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kurzrezension

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Teehaus der Knochenknacker

Tiger & Dragon Reloaded

Tiger & Dragon Reloaded

Ein Blick auf die Figurennamen verdeutlicht zwar, was die Marketingabteilung Sunfilms dazu gebracht hat, den Hongkongfilm „Da lui toi“ mit dem internationalen Titel „Gallants“ unter „Tiger & Dragon Reloaded“ zu vermarkten, was sie dabei geritten hat, erschließt sich jedoch nicht. Denn die Existenz zweier Charaktere mit den Namen Tiger und Dragon stellt in Verbindung mit der Martial Arts-Thematik noch lange keine Nähe zu Ang Lees „Tiger & Dragon“ her. Wer die melodramatische Überhöhung der Liebesgeschichte und die ausladende Erzählung in Lees Werk mochte, muss sich davon verabschieden, ähnliches in „Tiger & Dragon Reloaded“ zu bekommen, will er dem Film etwas abgewinnen.

Stattdessen setzen die beiden Regisseure Clement Sze-Kit Cheng und Derek Kwok auf eine direkte, handfeste Erzählweise, um ihre in der Gegenwart angesiedelte Geschichte zu inszenieren. Der Looser Cheung (You-Nam Wong) wird in der Firma gemobbt. Sein Chef gibt ihm noch einmal eine Chance, endlich etwas richtig zu machen. Er schickt Cheung in ein kleines Dorf, wo er einem Kunden dabei helfen soll, die Betreiber eines Teehauses aus ihrer Immobilie zu verscheuchen. In dem Dorf angekommen gerät Cheung jedoch gleich in einen Konflikt, aus dem ihm Tiger (Siue-Lung Leung), einer der Teehausbetreiber, heraushilft. Tiger & Dragon Reloaded Gemeinsam mit seinem Freund Dragon (Kuan Tai Chen) hat er die Kampfkunstschule seines Meisters Ben Law (Teddy Robin Kwan) in die gastronomische Einrichtung umgebaut, nachdem eine Duellniederlage Laws zu einem dramatischen Rückgang der Schüler geführt hat. Als nur noch Tiger und Dragon übrig waren, um auf das Erwachen ihres seit dem Kampf im Koma liegenden Meisters zu warten, sahen sie sich gezwungen, die Schule zu schließen. Das ist nun 30 Jahre her, aber die beiden Kampfkunstanhänger geben die Hoffnung nicht auf, dass ihr Meister erwacht. Cheung gerät zunehmend in einen Gewissenskonflikt, da ihm klar wird, dass er für die Bösen arbeitet. So muss er sich entscheiden, ob er den beiden Martial-Arts-Haudegen zur Seite stehen oder ob er seinem Chef dienen soll.

Komödie und Action verbinden sich in „Tiger & Dragon Reloaded“ zu einer stimmungsvollen Verbeugung vor dem klassischen Hongkong-Kino der 1970er Jahre. Mit Siu-Lung Leung (Tiger), der auch unter den Namen Bruce Liang oder Bruce Leung bekannt ist, und Kuan Tai Chen (Dragon) verkörpern zwei Haudegen des Martial-Arts-Kinos die zwei Schüler des im Koma liegenden Meisters. Ihre Genre-Erfahrungen sowie kämpferischen Fähigkeiten verleihen dem Film den Charakter einer authentischen Hommage. Beide Darsteller wissen genau, welche atmosphärische Wirkung erzielt werden soll und setzen das gekonnt um. Ohne Schnörkel spielen sie die wehrhaften Kämpfer, die zeigen wollen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, wenn es drauf ankommt. Der knackige, direkte Stil der Kämpfe gemahnt an die Kunst der rasanten Choreographie im Nahbereich, ohne mit überbordenden Effekten nachzuhelfen. Dank der Kampfkunstfähigkeiten der beiden Darsteller erweisen sich die handfesten Auseinandersetzungen als ebenso kraftvolle und bodenständige wie mitreißende Martial-Arts-Demonstration. Dazu tragen natürlich auch die übrigen Teile der Darstellerriege bei. Zeitgleich findet eine dezent-ironische Reflexion über den anachronistischen Charakter der Hommage an vergangene Zeiten sowie das Alter statt. Tiger und Dragon haben jeweils mit den Folgen eines Knochenbruchs zu kämpfen. Das erinnert zum einen an die Handicaps klassischer Martial-Arts-Helden, wie beispielsweise den „One Armed Swordsman“, zum anderen präsentiert der Film die Blessuren aber mit einem Augenzwinkern, wenn sich Tiger nach einem Kampf die lädierten Knochen einreibt. Dabei steht sein bei aller Fitness vorhandener körperlicher Verschleiß im Vordergrund und nicht wie im klassischen Genre die Überwindung des körperlichen Gebrechens mit unbändiger Willenskraft und gnadenlosem Training. Die dezent-ironische Note schafft eine Brücke zur Gegenwart, die Hommage und Reflexion miteinander verbindet.

