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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Leg dich nicht mit dem Hühnchen an!

Last Hero in China

Last Hero in China

Die Figur des chinesischen Volkshelden Wong Fei Hung war im Hongkong-Kino Anfang der 1990er Jahre vor allem mit Jet Li verbunden. Unter der Regie Tsui Harks verkörperte Li auf unnachahmliche Weise den ebenso umsichtigen wie kampferprobten Wong in den Martial Arts-Filmen „Once upon a time in China I, II und III“ („Wong Fei Hung“/HK 1991, „Wong fei Hung II: Nam yi dong ji keung“/HK 1992 und „Wong Fei Hung ji saam: Si wong jaang ba“/HK 1993). Aus dem Jahr 1993 stammt auch Jing Wongs „Last Hero in China“, in dem Li noch einmal in die Rolle Wong Fei Hungs schlüpfte, bevor er die Figur von einer Ausnahme abgesehen an den Nagel hing.
Da Jing Wong für das Drehbuch und die Regie jenseits der Actionszenen verantwortlich war, ist der Ton des Films etwas weniger ernsthaft als bei Tsui Hark. Die eingeflochtenen Themen Menschenhandel und Arzneimittelpanscherei verhindern allerdings, dass Jing Wong dem Klamauk zuviel Platz einräumt. Wong Fei Hung (Jet Li) stößt mit seiner Kampfkunstschule inklusive angegliederter Arztpraxis an räumliche Grenzen. Er muss umziehen. Seine beiden Assistenten (Dicky Cheung und Ka-Yan Leung) nehmen ein günstiges Angebot an, das sich jedoch als problematisch herausstellt. Ihr neuer Vermieter ist Mass Tar Wong (Pak-cheung Chan), der nicht nur ein Schüler Wong Fei Hungs werden will, sondern nebenan auch ein Bordell betreibt. Die Nähe zum leichten Gewerbe ist Wong Fei Hung gar nicht recht, schadet sie doch unter Umständen seinem respektablen Ruf. Da sich so schnell nichts anderes finden lässt, muss er aber erst einmal mit der Situation leben. Außerdem gerät er recht schnell in ein dubioses Netzwerk schändlicher Menschenhändler hinein, die als Mönche getarnt Frauen verschleppen und als Sklavinnen verkaufen. Wong Fei Hung stellt sich den kriminellen Elementen in den Weg und legt sich dadurch auch mit der Obrigkeit an.

Nach dem großen Erfolg der „Once upon a time in China“-Filme sprang auch Jing Wong auf den Zug auf, um die günstige Stimmung zu nutzen. Er verpflichtete nicht nur Jet Li als Zugpferd, er bediente sich auch bei den Themen seiner Vorbilder. Der westliche Einfluss auf die chinesische Gesellschaft, innerchinesische Verschwörungen zu kriminellen Zwecken, eine korrupte Obrigkeit, Drachentänze und Wong Fei Hungs medizinisches Anliegen tauchen in wilder Folge auch in „Last Hero in China auf“. Während Harks Filme auf einen fast schon langsamen Aufbau Last Hero in China des Geschehens setzen, ist Jing Wong viel stärker der Überwältigungstaktik des Hongkong-Kinos aus dieser Zeit verpflichtet. Die einzelnen Themen werden nicht sorgfältig ausgearbeitet, sondern als rasante Kollage angedeuteter Aspekte in den Ring geworfen. Mit irrsinniger Geschwindigkeit treibt Wong so eine Sau nach der anderen durchs Dorf, verliert aber überraschenderweise kaum den Überblick. Zoten angesichts des schlüpfrigen Gewerbes wechseln sich mit Schicksalsschlägen angesichts gepanschter Medizin, politischen Intrigen oder handfesten Kämpfen ab. Die Komplexität der einzelnen Themen bleibt bei dem Vorgehen natürlich auf der Strecke, dafür entwickelt der Film ein Gefühl für die bisweilen unübersichtliche Komplexität des gesamten Gemeinwesens. Im Aufzeigen der unterschiedlichen wunden Punkte liegt eine Stärke des Films.

