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kurzrezension

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dvd

Die interstellaren Walnüsse des Schicksals

Sternenkrieg im Weltall

Sternenkrieg im Weltall

George Lucas' „Star Wars“ war Ende der 1970er Jahre ein so großer Erfolg, dass die Japaner etwas vom Science-Fiction-Kuchen abhaben wollten. Deswegen wurde Kinji Fukasaku mit der Inszenierung des Weltraumspektakels „Sternenkrieg im Weltall“ beauftragt, der sich an das amerikanische Vorbild anlehnte und damit eigene Ideen verband.
Die Bewohner des Planeten Illucia stehen kurz vor der Ausrottung, weil die kriegerischen Gawaner ihren Lebensraum besetzt und in eine trostlose Einöde verwandelt haben. Die einzige Hoffnung ruht auf acht magischen Nüssen in Walnussform, die im Universum jeweils einen Krieger auswählen sollen. Die Aufgabe der Kämpfer besteht in der Vernichtung der Gawaner. Nachdem die Nüsse auf die Reise geschickt wurden, bricht Prinzessin Esmeralida (Etsuko Shihomi) mit ihrem Begleiter Urocco (Makoto Satô) durch die Linien der Gawaner, um die ausgewählten Krieger nach Illucia zur bringen. Das Treffen der beiden Illucianer mit den ersten Nussempfängern bleibt jedoch ernüchternd, da die Hallodris Aaron (Philip Casnoff) und Shiro (Hiroyuki Sanada) keine Lust auf Heldentaten haben. Auch ihr Freund Jackie (Masazumi Okabe), ein weiterer Nussheld, ist vom selben Schlag. Einzig die naive Meia (Peggy Lee Brennan) möchte den Illucianern helfen. Aber nur wenn die acht Krieger zusammen arbeiten, zu denen auch der trinkende Ex-General Garuda (Vic Morrow) mit seinem Roboter Beba 2 sowie Prinz Hans (Sonny Chiba) gehören, haben sie eine Chance gegen die Gawaner.

Unter Mithilfe zahlreicher kreativer Köpfe der japanischen Filmindustrie hat Kinji Fukasaku ein wüstes Weltraumabenteuer auf die Beine Gestellt, das vor allem durch seine absurden Ideen sowie die grelle Ausstattung besticht. Die Konflikte zwischen den Figuren bleiben demgegenüber auf einem ausreichenden Scherenschnittniveau, das sich vollständig in den Dienst der visuellen Umsetzung stellt. Die Handlung lebt von den absurden Einfällen des Sternenkrieg im Weltall Produktionsteams und den zahlreichen märchenhaft romantischen Motiven. Prinzessin Esmeralida reist mit einem Segelschiff durchs Weltall, dessen Existenz sich vom Rest der normalen Raumfahrzeuge deutlich abhebt. Die Regeln der Physik spielen überhaupt keine Rolle, wenn die zwei Hallodris Aaron und und Shiro zusammen mit Meia schwimmend im All unterwegs sind, ohne dass sie gegen die Kälte geschützt wären. Ein Düsenantrieb im Zentrum des Planeten Illucia rundet das bizarre Setting ab. Der Kampf zwischen einem schwarzen und einem weißen Ritter sorgt ebenso für märchenhafte Stimmung wie das Auswahlsystem durch die magisch-leuchtenden Nüsse.

In „Sternenkrieg im Weltall“ regieren eigene Regeln, die sich als Reflexion der menschlichen Phantasie kaum Grenzen setzen. Der Film feiert die Kreativität mit Hang zum Absurden, ohne seine diebische Freude darüber zu verhehlen. So gelingt es Fukasaku trotz seiner deutlichen Star-Wars-Anlehnung, dem Konzept der Limitierung eine Absage zu erteilen. Der Mensch ist zu mehr fähig, als das Bekannte zu reproduzieren. Das kann sich einerseits im Fortschritt manifestieren und andererseits Bilderspektakel wie „Sternenkrieg im Weltall“ hervorbringen. Beides ist eine Seite derselben Medaille. Der scheinbar reine Eskapismus, den Fukasaku mit seinem Team zelebriert, verweist deswegen auf die Beweglichkeit des menschlichen Geistes, der niemals einschlafen darf, will der Mensch nicht veröden.
Hinzu kommt die romantisch-gefühlvolle Hilfsbereitschaft der unfreiwilligen Helden gegenüber den Illucianern. Sie steht im Gegensatz zur rohen Art der Gawaner. Das ist zwar nicht besonders komplex, aber dramaturgisch effektiv. Wer seine Lethargie sowie die scheinbare Limitierung überwindet, der kann am Ende als Sieger vom Platz gehen.

