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rezensionen

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03.10. Das Todeslied des Shaolin
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kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
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21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Versiegende Quellen

Liebe und Tod im Garten der Götter

Liebe und Tod im Garten der Götter

Der Filmtitel „Liebe und Tod im Garten der Götter“ weckt Assoziationen an ein morbides Gefängnis, in dem der Stillstand alles beherrscht, in dem der Quell des menschlichen Lebens angesichts fehlender neuer Impulse versiegt. Gleichzeitig verweist die verklausulierte Sprache in diesem Fall auf die ungewöhnliche Machart des Giallo, dessen ruhige Rückblendenstruktur einen Kontrast zum oftmals gängigen Spektakel des Genres bildet.
Mit dem „Garten der Götter“ des Titels ist unter anderem eine Villa mitsamt Garten gemeint, in die sich ein deutscher Ornithologe (Franz von Treuberg) einmietet, um seine Arbeiten über seltene Vogelstimmen zu betreiben. Inmitten des wuchernden Gesträuchs findet er ein Tonband, dass er nach einer Grundreinigung aus Neugier abspielt. Darauf befinden sich die Mitschnitte mehrerer therapeutischer Sitzungen, in denen Azzurra (Erika Blanc) über das Verhältnis zu ihrem Bruder Manfredi (Peter Lee Lwarence) sowie ihrem Ehemann Timothy (Rosario Borelli) spricht. Langsam ergibt sich daraus ein Bild psychologischer Verwerfungen, in deren Zentrum vor allem Manfredi steht. Er pflegt ein grenzüberschreitendes Verhältnis zu seiner Schwester, von der er einerseits nicht loskommt, der er andererseits aber auch mit Wut begegnet. Der Ornithologe gerät in der Bann eines menschlichen Dramas, dessen mächtige Kraft ihn schon bald mit dunklen Schatten zu überziehen droht.

Fast 60 Minuten lang ist „Liebe und Tod im Garten der Götter“ mit einer unaufdringlichen Beiläufigkeit erzählt, deren genaue Bild- und Tonkomposition so geschickt gestaltet wurde, dass sich eine suggestive Kraft entwickelt. Der Garten der Villa sieht aufgrund seiner Liebe und Tod im Garten der Götter wuchernden Pflanzenwelt wie ein entrückter Ort jenseits zivilisatorischer Normalität aus. Wer ihn und das Haus betritt, der befindet sich in einer eigenen Realität, in der psychische Störungen das Regiment übernommen haben. Inzest, Begehren, Hass, Abhängigkeit und Machtspiele haben in der jüngeren Vergangenheit eine Größe erreicht, die auch jetzt noch präsent ist. Der Garten erweist sich als doppeltes Gefängnis, in dem sich ein Blick auf den siechenden Verfall werfen lässt. Denn Azzurra, Manfredi, der Psychiater und Timothy haben sich in einem Beziehungsgeflecht verheddert, das ihnen jede Freiheit genommen hat. Deswegen trocknen ihre Lebensgeister langsam, aber sicher aus. Sie ersticken förmlich aneinander. Ihr persönliches Beziehungsgefängnis besitzt aber eine so große Kraft, dass es selbst als Tonbanderzählung den Ornithologen in der Gegenwart – im übertragenen Sinn dann auch die Zuschauer des Films - an die Villa mit Garten fesselt. Das morbide Drama nimmt vom Leben seiner Zeugen Besitz.
Wo der menschliche Ordnungsgeist keine Macht mehr entfaltet, da wuchern die Pflanzen. Das zeigt sich vor allem am Bewuchs des Gartens, aber auch in den Innenräumen tauchen große Pflanzen immer wieder mit bedrohlicher Präsenz auf. Sie stehen auffällig unauffällig im Vordergrund oder scheinen auf miteinander Gespräch befindliche Personen überzugreifen. Die Kommunikation ist nicht mehr in der Lage, Ordnung im wahnhaften Netzwerk zu schaffen.
Ein Netzwerk, das mal unschuldig schön daherkommt, wenn Azzurra die Herumtreiberin Viola (Orchidea de Santis) verführt, dann aber auch geisterhaft gruselig, wenn sie mit starrem Blick im Nachthemd durch baulich verfallene Architektur wandelt. Die Bandbreite der Bilder lässt erahnen, wie akribisch der Film gestaltet ist, obwohl auf visuelle Showelemente verzichtet wurde. Es springt einen nur wenig in Manier einer Zirkussensation an, dafür aber existiert eine ständige Irritation, ein immerwährendes Gefühl des Irrationalen. Deswegen entfalten bereits die ersten 60, sanft erzählten Minuten eine Kraft, die dann im Finale offensiv gesteigert wird. Das Drama der Vergangenheit und die Gegenwart verschmelzen zu einer letztlich in sich geschlossenen Erzählung aus unstillbarem Furor, für den es kein Heilmittel gibt.

