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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Eine Lektion für die Briten

Ip Man 2

Ip Man Nr. 3: alle Filme

Ip Man 2

Die Fortsetzung des Hongkong-Films „Ip Man“ setzt da an, wo die Texttafeln des ersten Teils aufhören. Der wieder von Donnie Yen verkörperte Ip Man ist in Hongkong angekommen, wo er auf der Dachterrasse eines gewöhnlichen Hongkonger Hauses eine Kampfschule eröffnet, um Wing Chun zu lehren. Da weder er noch der Kampfstil in Hongkong bekannt sind, taucht zunächst niemand auf, um sein Schüler zu werden. Als das Geld so knapp wird, dass Ip Man und seine Frau sich entscheiden müssen, ob sie ihrem Kind das Schulgeld geben können oder ob sie die Miete bezahlen, taucht plötzlich ein selbstbewusster junger Bursche auf, der vorgibt, sich für Wing Chun zu interessieren. Ip Man besiegt den großmäulig auftretenden jungen Mann in einem Freundschaftskampf mit Leichtigkeit, woraufhin der Verlierer seine Freunde zusammentrommelt, damit sie bei Meister Ip in die Schule gehen. Doch in Hongkong herrschen eigene Regeln. Eine Kampfkunstschule darf nur der eröffnen, der sich den übrigen Meistern im Kampfe ebenbürtig gezeigt hat. So kommt es zur Auseinandersetzung zwischen Ip Man und dem Anführer der übrigen Schulen, die in einer Vereinigung organisiert sind. Gleichzeitig wird eine Boxveranstaltung mit dem britischen Kämpfer Mr. Twister organisiert, der auf herablassend-arrogante Weise die chinesischen Kung-Fu-Meister herausfordert.

Während der erste Teil mit seiner Lebensstationen abbildenden Erzählung noch vorgab, ein episches Biopic zu sein, sich aber so viele Freiheiten herausnahm, dass der historische Ip Man an vielen Stellen nicht mehr erkennbar war, verzichtet der zweite Teil auf eine am Realismus orientierte Erzählform. So wie die „Once upon a time in China“ Reihe die Figur des Wong Fei Hung als idealen Helden zwischen Bescheidenheit und Tatkraft überhöhte, so sind die beiden bisher gedrehten „Ip Man“ Filme ein Heldengedicht und keine biographische Erzählung. Auch Ip Man 2 wenn der zweite Teil keine exakten Daten nennt, umfasst die Handlung der Inszenierung nach nur eine begrenzte Zeitspanne von maximal ein paar Wochen. Das Epische einer klassischen Biographie ist der punktuellen Betrachtung einer begrenzten Episode gewichen, welche die Heldeneigenschaft der Hauptfigur stellvertretend herausarbeitet. Die unmaskierte Ehrlichkeit des zweiten Teils macht ihn trotz seiner einfachen antibritischen Haltung sympathisch, denn es geht hier schlicht um einen rasanten Kampfkunstfilm mit einer überhöhten Hauptfigur, deren charakterliche Eigenschaften zur Nachahmung empfohlen werden. An Ip Man soll sich der Zuschauer ein Beispiel nehmen, weil er jenseits eines üblichen Egoismus das Wohl anderer mitberücksichtigt, dies in seiner Bescheidenheit aber nicht herauskehrt. Als er aus dem Gefängnis ausgelöst wird, bittet er darum, dass die Kaution für seinen Schüler ebenfalls bezahlt wird, weil der sonst Niemanden hat. Den Anführer der Kampfkunstschulenvereinigung erinnert Ip Man an den Wert, gemeinsam mit der Familie Zeit zu verbringen, statt Kämpfe um Einfluss innerhalb der Kampfkunstgemeinschaft auszutragen. Als es scheint, dass niemand gegen Mr. Twister antreten möchte, übernimmt Ip Man die Verantwortung, um die Ehre der Chinesen zu retten.

