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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Söldner und die Weltpolitik

Die Wildgänse kommen

Die Wildgänse kommen

Andrew V. McLaglens Klassiker des Söldnerfilms erzählt eine fiktive, schmutzige Episode politischer Einflussnahme auf afrikanischem Boden, die dem Profitstreben einzelner dient. Colonel Faulkner wird beauftragt, einen afrikanischen Staatsmann aus der Geiselhaft des politischen Konkurrenten zu befreien, bevor der Gefangene hingerichtet wird. Ein reicher, im Rohstoffsektor tätiger Unternehmer sowie eine unbekannt bleibende Regierung eines anderen afrikanischen Landes wollen mit allen Mitteln verhindern, dass der als politischer Hoffnungsträger bekannte Staatsmann stirbt. Ihr Motiv ist wirtschaftlicher und keineswegs sozialer Natur. In ihrem Auftrag stellt Colonel Faulkner eine 50 Mann starke Söldnergruppe zusammen, die das Kommandounternehmen in Afrika durchführen soll. Als die Privatsoldaten mitten in ihrem Kampfeinsatz sind, stellen sie fest, dass sie von ihren Auftraggebern verraten wurden. Faulkner und seine Mitstreiter müssen sich nun auf eigene Faust durch den afrikanischen Busch schlagen, um lebend aus der Sache herauszukommen.

Mit ausgezeichnetem Tempo greifen knarzige Dialoge der kämpferischen Söldner, die Ausbildung der Truppe und die anschließende Kampfsituation ineinander. Der sorgfältige Aufbau der Erzählung sorgt immer wieder für dramaturgische Rückkopplungen, welche dem Geschehen eine emotionale, menschliche Komponente jenseits der grossen Action verleihen. Die Wildgänse kommen So taucht Faulkner zu Beginn des Films bei einem Kameraden aus vergangenen Zeiten auf, um ihn für das Unternehmen zu gewinnen. Der hat eigentlich kein großes Interesse mehr, in einen Kampfeinsatz zu ziehen. Stattdessen möchte er lieber mit seinem Sohn Weihnachten feiern. Ganz unverbindlich zeigt Faulkner ihm die Karte des Einsatzgebietes, um seinen Rat einzuholen, wie er sagt. Der psychologische Trick funktioniert, denn Faulkners alter Mitstreiter ist sofort begeistert, weil er sich leidenschaftlich gerne mit Strategien der Kriegsführung beschäftigt. Als er nun hört, dass die Aktion nach Weihnachten stattfindet, ist er dabei. Später wird die Aktion vorverlegt, so dass das gemeinsame Fest mit seinem Sohn ausfallen muss.

McLaglen inszeniert solche auseinanderbrechenden menschlichen Wünsche mit sorgfältigem Blick für die Tragik. So gelingt es ihm, ein reichhaltiges, emotionales Reservoir zu schaffen, aus dem er ständig schöpfen kann. Natürlich spielt die Figur des Vaters auch später noch eine grosse Rolle, wenn die Kampfhandlungen angefangen haben. Daneben steht die politische Komponente, die einen stimmigen Blick auf das schmutzige Ränkespiel wirft, die hinter der Aktion steckt. Der dandyhaft agierende Unternehmer zögert nicht, die Söldner gnadenlos zu verheizen, wenn es notwendig ist. Auch wenn die Söldner mit ihrem merkwürdigen Sinn für den Kampf keineswegs als strahlende Helden durchgehen, sind sie diejenigen, die mit offenem Visier agieren. Ihre Rolle ist die der Schachfiguren, die zum Wohle einiger spezieller Interessen gewinnbringend eingesetzt werden sollen. Das wirft einen durchaus passenden Blick auf das weltpolitische Gebaren diverser Handlungsträger, die auf westlicher Seite gerade auch in Afrika ihren fatalen Einfluss durchsetzen wollen, um wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen zu können. Natürlich vermag der Film kein detailliertes Abbild solcher Vorgänge zu zeichnen, weil er sich mit grossem Eifer um die spannungsgeladene, actionreiche Kampfsituation kümmert, aber die Figurenkonstellation der Hintermänner reicht als Sinnbild völlig aus, um die Stoßrichtung klar zu machen. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Film neben seinen gut inszenierten Actionsequenzen eine bittere Dimension, die auch heute noch relevant ist.