Bildqualität

Sternenkrieg im Weltall

Das Bild der DVD ist angesichts des Filmalters gut geraten. Nur sehr wenige Totalen weisen deutlich weiche Konturen auf. Ansonsten herrscht eine überzeugende Klarheit mit nur leichten Schärfeverlusten vor. Die Detailfreude schwankt zwischen gut und ordentlich. Die Farben sind kräftig und geben die überbordende Optik des Films sehr gut wieder. Der Kontrast hat keine Schwierigkeiten, die einzelnen Bildelemente herauszuarbeiten. Manchmal wirkt das Bild leicht milchig.

Tonqualität

Der japanische Mono-Ton neigt gelegentlich zu leichten Verzerrungen bei den Höhen, die sich vor allem bei der Musik bemerkbar machen. Ansonsten klingt er erstaunlich frisch, so dass die Dialoge gut zur Geltung kommen. Der Klang macht einen relativ vollen Eindruck.

Extras

Vor der japanischen Fassung des Films auf der ersten DVD wendet sich Darsteller Sonny Chiba in einem etwa 30-sekündigen Grußwort an die deutschen Zuschauer und wünscht ihnen unter anderem viel Spaß beim Film.

Für die DVD-Veröffentlichung wurde ein eigenes knapp 30-minütiges Making Of mit dem Titel „Message From Earth“ produziert. Darin kommt unter anderem Kinji Fukasakus Sohn Kenta zu Wort, der als Fünfjähriger am Set von „Sternenkrieg im Weltall“ anwesend war und sich an die tollen Kulissen erinnert. Darsteller Sonny Chiba spricht über seine Zusammenarbeit mit Regisseur Kinji Fukasaku und Nobuo Yajima, einer der Spezialeffektverantwortlichen, äußert sich zur visuellen Konzeption des Films sowie seiner Arbeitsweise während der Produktion. Shinji Hiruma, der für die Modellbauten verantwortlich war, geht auf die knapp bemessene Produktionszeit sowie die damit verbundenen Probleme ein. Da alle Interviewgäste gute Erzähler sind, lohnt sich das Making of.

Auf der ersten DVD sind zusätzlich drei japanischsprachige Trailer zum Film und eine Bildergalerie vorhanden.

Die zweite DVD enthält die um etwa 20 Minuten kürzere deutsche Fassung des Films. Einige Szenen mit der Mutter des Gawanerführers wurden darin entfernt. Weitere Handlungselemente, in denen manche Erkenntnisse und Denkweisen der Figuren erläutert werden, fehlen ebenfalls.

Da Regisseur und Japankino-Kenner Jörg Buttgereit sowie Pelle Felsch, der an einem Buch über Kinji Fukasaku arbeitet, nur die gekürzte deutsche Fassung beim Einsprechen des Kommentars zur Verfügung stand, ist der Audiokommentar ebenfalls auf dieser DVD vorhanden. Die beiden plaudern mit viel Spaß über „Sternenkrieg im Weltall“. Die Informationsdichte ist nicht so hoch wie bei anderen Audiokommentaren. Gelegentlich liefern die beiden Fakten zu den Darstellern, oft stellen sie ihre Meinung zu Szenen und Handlungselementen in den Vordergrund. Dabei schwingt immer ihre Begeisterung für das Werk mit. Ein hübscher Audiokommentar.

Ein deutscher Trailer zum Film und eine Bildergalerie mit deutschen Aushangfotos ist auf der zweiten DVD ebenfalls enthalten.

Im 8-seitigen Booklet fegt Autor Alexander Iffländer durch Handlung, kurzen Informationen zu den Darstellern und „Star Wars“-Bezug.

Fazit

„Sternenkrieg im Weltall“ besticht durch absurde Ideen, die ausgefallene Ausstattung sowie das Aushebeln profaner naturwissenschaftlicher Grenzen wie die Physik. Das Weltraumabenteuer feiert auf diese Weise die Freiheit des menschlichen Geistes und wartet mit aufregenden Actionszenen auf. Technisch ist die DVD gut. Die DVD-Edition ist auf 2000 Exemplare limitiert.

Stefan Dabrock

04.04.2012

   
Originaltitel Uchu kara no messeji (Japan 1978)
Länge 101 Minuten (Pal)
Studio Media Target
Regie Kinji Fukasaku
Darsteller Sonny Chiba, Vic Morrow, Philip Casnoff, Etsuko Shihomi, Peggy Lee Brennan, Tetsurô Tanba, Hiroyuki Sanada, Mikio Narita, Makoto Satô, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD Mono Deutsch (Magnetton oder Lichtton anwählbar), Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Deutsche Kinofassung (83 Min) – Wahlweise mit Audiokommentar von Jörg Buttgereit und Pelle Felsch, Bildergalerie, Trailer, 8-seitiges Booklet, u.m.
Preis ca. 31 EUR
Bewertung gut, technisch gut