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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Action-Cartoonisten

Expendables 2

Expendables 2

Nach viel TV-Arbeit meldete sich „Tomb Raider“-Regisseur Simon West 2011 mit dem Jason Statham-Vehikel „The Mechanic“ zurück und ließ im nächsten Jahr nicht nur den Thriller „Stolen“, sondern auch „Expendables 2“ folgen.
In der Fortsetzung des Söldner-Actionkrachers „The Expendables“ (USA 2010) müssen die kampferprobten Muskelberge um ihren Anführer Barney Ross (Sylvester Stallone) den Verlust des frisch angeworbenen Teammitglieds Billy The Kid (Liam Hemsworth) hinnehmen. Ein angeblicher Routineauftrag für Church (Bruce Willis), der einige Zeit nach den Ereignissen des ersten Teils Barney unter Druck setzt, geht schief. Nachdem die Truppe zusammen mit der Spezialistin Maggie (Nan Yu), die für Church arbeitet, einen Gegenstand aus einem abgestürzten Flugzeug geborgen hat, taucht Bösewicht Vilain (Jean-Claude Van Damme) mit seinen Schergen auf, um die wertvolle Fracht in seinen Besitz zu bringen. Dessen kaltblütigen Mord an Billy wollen Barney und seine Kumpane rächen. Außerdem ist Vilain mit dem geheimnisvollen Gegenstand geflüchtet, der die Pläne zu einer versteckten Mine enthält. Darin befindet sich waffenfähiges Plutonium, das die Sowjets einst eingelagert hatten. Die Söldner können bei ihrer anschließenden Jagd auf Vilain Rachegelüste und Weltrettung verbinden.

Im Gegensatz zum ersten Teil, der mit den Mitteln des überzeichneten Actionfilms auf Testosteronbasis Rasanz und kritische Töne gegenüber politischen Machtstrategien verband, spielt im zweiten Teil nur der cartoonartig auf die Spitze getriebene Krawall eine Rolle. Nachdem die Fronten klar verteilt sind, wechseln sich ruppige Actionszenen mit kurzen Ruhephasen ab. Die Nähe zum Handlungsablauf klassischer Cartoonstrips, in denen zwischen den einzelnen Höhepunkten aus schnellen sowie absurden Kampfszenen oder Verfolgungsjagden für wenige Momente Ruhe einkehrt, ist frappierend. Die explizite Gewalt mit spritzendem Blut entpuppt sich deswegen auch als ästhetische Manifestation einer Groteske. Expendables 2 Es geht um die prächtig funktionierende ironische Präsentation der Schauwerte eines Actionkinos, dessen Dynamik alles Übrige in den Hintergrund rückt. Dabei strahlen die wuchtigen Schießereien trotz des zahlreich verschossenen Bleis stets eine lockere Leichtigkeit aus. Denn selbst mitten im Kampfgetümmeln ist immer noch Zeit für einen amüsanten Spruch zur eigenen Lage, der sofort ad absurdum geführt wird. So beklagt Barney, dass sie eigentlich einen Panzer bräuchten, um die Gegner in Schach halten zu können. Seine Worte sind noch nicht verklungen, da blickt er in das Mündungsrohr eines entsprechenden Kampfgeräts, das jedoch die Anderen abfeuern.
Der One-Liner Humor, in dem sich Größen wie Schwarzenegger auch selbst parodieren, wenn er sein aus „Terminator“ (USA 1984) bekanntes Zitat „I'll be back“ in ein „I'm back“ umwandelt, wird durch den Humor der Inszenierung weiter angeheizt. Statham nutzt als Lee Christmas die Verkleidung eines Priesters, indem er sein Gesicht unter der ausladenden Kapuze des Gewandes versteckt, bevor er nach ein paar gemurmelten Worten und einem sarkastischen Spruch seine Feinde ins Jenseits schickt. Das Spiel mit der religiösen Rolle, welche die Angreifer in Sicherheit wiegt, erschüttert die Klarheit ihrer Welt. Die Maske als Tarnungsinstrument gehört seit jeher zu den taktischen Mitteln, um die bekannten Regeln der sozialen Realität umzuschreiben. Ein Priester hantiert einfach nicht mit Waffen. Indem West Lees Strategie dank des pointierten Timings sowie des lässigen Spruchs nicht grimmig-ernst, sondern humorvoll inszeniert, karikiert er die scheinbare Einfachheit des Genres. Wer sich auf allzu simple Wahrnehmungen verlässt, der beißt ins Gras. Auch das erinnert an die Strategie der Cartoons, die in ihren besten Beispielen menschliche Schwächen, taktische Mängel oder auch Muster der Erzählung ironisch aufnehmen, um sie raffiniert zu hinterfragen.

Wenn die Waffen einmal schweigen, dann dürfen die einzelnen Mitglieder der Söldnertruppe amüsant-menschliche Züge tragen, die ihnen die Sympathie einbringt, die den kalt sowie maschinenartig agierenden Bösewichten um Vilain verwehrt bleibt. Eine Diskussion um Nudeln, die sich einer der Söldner mit seinem mitgebrachten Kochgeschirr zubereitet, während die Übrigen ihre wenig schmackhaften Riegel futtern müssen, ist nur ein Beispiel dafür. Denn bei allem überbordenden Sarkasmus, bei allem ironischen Spiel mit der Genrevergangenheit, bei aller Karikierung, die Eindeutigkeit, wer hier die Guten und wer die Bösen sind, muss natürlich gewahrt bleiben.