Dabei gelingt es den beiden Regisseuren, den Humor aber niemals soweit zu treiben, dass die grundsätzliche Martial-Arts-Thematik sowie die dadurch transportierten Ideale aus Loyalität, Kampfeswille und Zurückhaltung ihre Ernsthaftigkeit verlieren. Tiger und Dragon sind nur älter geworden und müssen damit leben, dass alles nicht mehr so leicht wie früher von der Hand geht. Das sorgt für einen Teil des Humors innerhalb des Films. Ihre Motive aber bleiben so ehrbar wie sie es immer waren. Deswegen ist ihr Kampf für das Teehaus und ihre Martial-Arts-Schule ein zentraler Teil des Dramas in „Tiger & Dragon Reloaded“, das durch Humor aufgelockert wird, während beim Konflikt des Loosers Cheung die Komödie im Vordergrund steht, um seine innere Wandlung zu reflektieren. Denn Cheung wird im Laufe der Handlung gezwungen, sich Kampffähigkeiten anzueignen. Dadurch kann er seine extreme Unsicherheit überwinden.

Die gekonnte Mischung aus Komödie und Drama kann sich auf die temporeiche Inszenierung verlassen, die immer wieder schön anzuschauende Kämpfe bereit hält. Das zieht sich durch den ganzen Film hindurch, dessen Abfolge von Erzählung und Action ausgewogen ist. Dabei haben es die Macher allerdings ganz dezent übertrieben, denn die Ausgewogenheit führt dazu, dass der Film irgendwann einfach zu Ende ist. Ein Finale, das noch einmal richtig auftrumpft, gibt es nicht. Aber das bleibt auch der einzige Kritikpunkt an einer ansonsten wunderbaren Hommage an das Hongkong-Kino der 1970er Jahre.

Bildqualität

Tiger & Dragon Reloaded

Das Bild der Bluray überzeugt. Die hellen Außenaufnahmen kommen dabei ebenso gut zur Geltung wie die wenigen Nachtszenen. Die Konturenschärfe leistet sich zumeist keine Schwäche, auch der Detailreichtum ist gelungen. Lediglich einzelne Aufnahmen mit auffälligem Weitwinkel, sehen weich aus. Hier stimmt weder die Konturendarstellung noch die Präzision bei den Details. Die Farben geben die Palette der dezenten Töne gut wieder, welche die Landschaft prägen. Der ausgewogene Kontrast verhindert ein Überstrahlen der Szenen oder das Verschlucken von Details bei dunklen Bildern.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine Abmischung die vor allem mit Hilfe der Musik räumliche Qualitäten entwickelt. Ansonsten spielt sich das akustische Geschehen zumeist auf den vorderen Lautsprechern ab. Während die räumliche Wirkung der Tonspuren ihre Grenzen hat, stimmt die Abmischung der Kampfgeräusche auf der ganzen Linie. Hier kommt das eine oder andere Mal auch der Subwoofer zum Einsatz und verleiht den Auseinandersetzungen eine stimmungsvolle Wucht. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus zwei Trailern zum Film.

Fazit

„Tiger & Dragon Reloaded“ überzeugt als ebenso humorvolle wie ernsthafte Hommage an das Hongkong-Kino der 1970er Jahre. Gute Kämpf ohne Brimborium, markante Darsteller, ein bisschen Komödie und eine knackige Inszenierung überzeugen. Lediglich die fehlende Steigerung hin zu einem Finale ist ein kleiner, aber nicht allzu bedeutender Wermutstropfen. Technisch ist die Bluray gut, lediglich vereinzelte Weitwinkelaufnahmen sind sichtbar weich.

Stefan Dabrock

05.02.2012

   
Originaltitel Da lui toi (Hongkong 2010)
Länge 96 Minuten (24p)
Studio Sunfilm
Regie Clement Sze-Kit Cheng, Derek Kwok
Darsteller Siu-Lung Leung, Kuan Tai Chen, Teddy Robin Kwan, You-Nam Wong, J.J. Jia, Jin Auyeung, Haitao Li, Wing-cheong Law, Shaw Yin Yin, Wai-Man Chan, Meng Lo, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 7.1 Deutsch, DTS-HD-Master 5.1 Kantonesisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gut, technisch gut