Die andere sind die Martial-Arts-Kämpfe, die Woo-ping Yuen gewohnt souverän in Szene gesetzt hat. Die Prügeleien der jeweiligen Kontrahenten strahlen weniger den tänzerischen Aspekt eleganter Choreographien aus, sondern setzen etwas stärker als in der „Once upon a time in China“-Reihe auf die Wucht der einzelnen Schläge und Kicks. Daraus ergibt sich eine kraftvolle Dynamik, die in den besten Szenen auf eine surreale Atmosphäre trifft. Gegen den Obermönch tritt Wong Fei Hung auf einer Hängebrücke an, die von zahlreichen Fackeln gesäumt ist. Die einfache Studioatmosphäre des komplett schwarzen Raumes betont die vorhandenen Ausstattungselemente so pointiert, dass sie als überdeutliche Elemente ein bedrohliches Eigenleben entwickeln. Den „Drachentanz“-Kampf Wong Fei Hungs im Hühnchenkostüm gegen seine als Tausendfüssler auftretenden Konkurrenten muss man gesehen haben, um ihn glauben zu können. Ähnliches gilt für eine gigantische Lotusblütennachbildung, die einem Gegner als wirkungsvolle Tarnung dient. Im Finale zeigt Li dann noch Drunken-Kung-Fu. Die wüste Machart des Films entwickelt einen wundersamen Sog, dessen absurde Ballung widerstreitender Elemente den Wahnwitz aufnimmt, von dem man sich manchmal umgeben glaubt.

Bildqualität

Last Hero in China

Die Bluray lässt sich nur schlecht mit aktuellen Produktionen vergleichen. Wer ein wenig über die mangelnde Sorgfalt weiß, mit der in Hongkong jahrzehntelang das Filmerbe behandelt wurde, der weiß, das auch Filme aus der Zeit Anfang der 1990er Jahre oft nicht gut erhalten sind. Hinzu kommt die schnelle Produktion der Filme, die bereits beim Dreh für gewisse Schwächen gesorgt hat. „Last Hero in China“ sah niemals so gut aus, wie auf dieser Bluray. Das saubere Bild weist eine Schärfe auf, die mal sehr gut, mal gut und mal schwächer ausgeprägt ist. Viele Szenen besitzen einen hellen Schleier, der fast schon an einen Weichzeichner erinnert. Das resultiert vermutlich aus dem verwendeten Filmmaterial und der Ausleuchtung während des Drehs. Der Kontrast ist in solchen Szenen natürlich nicht so prägnant wie das an anderen Stellen der Fall ist. Die Farben sind mal leicht ausgebleicht, sehen dann aber wieder erstaunlich kräftig aus. Insgesamt kann man mit der Bluray zufrieden sein, die immer wieder das Maximum herausholt.

Tonqualität

Der kantonesische DTS-HD-Master-2.0-Ton verfügt über verständliche, leicht dumpfe Dialoge mit einem leichten Hintergrundrauschen. Bäume werden tontechnisch nicht ausgerissen, besondere Schwächen gibt es aber auch nicht. Der deutsche DTS-HD-Master-5.1-Ton klingt klarer und dynamischer, als sein kantonesisches Pendant. Von der Raumwirkung darf man sich aber nicht zuviel erwarten.

Extras

Bonumaterial existiert nicht.

Fazit

„Last Hero in China“ ist der kleine, wüste Bruder der epischer angelegten „Once upon a time in China“-Filme. Weniger sorgfältig ausgearbeitete Themen werden rabiater aneinandergereiht, so dass sich eine Kollage vielfältiger Andeutungen ergibt. Die Komplexität des Gemeinwesens steht deswegen stärker im Vordergrund als die der einzelnen Themen. Außerdem ordnet sich alles den wuchtigen Kämpfen unter, die oftmals einen surrealen Charakter entwickeln. Manche Sachen muss man gesehen haben, um sie glauben zu können. Technisch ist die Bluray angesichts der schwierigen Materiallage absolut im Soll.

Stefan Dabrock

03.05.2013

   
Originaltitel Wong Fei Hung ji Tit gai dau ng gung aka. Claws of Steel (Hongkong 1993)
Länge 111 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Jing Wong, Woo-ping Yuen
Darsteller Jet Li, Man Cheung, Dicky Cheung, Pak-cheung Chan, Ka-Yan Leung, Chia Hui Liu, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, DTS-HD-Master 2.0 Kantonesisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras -
Preis ca. 14 EUR
Bewertung wüst, technisch im Soll