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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
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11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
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06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Der Tod kommt nachts

Die Herrschaft der Schatten

Die Herrschaft der Schatten

Das Spannungskino lebt vom Gegensatz zwischen Hell und Dunkel und zumeist lauert die Gefahr für die Menschen in der Düsternis. Brad Anderson ist in seinem Film „Herrschaft der Schatten“ aber nicht auf eine metaphorische Umsetzung aus, sondern er nimmt die Gefahr in der Dunkelheit wörtlich.
Während einer Kinovorstellung fällt plötzlich der Strom aus, so dass Filmvorführer Paul (John Leguizamo) nach dem Rechten sieht. Mit seiner Stirnlampe kann er erkennen, dass alle Menschen verschwunden sind. Nur ihre Kleidungsstücke liegen als stumme Zeugen ihrer vorherigen Anwesenheit herum. Ein Nachrichtenmoderator (Hayden Christensen) wacht morgens auf. Seine Freundin ist aber nicht eingetroffen, obwohl sie das auf einem Zettel angekündigt hatte. Draußen vor der Tür stellt der Moderator fest, dass die Menschen verschwunden sind. Leere Straßenschluchten künden von einer Katastrophe, die sich ereignet haben muss. Der Strom funktioniert auch nicht mehr. Ein paar Tage später hat sich die Situation weiter zugespitzt. Die Sonne geht immer später auf und immer früher unter. Die Dunkelheit der Nacht ist auf dem Vormarsch. Auf der Flucht vor der Gefahr schützt sich der Nachrichtenmoderator mit Hilfe batteriebetriebener Lampen. In der Einsamkeit der Stadt entdeckt er schließlich eine hell erleuchtete Bar. Dort kommt es zum Zusammentreffen mit einem Jungen (Jacob Latimore), einer Krankenschwester (Thandie Newton) und dem Kinovorführer. Gemeinsam versuchen sie zu ergründen, was passiert ist und wie sie überleben können. Aber schnell brechen Konflikte auf.

Die Hintergründe der Figuren sowie die Konflikte zwischen den einzelnen Charakteren spielen nur eine oberflächliche Rolle in Brand Andersons Konzept. Sie sind nötig, damit die Handlung Die Herrschaft der Schatten jenseits der äußeren Bedrohung durch die mysteriöse Gefahr der Dunkelheit nicht zu glatt abläuft. Anderson steigt aber nicht in einer Vertiefung ein, welche das menschliche Verhalten im Angesicht des Todes ausloten würde. Seine Figuren streiten sich lediglich ein bisschen.
Der Schwerpunkt liegt stattdessen auf der Inszenierung der Dunkelheit, die mit mächtiger Kraft um den Nachrichtenmoderator und die übrigen Überlebenden herumtanzt. Sobald das künstliche Licht schwächer wird, nähern sich die Schatten. Daraus zieht der Film sein Spannungspotential. Denn Anderson inszeniert die fatale Situation der Menschen, die verzweifelt um Licht kämpfen, um dem Schicksal der Vereinnahmung durch die Schatten zu entgehen, mit souveräner Hand. Sei es ein verdächtiges Stottern des Generators, der den Strom für die Barbeleuchtung liefert, Batterien, die sich schneller als normal entladen, oder aber die unheimliche Bewegung der Dunkelheit.

Immer wieder gelingt Anderson eine Steigerung der Bedrohungslage. Der reine Existenzkampf ist das Herz des Films. Alles andere bleibt der Interpretation überlassen, da sonst die offene Präsentation einer unerklärlichen Katastrophe dominiert. Das hat zwar seinen Reiz, wird aber zu stark überzogen. „Herrschaft der Schatten“ nähert sich mit jeder Minute Laufzeit der Banalität, weil das Mysterium fast vollständig rätselhaft bleibt. Ohne Rückkopplung an eine philosophische, rationale oder emotionale Komponente, die einen vagen Ansatz für die Hintergründe des Geschehens liefern könnte, bleibt nur die Oberfläche übrig. Und die besteht aus Schatten, welche die Menschen bedrohen. Einzig eine alte Legende, über die der Filmvorführer in einem Buch gelesen hat, könnte einen kleinen Ansatz liefern. Sie rettet das Werk davor, bedeutungslos zu werden.

Bildqualität

Die Herrschaft der Schatten

Die Bluray liefert ein Bild, das vor allem mit der Durchzeichnung bei dunklen Szenen zu kämpfen hat. Da „Herrschaft der Schatten“ hauptsächlich nachts spielt, wirkt es sich entsprechend deutlich aus, dass immer wieder Details verschluckt werden. Damit muss man leider leben. Die Schärfe überzeugt demgegenüber mit klaren Konturen und einer guten Detailfreude, wenn sie nicht im Schwarz des Bildes verschwindet. Die Farben sehen sehr stilisiert aus, da Anderson mit starken Kontrasten und einem ungewöhnlichen Spektrum gearbeitet hat. Das leichte Rauschen stört nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren warten mit einer absolut überzeugenden Abmischung auf. Das gilt sowohl für die gut verständlichen Dialoge als auch für die räumliche Kulisse. Die vielen dezenten Geräusche der Schatten wurden auf alle Lautsprecher verteilt. Immer wieder sorgt ein Geräusch für die notwendige Irritation, um die Spannung zu erhöhen. Auch die Musik entfaltet sich mit dynamischer Kraft. Ein sehr guter Ton.

Extras

Im Audiokommentar äußert sich Regisseur Brad Anderson über die Konzeption der Filmhandlung sowie die Arbeit am Set. Dabei liefert er einige interessante Hintergründe. Insgesamt ein sehr ordentlicher Audiokommentar.
Das dreiteilige Making Of, bestehend aus den jeweils gut vierminütigen Segmenten „Die Stimmung zu 'Die Herrschaft der Schatten'“ und „Ein Blick hinter 'Die Herrschaft der Schatten'“ sowie dem etwa siebenminütigen Beitrag „'Die Herrschaft der Schatten' aufgedeckt“, bietet im wesentliche Werbebotschaften sowie eine Inhaltsangabe des Films.
Die „Alternativen Enden“ sind keine, weil sie keine andere Erzählung präsentieren, sondern nur alternative Aufnahmen sind.
Unkommentiertes, etwa zweiminütiges B-Roll-Material, sowie der Trailer sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Die Herrschaft der Schatten“ kümmert sich zu sehr darum, das Mysterium der Schatten rätselhaft zu halten. Ohne Rückkopplung an eine zusätzliche Thematik droht der Film in der Banalität zu verschwinden. Lediglich eine zarte Andeutung rettet das Werk davor. Technisch ist die Bluray gut, auch wenn in dunklen Szenen Details verschluckt werden.

Stefan Dabrock

06.10.2011

   
Originaltitel Vanishing on 7th Street (USA 2010)
Länge 91 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Brad Anderson
Darsteller Hayden Christensen, John Leguizamo, Thandie Newton, Jacob Latimore, Taylor Groothuis, Larry Fessenden, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Brad Anderson (Regie), Alternative Enden, Trailer, u.m.
Preis ca. 17 EUR
Bewertung durchwachsen, technisch mittelmäßig