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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Der Kampf beginnt

Ip Man Zero

Ip Man Nr. 1: alle Filme

Ip Man Zero

Das Prequel zu den beiden Ip Man-Filmen, die Wilson Yip gedreht hat, stammt aus einer anderen Hongkonger Produktionsschmiede, der Bezug entsteht also lediglich durch die portraitierte Person Ip Man.
Dennis To verkörpert in „Ip Man Zero“ den legendären Wing Chun Meister während seiner Ausbildungsjahre. Gemeinsam mit einem Adoptivbruder wird er in Wah-Shun Chans Martial Arts Schule geschickt. Schnell stellt sich Ip Mans Begabung heraus, so dass er sich zu einem der besten Schüler entwickelt. Während er sich zum Studium in Hongkong aufhält, nehmen die politischen Ereignisse in seiner Heimatstadt Foshan eine größere Dynamik auf. Ein japanischer Geschäftsmann versucht, mit Hilfe großzügiger Spendengelder seinen Einfluss beim Bürgermeister und dem Martial Arts Verein zu vergrößern, trifft aber auf Widerstände. Ip Mans Adoptivbruder, inzwischen eine wichtige Persönlichkeit im Martial Arts Verein geworden, bemüht sich darum, die Widerstände zu überwinden. Nach seiner Rückkehr findet Ip Man eine Situation schwelender Konflikte vor und sieht sich seinerseits Anfeindungen ausgesetzt, weil er in Hongkong neue Techniken zur Erweiterung des Wing Chun gelernt hat. Sein Meister empfindet das als Sakrileg gegenüber der Tradition. Gleichzeitig verliebt sich Ip Man in die Tochter des Bürgermeisters, so dass sich Konflikte sowie emotionales Glück zuspitzen.

Der Bombast der beiden anderen Ip Man Filme ist unter Herman Yaus Regie einer größeren Intimität gewichen, die historische Akkuratesse aber auch nicht größer geworden, da es selbstverständlich nach wie vor um eine Legendenbildung geht. Die Kamera konzentriert sich stärker auf wenige Figuren mit ihren Konflikten oder Emotionen, die in begrenztem Raum eingefangen werden. Das bedeutet einerseits, dass die Kämpfe weniger die Grenzen des Raumes sprengen als sie mit einer Dynamik der Bewegung an Ort und Stelle zu präsentieren, sowie andererseits, dass Ip Mans Beziehung zu seiner Liebe die Intimität des Entdeckens atmet. Ein Trainingskampf mit einem Apotheker in dessen Ladenlokal, der durch Ip Mans 86jähigen Sohn Ip Chun verkörpert wird, ist Kampfchoreographie in einem engen Raum auf hohem Niveau. Körperbeherrschung, Dynamik und das Miteinander der Kontrahenten strahlt eine mitreißende Kraft im Trainingsduell aus. Die Gegnerschaft hebt sich in der harmonischen Einheit der Kampfbewegungen nahezu auf, obwohl der Duellcharakter nicht aufgegeben wird. Ip Man Zero Daraus resultiert ein faszinierendes Miteinander aus Energie und Harmonie, das die Kunst der Martial Arts reflektiert. Ip Mans Liebesbeziehung wird in unschuldigen Begegnungen im Kino sowie bei Abendspaziergängen auf einer Brücke eingefangen. Die spätere Last des Lebens hat noch keinen Einfluss auf den jungen Mann, aber Yau hat in seiner Vorgeschichte schlauerweise die Grundlagen für die späteren zentralen Konflikte der beiden Ip Man Filme mit eingebaut. In Hongkong äußert sich ein Brite abfällig über die Chinesen, woraufhin ihm Ip Man eine Lektion in Kampfkunst erteilt. Wie schon in „Ip Man 2“ treffen Boxen und Wing Chun aufeinander. Nach seiner Rückkehr muss Ip Man feststellen, dass ein japanischer Geschäftsmann Böses im Sinn hat. Während er die Bedrohung zurückschlagen will, die in „Ip Man“ mit dem kriegerischen Angriff der Japaner dann existenzielle Bedeutung erlangt, hintertreibt sein Adoptivbruder die Anstrengungen. Die Japaner selbst werden als übergroße Bösewichte verzerrt, wenn sie mit dunkler, bedrohlicher Kleidung und finsterem Blick im Dunkel der Nacht durch Foshan laufen. Nicht zufällig leistet sich Herman Yau die historisch falsche Einbindung einer Aufführung des Murnau-Stummfilms „Nosferatu“, der im Jahr 1919 nichts zu suchen hat, da er erst drei Jahre später entstand. Die Japaner werden als sinistre, an Vampire erinnernde Halunken in Szene gesetzt, die noch lernen müssen, dass in Foshan nur Ip Man regiert. Indem sich der Martial Arts Kämpfer mit ihnen anlegt, kann er zu der mythischen Figur der zeitlich später angesiedelten Filme werden. Der Kampf hat begonnen.

Bildqualität

Ip Man Zero

Zu Beginn ist das saubere Bild der Bluray aufgrund des verwendeten Filtereinsatzes während der Produktion des Films sichtbar weich, da die Konturen nicht trennscharf abgrenzen und der Detailreichtum in Mitleidenschaft gezogen wird. Das geht aber im wesentlichen auf das Konto der Filmproduktion und nicht der Bluray. Mit dem Wechsel der Ästhetik – die sepiaartige Gestaltung ändert sich zugunsten natürlicher Farben – geht auch ein Schärfegewinn einher, aber der Standard aktueller Veröffentlichungen wird nicht ganz erreicht, da das Bild immer noch leicht weich wirkt. Die Farben sind kräftig, der Kontrast leistet sich keine Schwächen. Störende Rauschmuster fallen nicht auf.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren entfalten räumliche Qualitäten nur über die Musik, da sonst kaum einmal Effekte in den hinteren Lautsprechern auftauchen. Die Dynamik der Musikuntermalung überzeugt aber. Die Dialoge werden klar wiedergegeben, die Abmischung mit der restlichen Klangkulisse ist harmonisch.

Extras

Das etwa 13minütige Making Of bietet ein paar Interviews mit einigen Stabmitgliedern, die entweder über ihre Filmrolle sprechen oder ein wenig auf gezeigte Kampftechniken eingehen. Dabei werden jedoch kaum Hintergründe erläutert, sondern hauptsächlich nur Begriffe zum Besten gegeben. Ein wenig brauchbares Making Of.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Ip Man Zero“ hat nicht den dramatischen Bombast der beiden Ip Man Filme von Wilson Yip. Auch wenn das zu einem großen Teil auf das Budget zurückzuführen sein dürfte, passt der intimere Ansatz hervorragend zum Prequel, da Ip Man im Sinne der Legendenbildung erst noch die Größe erreichen muss, die er in den zeitlich später angesiedelten Filmen dann besitzt. Technisch ist die Bluray recht gut, liegt aber unter dem Standard aktueller Produktionen.

Stefan Dabrock

29.01.2011

   
Originaltitel Yip Man chinchyun (HK 2010)
Länge 100 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Herman Yau
Darsteller Dennis To, Siu-Wong Fan, Sammo Hung Kam-Bo, Huang Yi, Rose Chan, Ip Chun, Biao Yuen, Suet Lam, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch recht gut