Bildqualität

Die Wildgänse kommen

Auf Bluray sieht McLaglens Klassiker nun so aus, wie man sich das wünschen kann. Lediglich ein paar vereinzelte Bildpunkte sowie die Körnigkeit verraten das Alter des Films. Die Schärfe überzeugt mit zumeist klaren Konturen und einem ansprechenden Detailreichtum. Die reduzierte Farbpalette gibt die karge Buschlandschaft Afrikas sehr gut wieder. Trotz der vielen ähnlichen Farbtöne heben sich die einzelnen Bildelemente dank eines gelungenen Kontrastes gut voneinander ab. Ein sehr guter Transfer.

Tonqualität

Die DTS-HD-2.0-Tonspuren verfügen über klare und verständliche Dialoge, wobei die deutsche Synchronisation etwas künstlich wirkt, da sie nicht so organisch ins übrige Klangspektrum integriert ist. Der Ton ist nicht so wuchtig wie bei aktuellen Produktionen, vermag die Dynamik des Geschehens aber ordentlich zu übertragen.

Extras

Der Audiokommentar von Roger Moore (Darsteller), Euan Lloyd (Produktion) und John Glen (Schnitt) überzeugt mit zahlreichen Hintergrundinformationen zur Produktionsgeschichte sowie mit Ausführungen zur Rezeption des Films. Ein reichhaltiger, informativer Kommentar.
„Der Flug der Wildgänse“ (etwa 15 Minuten) verbindet B-Roll-Material mit Audiointerviewpassagen des Regisseurs Andrew V. McLaglen sowie einiger Darsteller - darunter Roger Moore und Richard Burton. Das Ganze ist eher ein filmhistorisches Sammlerstück als ein besonders informativer Beitrag, zumal es sich um eine gekürzte Version der ebenfalls auf der Bluray enthaltenen Dokumentation „Privatkrieg der Hollywoodstars“ handelt. Im Unterschied dazu besitzt „Der Flug der Wildgänse“ einen deutschen Kommentar, weil der Beitrag für den deutschen Markt erstellt wurde.
Die 25minütige Dokumentation „Privatkrieg der Hollywoodstars“ liegt dementsprechend nur auf englisch vor. Hier ist alles ein wenig ausführlicher als bei „Der Flug der Wildgänse“, wodurch der Informationsgehalt etwas höher ist.
Der 40minütige Beitrag „The Last of the Gentlemen Producers“ beschäftigt sich ausführlich mit Produzent Euan Lloyd, dessen Schaffen in seinen diversen Facetten beleuchtet wird. Auf diese Weise entsteht ein faszinierendes Portrait Lloyds sowie ein Blick in die Abgründe des Filmgeschäftes, der spannend und informativ zugleich ist.
Im neunminütigen Bildervergleich „Die Restauration“ kann man sich von der Arbeit überzeugen, die für den Transfer notwendig war.
Die Bluray enthält auch einen Trailer zum Film.

Fazit

„Die Wildgänse kommen“ ist ein ebenso actionreicher wie bitterer Klassiker des Söldnerfilmgenres, der gleichermaßen schmutzige Aspekte westlicher Einflussnahme in Afrika sowie menschliche Dramen in sein Zentrum rückt. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

05.07.2010

   
Originaltitel The Wild Geese (GB/Schweiz 1978)
Länge 134 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Andrew V. McLaglen
Darsteller Richard Burton, Roger Moore, Richard Harris, Hardy Krüger, Stewart Granger, Winston Ntshona, John Kani, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar mit Roger Moore (Darsteller), Euan Lloyd (Produktion) und John Glen (Schnitt), Der Flug der Wildgänse, Privatkrieg der Hollywoodstars, Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut