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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

"'Die Cobra' lebt, während andere sterben" (Werberatschlag)

Der Tag der Cobra

Filmart Polizieschi Edition Nr. 4: alle Filme

Der Tag der Cobra

Anfang der 1980er Jahre neigten sich die großen Zeiten in Enzo G. Castellaris Karriere dem Ende zu, bis er in den 1990ern schließlich beim Fernsehen landete. Aber Castellari ist selbst heute noch im Filmgeschäft aktiv, auch wenn die Lücken größer wurden. Anfang der 1980er also fanden sich der Regisseur Castellari und der Schauspieler Franco Nero noch einmal für den Polizeifilm „Der Tag der Cobra“ zusammen, nachdem sie zuvor einige gemeinsame Werke abgeliefert hatten. Herausgekommen ist ein würdiges Dokument einer großen Zeit des italienischen Genrekinos, dessen Action nicht ganz so spektakulär wie bei anderen Genrevertretern ist, das aber schwungvolle Eleganz in die Waagschale werfen kann. Die bislang letzte Zusammenarbeit von Castellari und Nero war schließlich der Western „Die Rache des weißen Indianers“ („Jonathan degli orsi“, Italien/Russland 1994).
Nach einer Gefängnisstrafe arbeitet der ehemalige Spezialermittler Larry Stanziani (Franco Nero) als Privatdetektiv in San Francisco. Doch dann taucht in Stanzianis schmierigem Kellerbüro sein ehemaliger FBI-Vorgesetzter Jack Goldsmith (William Berger) auf, um ihm einen besonderen Auftrag zu geben. In Genua treibt immer noch der finstere Drogenboss Kandinsky sein Unwesen. Stanziani soll in die italienische Hafenstadt reisen, um dem Kriminellen das Handwerk zu legen. Da die Privatdetektivgeschäfte nicht besonders rosig laufen, nimmt Stanziani an und reist nach Genua. Dort trifft er auf den Wirtschaftsboss Raul Papasian (Mickey Knox), der ihn in Goldsmiths Auftrag unterstützen soll. Bei seinen Ermittlungen stößt Stanziani schnell auf den Nachtklub Astoria, in dem die schrille Lola Alberti (Licinia Lentini) das Sagen hat. Während er versucht, sich durch den Dreck in Genuas Unterwelt zu wühlen, tauchen immer neue zwielichtige Gestalten auf, die ihm ans Leder wollen. Stanziani, der nur „Die Cobra“ genannt wird, muss das Netz der Intrigen durchschlagen, um heil aus Genua herauskommen zu können.

Aus dem schmierigen Kellerloch, das Stanziani Büro nennt, führt der Weg scheinbar in eine bessere Zukunft. Denn der unverhoffte Auftrag, in Genua ermitteln zu dürfen, bringt den ehemaligen Polizeimitarbeiter zurück ins Geschäft. Und so präsentiert sich die italienische Hafenstadt zunächst von ihrer Sonnenseite. Stanziani trifft dort bei angenehmem Wetter ein. Panoramaaufnahmen zeigen einen Ort mit schöner Lage am Meer. Der Siff scheint der Vergangenheit anzugehören, aber von Anfang an ist klar, dass es nur um ein Trugbild sein kann. Auch wenn die Handlung ein paar Wendungen bereit hält, die Grundrichtung überrascht keineswegs.
Deswegen rückt die visuelle Gestaltung in den Mittelpunkt der Inszenierung. Dabei kann sich Castellari auf seinen Kameramann Giovanni Bergamini verlassen, der Genua zwischen pittoresken Straßenszenen, Hinterhofatmosphäre und schicken Büros in eine Welt aus Der Tag der Cobra miteinander verflochtenen Widersprüchen verwandelt. Die Gefahr lauert nach klassischem Spannungsmuster stets im Dunkeln, aber nicht nur dort, wo es rotzig aussieht. Auf faszinierende Weise durchmisst Bergamini die Räume der Stadt, um unter anderem lange Gassen mit unübersichtlichen Nischen zu schaffen, die in nächtlichen Szenen nur durch spärliches, aber effektvolles Licht angestrahlt werden. Die Widersprüche aus Schönheit und Hässlichkeit sind Teil der verworrenen Struktur in Genuas Lebenswirklichkeit, die sich auch in Bergaminis visueller Konzeption widerspiegelt. Optisch ist „Der Tag der Cobra“ ein echter Gewinn.
Ansonsten lebt das Werk von Franco Neros schwungvoller Frechheit, mit der er Stanziani anlegt. Lockere Sprüche, dreiste Auftritte in der Höhle des Löwen sowie eine Aura zwischen Überlegenheit und Nachdenklichkeit machen aus dem Ermittler einen griffigen Charakter. Er führt mit launig präsentierter Intelligenz durch eine temporeiche Handlung, die eigentlich nur eine echte Schwäche hat. Die Nebenhandlung um Stanzianis Sohn wirkt mit rührseligen Momenten etwas aufgesetzt, beeinträchtigt den Film aber nur minimal.

Bildqualität

Der Tag der Cobra

Für die Bluray stand eine sehr gut erhaltene Vorlage zur Verfügung, sodass die Schärfe absolut überzeugen kann. Defekte sind kaum sichtbar. Es ist höchst selten, dass man einen italienischen Polizeifilm in einer solch schönen Qualität genießen kann. Das gilt im selben Maß für die Farben, die kräftig aussehen. Die bunten Nachtklubszenen oder die düsteren Straßen Genuas wirken dadurch ungemein präsent. In Verbindung mit dem prägnanten Kontrastumfang sieht „Der Tag der Cobra“ so schick aus, wie er damals konzipiert wurde.

Tonqualität

Der deutsche Ton liegt sowohl als 2.0-Mono-Lichtton als auch in einer Mono-Magnettonvariante vor. Auch wenn beim Lichtton leichte Verzerrungen zu hören sind, ist er dem Magnetton vorzuziehen. Denn er klingt insgesamt etwas voller. Der Magnetton ist dumpfer und mit weniger Hintergrundrauschen. Der englische Ton weist vernehmliches Hintergrundrauschen auf und hört sich schnarrend an. Eine italienische Sprachfassung gibt es leider nicht.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer zum Film, einer Bildergalerie und einem 12-seitigen Booklet mit Werberatschlag sowie Aushangfotos.

Fazit

„Der Tag der Cobra“ überzeugt als schwungvoller Thriller, der eine perfekte inszenierte Atmosphäre, lockere Sprüche und einen sauberen Schnitt besitzt. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

06.06.2014

   
Originaltitel Il giorno del Cobra (Italien 1980)
Länge 95 Minuten (24p)
Studio filmArt
Regie Enzo G. Castellari
Darsteller Franco Nero, Sybil Danning, Mario Maranza, Licinia Lentini, Ennio Girolami, Mickey Knox, William Berger, Carlo Gabriel Nero, u.a.
Format 1:1,66 (16:9)
Ton 2.0 Mono Deutsch, Englisch, Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Trailer, Fotogalerie
Preis ca. 22 EUR
Bewertung gut, technisch gut