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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Gespenstische Ödnis

Boston Streets

Boston Streets

In vielen Texten über Brian Goodmans „Boston Streets“ taucht die Bemerkung auf, dass der Film auf Goodmans eigener Lebensgeschichte basiert, weil das ein willkommener Aufhänger für die anschließende Auseinandersetzung mit dem Werk ist. Die Qualität von „Boston Streets“ hängt aber kaum davon ab, dass wahre Begebenheiten Pate gestanden haben sollen. Denn der Realitätsbezug der in Drehbüchern und Filmen dargestellten Ereignisse hindert kreative Köpfe in keiner Weise daran, ausgesprochen schwache Umsetzungen abzuliefern. „Boston Streets“ gehört aber nicht in diese Kategorie.
Er schildert die Geschichte der zwei Freunde Paulie und Brian, die in der amerikanischen Großstadt Auge in Auge mit dem Verbrechen aufwachsen. Kleine Botendienste begründen ihren Einstieg in das kriminelle Milieu, zu dem sie auch als Erwachsene immer noch gehören. Ihr Bezugspunkt ist Pat, der örtliche Pate. Bei allen Beutezügen in der Gegend kassiert er mit. Da Paulie immer stärker das Gefühl hat, dass er unter Pats Regie nicht genügend Geld vom Kuchen abbekommt, begehrt er auf. Er überredete Brian zu Aktivitäten auf eigene Rechnung. So etwas bleibt dem allgegenwärtigen Pat aber nicht verborgen. Während er mit sanftem Druck versucht, die beiden abtrünnigen Freunde wieder zu Raison zu bringen, gerät Brian immer stärker in die Krise. Seine Frau, mit der er zwei Kinder hat, kommt mit der ständigen Unsicherheit angesichts des kriminellen Lebens ihres Mannes nicht mehr zurecht. Übermäßiger Alkoholkonsum und ein verkorkster „Job“, der ihn zusammen mit Paulie in den Knast bringt, zwingen Brian dazu, über sein Dasein nachzudenken. Paulie demgegenüber bastelt in Gedanken an dem einen großen Ding, das den Ausstieg in ein sorgenfreies Leben ermöglicht.

Auch wenn die Handlung des Films ist nicht besonders originell ist, hindert das Regisseur Brian Goodman nicht daran, die eigentliche Erzählung in atmosphärische Bilder zu stecken, um so eine dramatische Kraft zu entfachen. „Boston Streets“ atmet in jeder Sekunde seines Daseins die Ödnis des kriminellen Milieus. Die fahlen Stadtansichten, in denen der gefallene Schnee Boston Streets während der besten Momente des Films fast wie ein Leichentuch wirkt oder aber eine Atmosphäre zwischen meditativer Einkehr und tiefer Depression entwickelt, spiegeln die fatale Situation wieder, in der sich Brian und Paulie befinden. Ohne einschneidendes Erlebnis fehlt beiden die Kreativität, sich eine andere Existenz vorzustellen, als die, die sie in der öden, kriminellen Welt finden. Ihre Abhängigkeit von Pat erinnert an die Abhängigkeit von einem schlechten Chef in einem Bürojob. Sie arbeiten zwar nicht von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr, aber letztlich sind sie Nine-to-five-Kriminelle, die in der Mühle das Alltags gefangen sind. Deswegen versucht Paulie auszubrechen und auf eigene Faust tätig zu sein. Dabei hat er aber einerseits die Rechnung ohne Pat gemacht und andererseits überschätzt er sein Können.

Die gespenstische Ödnis im Leben der beiden Freunde Brian und Paulie strahlt nicht nur den Fatalismus des unweigerlichen Abstiegs aus, sie entwickelt auch eine tragische Kraft. In einer Szene sitzt Brian alleine im schneebedeckten Park und trifft zufällig einen Bekannten, der für die Stadt den Müll ausleert. Hier bündelt Goodman die Isolation Brians, der einen Moment der inneren Einkehr mitsamt seines verkorksten Daseins erlebt, und die Chance auf einen zwar nicht gloriosen, aber immerhin möglichen Ausstieg zusammen. In Mark Ruffalo hat Goodman einen idealen Darsteller gefunden, der die Mischung aus Depression, Flucht vor der Verantwortung und Sehnsucht nach einem harmonischen Leben verbindet. Sein Spiel wechselt zwischen primitiver Wut und liebevoller Zuwendung ab. Ihm gegenüber steht Ethan Hawke als Paulie, der sich zwar draufgängerisch gibt, aber in einer Szene mit einer jungen Frau offenbart, dass er sich seiner Situation bewusst ist. Sie dürfe sich nicht in ihn verlieben, sagt er, weil er kein positiver Einfluss sei. Paulie sieht die Sackgasse, in der er sich befindet, hat aber nicht die Kraft einen anderen als einen kriminellen Ausweg zu suchen. Auch das besitzt eine Tragik.

