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rezensionen

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06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Kammer Spiel

Dinner for One – Eine mörderische Party

Dinner for One – Eine mörderische Party

Das Kammerspiel gehört zu den filmischen Königsdisziplinen, da die Einengung auf einen begrenzten Ort viele Variationen und Schauwerte ausschließt, mit denen das Medium sonst gerne punktet. Es bietet im Gegenzug die Möglichkeit, Menschen in Grenzsituationen zu präsentieren, um deren psychische Natur eindrucksvoll zu verdichten. Carl Schenkel ließ in seinem Fahrstuhlthriller „Abwärts“ (BRD 1984) unter anderem Götz George existenzielle Erfahrungen machen und Roman Polanski zeigte in der Verfilmung von Yasmin Rezas Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“, was für eine Dynamik sich entfalten kann, wenn die Masken gesellschaftlich antrainierter Höflichkeit zerbrechen.
In „Dinner for One – Eine mörderische Party“ stolpert der Bankräuber John Taylor (Clayne Crawford) in ein Kammerspiel, als er auf der Flucht an Warwick Wilsons (David Hyde Pierce) Haustür klingelt. Nach anfänglicher Ablehnung darf John schließlich eintreten, um ein paar Arrangements zu treffen, wie er gegenüber Warwick vorgibt. Schnell kippt die Situation um, als John seinen Gastgeber in Geiselhaft nehmen möchte, aber er hat nicht mit der psychopathischen Natur seines Gegenübers gerechnet. Denn Warwick treibt sein eigenes bizarres Spiel, imaginäre Partygäste inklusive. An einen Stuhl gefesselt fürchtet John um sein Leben.
„Abwärts“ thematisiert die Auswirkungen einer klaustrophobischen Gefahrensituation auf vier unterschiedliche Menschen, deren widerstreitende Charaktere eine beklemmende Dynamik entfachen. „Der Gott des Gemetzels“ beobachtet vier Menschen dabei wie sie in einer New Yorker Wohnung um die Anerkennung der eigenen Persönlichkeit kämpfen und dabei die antrainierten Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders immer weiter niederreißen.
Und was erzählt „Dinner for One – Eine mörderische Party“? Geht es um einen gescheiterten Banküberfall? Oder will Nick Tomnay Machtpositionen ausloten? Erzählt er gar vom Streben Dinner for One – Eine mörderische Party nach Glück mit fragwürdigen Mitteln? Eine Antwort bleibt der Film schuldig, bis Warwick und John bei einer Partie Schach gezeigt werden, mit der John seine Freiheit erspielen kann. Tomnay bebildert knapp 90 Minuten lang den banalen Satz, dass das Leben ein Spiel ist, bei dem man einerseits nicht so genau weiß, was passieren wird, und andererseits nur im Rahmen der Regeln eingreifen kann. Und die bestimmt Warwick.

Psychologische Machtduelle haben bei einem solch luftigen Konzept keinen Platz. Stattdessen offeriert Gastgeber und Teilzeitpsychopath Warwick seinem Gefangenen eine abstruse Scheinwelt aus Partygästen, die nur in Warwicks Kopf Gestalt angenommen haben. Keck schwingt er sich auf den Wohnzimmertisch, um im Dienste seines Spiels ein lässiges Diskotänzchen zu präsentieren oder er führt eine ausgelassene Polonaise an. John bleibt bei alldem gezwungenermaßen passiv. Als Spielfigur hat er nichts oder nur sehr wenig beizutragen.
Die Parade immer neuer Szenen der Selbstdarstellung, in denen David Hyde Pierce als Warwick eine durchaus überzeugende Figur macht, lässt keinen Raum für weitere Aspekte. Deswegen führt der begrenzte Platz auch nicht zu einer Verdichtung des Geschehens. In „Dinner for One – Eine mörderische Party“ ist die eigentliche Stärke des Kammerspiels abwesend. An seine Stelle tritt der humoristische Umgang mit der Ohnmacht, die John befallen hat, seitdem er in Warwicks Haus eingetreten ist. Dynamisch umherspringende Kameraperspektiven, die mal den Blick anderer, nicht vorhandener Partygäste imitieren, dann eine übergeordnete Sicht von der Zimmerdecke einnehmen oder aus der Froschperspektive Johns untergeordnete Position reflektieren, zeugen von den Kräften, denen der Bankräuber ausgesetzt ist.
Dessen weitgehende Passivität verhindert indes, dass der Film jemals aus seiner wachsweichen Ohnmachts-Konsumenten-Perspektive ausbrechen kann. Er nähert sich nie den Menschen, die ihn bevölkern. Der formale Akt, drollige, absurde oder auch aberwitzige Begebenheiten sowie Wendungen zu zeigen, triumphiert über die Charaktere. Sie sind Teil einer Darbietung, die wie das maskierte Abbild eines anderen Geschehens wirkt, dessen ganze Dimension aber aus unbekannten Gründen nicht gezeigt werden soll. Die Oberfläche, die hohle Nummer, das Spiel ohne Eigenschaften und Hintergrund triumphieren über Emotionen und menschliche Tiefe. Das Leben mag vielleicht sogar ein Spiel sein, aber ein solches Trauerspiel ist es nicht.

Bildqualität

Dinner for One – Eine mörderische Party

Das Bild der Bluray ist einwandfrei. Recht detailreiche Innenraumszenerien überzeugen mit einer klaren Darstellung des Geschehens. Dazu gesellen sich kräftige Farben, die das visuelle Konzept des Films sehr gut wiedergeben. Der ausgewogene Kontrast macht eine gute Figur. Das leichte Rauschen stört nicht.

Tonqualität

Die DTS-Hi-Resolution-5.1-Tonspuren verfügen über ausgesprochen klare und gut verständliche Dialoge. Die Grunddisziplin beherrscht die Bluray ohne Schwierigkeiten. Die räumliche Abmischung ist in Ordnung, ohne dass die Möglichkeiten voll genutzt werden, die eine subtile Platzierung von Hintergrundgeräuschen bietet.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer zum Film.

Fazit

„Dinner for One – Eine mörderische Party“ stellt sein Kammerspiel als One-Man-Show dar, bei dem einer von zwei Charakteren eine nahezu vollständig passive Rolle einnehmen muss. Damit nimmt er der Dramaform des Kammerspiels die Möglichkeit, auf dynamische Weise atmen zu können. Stattdessen dominiert der Zeremonienmeister über die Konsumentenrolle seines unterlegenen Spielteilnehmers. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

19.02.2013

   
Originaltitel The Perfect Host (USA 2010)
Länge 88 Minuten (24p)
Studio I-on new media
Regie Nick Tomnay
Darsteller David Hyde Pierce, Clayne Crawford, Tyrees Allen, Cooper Barnes, Megahn Perry, Annie Campbell, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-Hi-Resolution 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung schwach, technisch gut