sorgt vor allem die Musik für eine räumliche Atmosphäre, da die restliche Klangkulisse vornehmlich die vorderen Lautsprecher nutzt. Das ist etwas schade. Die Dialoge sind klar und verständlich. Etwas mehr Druck hätte der Abmischung gut getan.

Extras

Das etwa 40minütige Making Of ist mäßig interessant, daran ändert auch die artifizielle Machart mit Split-Screen und Schwarzweiß-Aufnahmen nichts, da die verwendeten Techniken ohne künstlerisches oder erzählerisches Konzept nur als Gag ausgestellt werden. Neben viel Inhaltsangabe und B-Roll-Aufnahmen, in denen beispielsweise gezeigt wird, wie Effektsprengsätze im Boden verbuddelt werden, lassen sich die Interviewpartner auch zu ein paar Aussagen über die konzeptionelle Gestaltung des Films hinreißen. Sie sind aber selten.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Crossfire“ gelingt das seltene Kunststück, actionhaltige Genreversatzstücke, klassische Heldenromantik und Anflüge sozialen Realismus' ohne Brüche miteinander zu verknüpfen, da die Übergänge absolut zwingend sind. Technisch ist die Bluray recht gut.

Stefan Dabrock

21.01.2011

   
Originaltitel Les Insoumis (Frankreich 2008)
Länge 98 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Claude-Michel Rome
Darsteller Richard Berry, Pascal Elbé, Zabou Breitman, Aïssa Maïga, Bernard Blancan, Gérald Laroche, Jean-Louis Loca, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch recht gut