Bildqualität

Boston Streets

Das saubere Bild der Bluray überzeugt mit einer sehr guten Konturenschärfe und einem guten Detailreichtum, so dass sowohl Nahaufnahmen als auch Totalen sehr präsent wirken. Die triste Farbpalette des Films mit ihren vielen Grautönen wurde sehr gut auf die Bluray übertragen, so dass sich die visuelle Atmosphäre des Film voll entfalten kann. Dank eines ausgewogenen Kontrastes heben sich auch ähnliche Bildelemente gut voneinander ab. Das minimale Hintergrundrauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster existieren nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine absolut klare und verständliche Dialogqualität. Die Abmischung des Tons setzt recht stark auf die vorderen Lautsprecher, deren Möglichkeiten gut ausgenutzt werden. Auch wenn der Film ein Drama ist und nur wenige Actionszenen besitzt, hätte man sich hier einen etwas dynamischeren Raumklang gewünscht, der die hinteren Lautsprecher stärker miteinbezieht. In Ansätzen ist das nur selten vorhanden.

Extras

Das gesamte Bonusmaterial ist deutsch untertitelt.
Bei der etwa vierminütigen Featurette handelt es sich lediglich um eine kurze Zusammenfassung der längeren ebenfalls auf der Bluray enthaltenen Interviews.
Die interessantesten Interviews stammen von Regisseur Brian Goodman und Darsteller Mark Ruffalo. Goodman verbindet in knapp vier Minuten den Inhalt des Films mit seiner persönlichen Lebensgeschichte und deutet kurz an, wie es zu dem Projekt kam. Ruffalo nutzt seine knapp vier Minuten für eine Betrachtung seiner Filmfigur, deren Beweggründe und inneren Kämpfe er kurz darstellt.
Ethan Hawke (Darsteller) äußert sich in seinem gut dreiminütigen Interview über die Wahrhaftigkeit des Films. Das mag zwar ernst gemeint sein, wirkt aber ein bisschen wie typische Werbephrasen.
Amanda Peet (Darstellerin) hat in ihren etwa drei Minuten kaum mehr zu sagen, als den reinen Inhalt des Films wiederzugeben.
Donnie Wahlberg (Darsteller, Drehbuch) stellt in seinem gut zweiminütigen Interview noch einmal kurz den Bezug zur Realität in South Boston her, da er selbst aus der Gegend stammt.
„Beim Dreh“ (etwa 16 Minuten) besteht aus unkommentiertem B-Roll-Material ohne Wert.
Das etwa 19minütige Making Of besteht aus noch längeren Versionen der Interviews, Filmausschnitten und B-Roll-Material. Vor diesem Hintergrund kann man es sich getrost sparen, die Featurette oder die Interviews anzusehen, da das Making Of die Informationen in ansprechender Weise zusammenfügt.
Die Deleted Scenes, die zusammen etwa 17 Minuten lang sind, bestehen im wesentlichen aus kurzen Passagen, in denen die familiäre Situation Brians sowie seine Alkoholsucht etwas stärker betont werden. Insgesamt recht gut ansehbar, ohne dass eine ganz besonders spannende Szene dabei wäre.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Boston Streets“ vermittelt einen Eindruck von der tragischen Ödnis Kleinkrimineller, der gänzlich auf überdimensionale Ausbrüche verzichtet. Stattdessen regiert eine Atmosphäre gespenstischer Tristesse, in der Darsteller ihr ganzes Können entfalten. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

25.05.2010

   
Originaltitel What Doesen't Kill You (USA 2008)
Länge 100 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Brian Goodman
Darsteller Mark Ruffalo, Ethan Hawke, Amanda Peet, Will Lyman, Brian Goodman, Donnie Wahlberg, Angela Featherstone, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Interviews, Making Of, u.m.
Preis ca. 16 EUR
Bewertung gut, technisch gelungen