Bildqualität

Expendables 2

Das Bild der Bluray kann trotz anderslautender Stimmen überzeugen, wenn man die ästhetische Entscheidung der Filmemacher mag. Ihr Ansinnen, einen rauen, schmuddelig aussehenden Film zu machen, kann man seriöserweise nicht dem Bluraytransfer anlasten.
Die Körnigkeit und das Spiel mit leichten Unschärfen gehört bei „Expendables 2“ dazu. Neben den Szenen, in denen das Bild etwas weich aussieht, trumpft die Bluray mit eindrucksvoller Schärfe und hervorragender Detailfreude auf. Die erdigen Farbtöne mit Grün- und Grauschattierungen werden differenziert wiedergegeben. Insgesamt ist hier ein guter Transfer gelungen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-7.1-Tonspuren klingen leider nicht so wuchtig, wie man sich das wünschen würde. Die Abmischung betont deutlich stärker die vorderen als die hinteren Lautsprecher. So ergibt sich zwar ein räumliches Erlebnis, aber eines das geringer als nötig ausfällt. Klare Toneffekte treten zugunsten einer miteinander verschmelzenden Kulisse in den Hintergrund. Der Basseinsatz klingt etwas zurückgenommen. Die Dialoge klingen bei alldem sehr sauber und sind stets verständlich. Hier wurde gute Arbeit geleistet.

Extras

Im Audiokommentar liefert Simon West (Regie) ein paar Hintergrundinformationen über die Drehorte, logistische Fragen und die Atmosphäre am Set. Zwischendurch geht er auch auf die Ausstattung und einzelne Inszenierungsaspekte ein. Insgesamt ein ordentlicher, solider Kommentar.
Die knapp 25-minütige Kurzdoko „Big Guns Bigger Heroes: Die 80er – Auferstehung des Actionfilms“ beschäftigt sich mit den soziopolitischen Hintergründen der unterschiedlichen Ausprägungen des Genres. Politologen, Filmhistoriker und Filmschaffende gehen auf die Entwicklung vom Ende der 1970er bis in die 1990er Jahre ein und setzten sie in bezug zu gesellschaftlichen Veränderungen.
Bei der gut 20-minütigen Kurzdoko „Gods of War: Die mächtigsten Anti-Helden der Welt“ handelt es sich um eine Art Making Of, bei dem Darsteller, Regisseur und weitere Stabmitglieder zu Wort kommen. Der Beitrag ist unterhaltsam, souverän gemacht und am Ende ist man sogar fast überzeugt, dass „The Expendables 2“ nicht nur ein guter Film ist, sondern alles bisher dagewesene auf künstlerischer sowie actionhaltiger Ebene toppt. Der werbende Aspekt steht eben im Mittelpunkt.
Die fünft Deleted Scenes sind ganz hübsch, aber auch nicht weltbewegend.
„On the Assault: Die Waffen der Expendables“ präsentiert in gut 13 Minuten die wichtigsten Waffen, mit denen im Film geschossen wird. Darsteller Randy Couture darf auf der Shooting-Range eines erstaunlich gut sortierten Waffenladens in Las Vegas die echten Geräte probeschießen. Zusätzlich gibt es noch ein paar Informationen zu den einzelnen Waffen.
„Guns for Hire: Die echten Expendables“ ist eine knapp 25-minütige Dokumentation über Mitglieder einer Sicherheitsfirma, die in Krisengebieten Personenschutz durchführt. In Interviews und Szenen der Ausbildung wird das Selbstverständnis der Menschen deutlich, die für eine solche Firma arbeiten. Differenzierte Betrachtungen liefert der einseitige Blick natürlich nicht, aber interessante Informationen sind schon dabei.
Das etwa fünfmimüntige Gag-Reel zeigt Späße und Pannen vom Set.

Fazit

„The Expendables 2“ lässt sich keine Sekunde lang auf irgendeine Ernsthaftigkeit ein und zieht sofort die amüsante Cartoon-Karte. Mit bissigem Humor, Selbstironie und rasanten Actionszenen führt der Film das Genre in absurde Regionen, in denen nicht nur das Tempo regiert, sondern auch die Reflexion über scheinbare Klarheiten. Technisch ist die Bluray weitgehend gut.

Stefan Dabrock

09.04.2013

   
Originaltitel The Expendables 2 (USA 2012)
Länge 106 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Simon West
Darsteller Sylvester Stallone, Jason Statham, Jean-Claude Van Damme, Jet Li, Dolph Lundgren, Chuck Norris, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Terry Crews, Randy Couture, Liam Hemsworth, Scott Adkins, Nan Yu, u.a.
Format 1:2,40 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 7.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Extras Audiokommentar von Simon West (Regie), Deleted Scenes, Featurette „On the Assault: Die Waffen der Expendables“, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch weitgehend gut