Bildqualität

Liebe und Tod im Garten der Götter

Das Bild der DVD sieht absolut einwandfrei aus. Die Schärfe überzeugt mit einem klaren und im Rahmen der Möglichkeiten auch detailreichen Bild, dessen Farben sehr gut zur Geltung kommen. Auch der Kontrast stimmt, sodass sich hier nichts nennenswertes kritisieren lässt.

Tonqualität

Der italienische Originalton klingt angenehm voll, sodass auch die Musik ihre Wirkung entfaltet. Nur sehr selten lassen sich leichte Verzerrungen bei den Höhen ausmachen. Die Dialoge sind klar und verständlich. Man kann zwischen einer gefilterten und einer ungefilterten Version wählen, die sich jedoch nicht gravierend unterscheiden. Der ungefilterte Ton klingt eine Spur heller mit geringem Hintergrundrauschen.

Extras

Der Hauptfilm startet mit einer kurzen Begrüßung der Darstellerin Erika Blanc.
Der Audiokommentar der beiden Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger und Kai Naumann kann sich hören lassen. Sie gehen auf einzelne Gestaltungselemente des Films wie Bild- und Tongestaltung ein, um sie in den Kontext der Erzählung einzuordnen. Darüber hinaus liefern sie Fakten zu einzelnen Darstellern und greifen inhaltliche Motive des Films auf, die sie analytisch diskutieren. Ein schöner Kommentar.
Im rund 11-minütigen Interview mit Darstellerin Erika Blanc geht es hauptsächlich um das Verhältnis zu ihrem Kollegen Peter Lee Lawrence, der in „Liebe und Tod im Garten der Götter“ Manfredi verkörpert. Außerdem erzählt Blanc noch ein wenig über ihre spätere Karriere, indem sie auf Film-, Fernseh- und Theaterrollen verweist.
Im 12-seitigen Booklet ist ein Text über „Liebe und Tod im Garten der Götter“ enthalten, mit dessen Hilfe der Versuch unternommen wird, den Film in einen größeren Kontext einzuordnen. Dabei fällt jedoch vor allem der Stolz angesichts einzelner Formulierungen ins Auge.
Ein Trailer zum Film ist auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Liebe und Tod im Garten der Götter“ entwickelt angesichts der ausgefeilten Bild- und Tonkomposition eine suggestive Kraft, mit der das menschliche Drama der Erzählung vielschichtig ausgestaltet wurde. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

04.11.2014

   
Originaltitel Amore e morte nel giardino degli dei (Italien 1972)
Länge 85 Minuten (Pal)
Studio filmArt
Regie Sauro Scavolini
Darsteller Peter Lee Lawrence, Erika Blanc, Ezio Marano, Orchidea de Santis, Rosario Borelli, Franz von Treuberg, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Marcus Stiglegger und Kai Naumann (beide Filmwissenschaftler), Interview mit Erika Blanc (Darstellerin), Trailer
Preis ca. 25 EUR
Bewertung gut, technisch gut