Der Wing Chun Meister übernimmt stets eine Vermittlerrolle und kämpft nur, wenn er in die Enge getrieben wird. Dem Drehbuch sei dank, passiert das relativ häufig, so dass sich oftmals die Gelegenheit ergibt, packende Kämpfe zu inszenieren. Auch hier fährt die Inszenierung den Realismus ein Stück weit zurück. In einer Fischhalle kämpfen Ip Man und sein zunächst sogar gefesselter Schüler gegen eine Übermacht, die sie mit herausragenden Fähigkeiten aber lange Zeit in Schach halten können. Lange Messer, Paletten und akrobatische Einlagen sind die Zutaten einer der schönsten Kampfszenen des Films, die das Dilemma innerhalb der chinesischen Gesellschaft Hongkongs verdeutlicht. Die Auseinandersetzungen untereinander sorgen letztlich dafür, dass die Briten so überlegen agieren können. Deswegen ist die Lektion, die der wie fast alle Briten extrem unsympathisch dargestellte Mr. Twister lernen muss, nicht nur eine Lektion in Bescheidenheit für die Kolonialherren, sondern auch eine Lektion für die Chinesen, einheitlich zu agieren. Wer es möchte kann hier auch einen Kommentar zu aktuellen politischen Fragestellungen entdecken, schließlich betrachtet die chinesische Führung Taiwan nur als abtrünniges Gebiet und sieht auch Konflikte innerhalb der Grenzen der Volksrepublik sehr kritisch. Am Ende gönnt der Film den Briten sogar noch die Wahrung des Anstandes. Das wirkt aber ein wenig aufgesetzt, um den Vorwurf einer antibritischen Haltung loszuwerden, was angesichts der extrem bösartigen Zeichnung der sonstigen Engländer aber nicht gelingt.

Bildqualität

Ip Man 2

Das Bild der Bluray steht dem des ersten Teils in nichts nach, übertrifft es sogar noch, weil keine Überschärfungen vorhanden sind. Dadurch wird ein künstliches Aussehen der Szenerien vermieden. Der hohe Detailreichtum und die klaren Konturen kommen sehr gut zur Geltung. Die Farben wirken reduziert, um den historischen Kontext widerzuspiegeln. Der gute Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht.

Beim Ton gilt das, was bereits zur Bluray des ersten Teil geschrieben wurde:

Tonqualität

Die DTS-HD-5.1-Tonspuren überzeugen einerseits mit gut abgemischten, verständlichen Dialogen und andererseits mit einem wuchtigen Surroundklang, der alle Lautsprecher nutzt, so dass sich eine wunderbare räumliche Atmosphäre einstellt. Mit der notwendigen Dynamik entfachen die Tonspuren eine mitreißende Klangkulisse, die keine Wünsche übrig lässt. Das gilt sowohl für die Kampfszenen als auch für die vergleichsweise ruhigen Bereiche des Films.

Extras

Das etwa 17minütige Making Of beinhaltet ein Best Of der ebenfalls auf der Bluray enthaltenen langen Interviews mit Regisseur Wilson Yip und einigen Darstellern wie Sammo Hung und Donnie Yen. Sowohl die Ausschnitte im Making Of als auch die kompletten Interviews, die zusammen eine Stunde Laufzeit haben, bestehen zu einem großen Teil aus Inhaltsangabe und Lob der jeweils anderen Mitglieder des Filmstabs. Dazwischen gibt es immer wieder kürzere Passagen, die darüber hinaus gehen. So berichtet vor allem Wilson Yip über die Drehorte, die Ausstattung und die Kampfstile, auf die auch Sammo Hung und Donnie Yen eingehen. Darren Shahlavi gibt unter anderem einen kurzen Überblick seiner Karriere und erläutert seine Interpretation der Figur, die er in „Ip Man 2“ spielt. Ein gutes Interview.
„Gala Premiere“ zeigt in knapp drei Minuten Ausschnitte von der Präsentation der Stars anlässlich der Hongkonger Premiere des Films.
Die beiden Beiträge „Selected Scenes“ gehen in jeweils etwa drei Minuten auf Drehorte des Films ein, die entsprechend der 1950er Jahre ausgestattet werden mussten.

Fazit

In „Ip Man 2“ muss der Wing Chun Meister nicht mehr gegen Japaner sondern gegen Briten kämpfen und innerchinesische Auseinandersetzungen überwinden, damit die Kraft auf den eigentlichen Gegner gelenkt werden kann. Wilson Yip hat die Fortsetzung als rasantes Heldengedicht mit knackigen Kämpfen inszeniert, die keine Wünsche offen lassen. Ein Biopic mit Realitätsanspruch sollte man aber nicht erwarten. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

19.11.2010

   
Originaltitel Yip Man 2 (Hongkong 2010)
Länge 108 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Wilson Yip
Darsteller Donnie Yen, Lynn Hung, Simon Yam, Sammo Hung Kam-Bo, Xiaoming Huang, Siu-Wong Fan, Kent Chang, Darren Shahlavi, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Interviews, Gala Premiere, Selected Scenes
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut